Kokoschanskys Freitag
sehen sie Kokoschansky mit seinen Leuten um eine Ecke kommen und auf die Stube zusteuern.
„Halt! Stehen bleiben! Hände über den Kopf! Langer, lass sofort die Pistole fallen! Und die anderen, was immer ihr auch in euren Händen habt! “
Unmissverständlich richten sie ihre Maschinenpistolen auf die vermeint lichen Feinde. Der Journalist und die Schwarzen sind zu langsam gewesen und entdeckt worden.
„Was ist los?“, dringt es von drinnen nach draußen.
„Das musst du dir selbst ansehen! Komm einfach raus!“, sagt einer der beiden MP-Männer. „Sonst glaubst du es nicht!“
„Nein, das ist doch wirklich ...! Mit dem Teufel persönlich habe ich gerechnet, aber niemals mit dir!“ Der Mann, der aus der Stube gekommen ist, lässt seine Maschinenpistole sinken. „Lasst gut sein“, sagt er zu den zwei A ufpassern. „Wenn Koko da ist, dann sind auch seine Leute okay.“
„Was ist denn jetzt schon wieder los?“ Freitag ist total überfordert. „Klassentreffen oder was oder wie?“
„Koko?!“ Das ist Sonjas Stimme, die von drinnen zu hören ist. „Koko!“
Kokoschansky stürmt los, sieht nichts mehr, hört nur noch Sonja, die ununterbrochen seinen Spitznamen schreit. Er stößt jeden, der ihm im We g steht zur Seite, sieht Sonja zusammengekauert auf einer Bank sitzen, eingehüllt in eine Decke. Daneben zitternd Kubela, ebenfalls ihre Blöße mit einer Decke bedeckt.
„Koko..., Herr Kokoschansky“, kann sie nur tonlos stammeln und sie sieht ihn an, als käme er von einem anderen Stern.
Jetzt erst merkt Kokoschansky, dass er noch immer die Pistole in der Hand hält. Er geht in die Knie, legt sie achtlos auf den Boden, umschlingt Sonja. Sie kann nicht reden, legt nur ihren Kopf auf seine Schulter und er braucht nicht zu fragen, er hat Augen im Kopf.
„Es ist vorbei, Liebes, es ist ausgestanden. Bist du verletzt?“
„Nein ...“
„Warte, bin gleich wieder bei dir.“ Kokoschansky steht auf, sieht sich nur kurz um und entdeckt sofort sein Ziel. Mit einem Satz springt er auf den Eichentisch und tritt Doktor Ritzler, der dahinter sitzt, voll ins Gesicht, sodass es ihn mit voller Wucht gegen die Wand schleudert. Sofort spritzt Blut aus seiner mehrfach gebrochenen Nase und aus dem Mund, er hustet und spuckt einen Großteil seiner Zähne aus. Kokoschansky hüpft vom Tisch, packt ihn an den Aufschlägen seines teuren Jacketts, schlägt, tritt und donnert ihn gleichzeitig gegen die Wand, immer wieder. Ritzler versucht sein malträtiertes Gesicht mit den Händen zu schützen, doch er ist chancenlos. Er stürzt zu Boden, krümmt sich zusammen, Kokoschansky dreht völlig durch, tritt ihn mit aller Kraft mehrmals in den Bauch bis ihm endlich Kurt Lansky, der Wiener Polizist, der der Liebe wegen nach Breitaweida gezogen ist, packt und zurückreißt.
„Hör auf, Koko!“, brüllt er den Journalisten an. „Hör auf! Es ist gut, Koko, es ist gut! Beruhige dich. Ich verstehe, aber du darfst das Arschloch nicht umbringen, obwohl er es verdient hat. Der wird nie wieder freikommen.“
Mit aller Kraft hält der um einiges kleinere Polizist Kokoschansky an den Oberarmen fest, der vor Wut zittert, aber langsam wieder zu sich selbst findet.
„Okay, okay, kannst mich loslassen“, sagt er leise, reibt seine lädierten Fingerknöchel, blickt zu den beiden Frauen und ringt mit neuerlichen Tränen. „Ich bin okay, habe mich im Griff.“
Lansky drückt ihm eine Zigarette zwischen die Lippen, zündet sie ihm an. „Geht es wieder?“
Kokoschansky nickt.
Plötzlich steht Sonja da, die Pistole in der Hand, zielt auf Ritzler, die Decke verhüllt sie nur mehr notdürftig. Es ist ihr egal, ob sie heute noch mehr Männer nackt sehen. Heute wurde sie bereits von zu vielen angegafft.
„ Das ist zu wenig“, sagt die Krankenschwester, „viel zu wenig, nur im Gefängnis zu verrotten. Er soll einfach nur krepieren. Und zwar jetzt. Geh zur Seite, Koko.“
„Sonja, nicht! Du darfst das Schwein nicht erschießen!“ Kokoschansky stellt sich zwischen den am Boden liegenden Arzt und seine Ex-Frau, die mit abwesenden Blick durch ihn hindurchschaut. „Sonja, gib mir die Pistole. Du machst dich nur unglücklich.“
Sie bringt nur ein bitteres Lächeln zuwege. „Noch unglücklicher als ich o hnehin bin? Vergiss einfach die Sonja, mit der du einmal verheiratet warst.“
Kokoschansky weiß, dass sie noch nie eine Waffe in der Hand hatte „Gib mir die Knarre, denk an unseren Sohn. Ich nehme sie dir jetzt einfach aus der
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