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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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zuständig.“ Bewusst betont sie dieses Wort, weil sie diesen Ausdruc k gar nicht mag.
    „Da, guck mal“, deutet Kokoschansky hastig mit dem Kopf, „die drei Figuren, die dort bei dem blauen Van stehen, sind mir bestens bekannt.“
    „Die sagen mir wiederum nichts.“
    „Der Kleinere ist von der Stapo, der ehemaligen Staatspolizei und ...“
    „Ich weiß“, unterbricht ihn Lena, „... vom jetzigen Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung. Hast du vergessen, wo ich meine Brötchen verdiene?“
    „Schon gut, schon gut! Die beiden anderen gehören zur selben Truppe, aber auf Bundesebene.“ Kokoschansky beugt sich über das Lenkrad. „Na b itte, wer sagt’s denn? Jetzt kommen sie alle aus ihren Löchern gekrochen. Der mit der Aktenmappe ist einer der Staatsanwälte von der neuen Abtei lung Staatsschutz und Terrorismusbekämpfung in der Staatsanwaltschaft, der ehemaligen politischen Abteilung.“
    „Du bist ja doch nicht ganz unbedarft“, lächelt Lena. „Wenn uns wer zuhören würde, könnte er meinen, wir referieren über Organisationsstrukturen in der ehemaligen DDR. Hier ist also einiges im Busch.“
    „Mein Riecher!“, Kokoschansky tippt sich an die Nasenspitze.
    „Wegen eines toten Kollegen, selbst wenn er ermordet worden sein sollte, wird nicht dieses Tamtam mit großen Bahnhof veranstaltet“, pflichtet i hm Lena bei. „Und? Was tun wir?“
    Kokoschansky wischt sich über seine Stoppelglatze. „Für einen Mome nt überlegte ich, ob ich Petranko anrufen soll. Aber der Sack hat mich gestern auch ziemlich im Regen stehen lassen. Wir hauen ab nach Hause, ich habe schon genug Leichen gesehen. Wer weiß, ob sie mich überhaupt ranlassen würden. Ich will endlich wissen, was es mit dieser Zahl und diesem X E auf sich hat. Was mit diesem Erkan Kaytan tatsächlich passiert i st, erfahren wir noch früh genug.“
    ***
    Wütend drischt der gedrungene Mann mit der Faust auf die massive Tischplatte. Am liebsten möchte er losbrüllen, obwohl seine Stimme sicher n icht die dicken Mauern des alten Vierkanthofes, der zudem noch völlig abgeschieden liegt, durchdringen könnte. Er spricht lieber sehr leise, was ihn noch gefährlicher und bedrohlicher in seiner Wut macht.
    „Und ich habe es von Beginn an gewusst, dass dieser Erdenberger ein Rohrkrepierer ist! Jetzt sitzen wir in der Scheiße. Überfällt eine Bank hinter meinem Rücken. Ohne Auftrag! Und lässt sich dabei noch umnieten. Von einem Muselmann, der Polizist ist! Wenigstens dieses Problem ist gelöst. S o kann er nicht mehr die Schnauze aufmachen. Und der Kümmeltürke ist auch schon bei seinem Allah. Doch damit sind wir noch lange nicht aus dem Schneider. Warum legt dieser Kameltreiber Erdenberger um? Kann mir das einer von euch erklären? Was läuft da ab? Damit sind sämtliche Pläne und Vorarbeiten für längere Zeit auf Eis gelegt. Das leuchtet euch doch wohl ein. Jetzt müssen wir warten bis Gras über die Geschichte gewachsen ist. Und du hast mir diesen Volltrottel gebracht! Weil du auch so ein Scheißspieler bist!“
    Plötzlich springt der Wortführer auf, sein Stuhl fällt krachend um. Er langt über den Tisch, packt einen aus der Männerrunde an den Jackettaufschlägen und reißt ihn hoch, sodass ihre Gesichter nur wenige Zenti­meter voneinander entfernt sind. Der Angegriffene traut sich nicht seinem zornigen Gegenüber in die Augen zu schauen und lässt sich durchschütteln wie eine Marionette.
    „Sieh mich gefälligst an, du Arschloch, wenn ich mit dir rede!“
    Der geifernde Atem fühlt sich wie Feuer im Gesicht des Gedemütigten an.
    „Du hast dich für ihn verbürgt. Und ich habe mich von dir breitschlagen l assen. Der ist einer wie wir, hast du gesagt. Der passt zu uns. Hast du das gesagt oder nicht?“
    Der Griff wird nicht lockerer. Im Gegenteil! Inzwischen hat der Mann dermaßen fest zugepackt, dass die Gelenke seiner Hände weiß hervortreten.
    „Der hat genau die gleiche Einstellung wie wir, hast du gesagt. Und dann überfällt dieser Idiot eine Bank! Weil ihm das Geld endgültig ausgegangen i st! Und ich habe ihm noch ein paar Kredite besorgt! Er hat mich belogen und du auch! Der Arsch hat uns, unsere große Sache verraten. Und du hängst jetzt mittendrin! Du hast gewusst, dass er die Kohle verspielt! Wann geht dir das Geld aus? Wann überfällst du eine Bank? Los, sag’s mir! Er kann nicht mehr reden. An dem knabbern schon die Würmer. Doch was war vorher? Garantierst du mir, dass er nicht doch

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