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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Rugova, den Verlauf des Spieles beobachtend. Vater Shukumbin ist der Boss, sein Sohn Kushtrim soll einmal in seine Fußstapfen treten. Die beiden Männer, fünfundfünfzig und dreißig Jahre alt, gelten als die Köpfe der albanischen Mafia in Wien. Das JoJo ist ihr Hauptquartier, von wo aus sie die Fäden international spinnen.
    „Was denkst du, Papa?“, fragt der Sohn, „Heute hatte doch dieser Koko­schansky seine Vernehmung. Was wird dabei herausgekommen sein?“
    Shukumbin Rugova lässt die Augen nicht vom Spieltisch. „Wir werden sehen.“
    „Was heißt das?“
    „Der Staatsanwalt wird das Verfahren einstellen. Die Suppe ist zu dünn. Kokoschansky ist ein gerissener Hund. Der hat in seinem Buch nur das geschrieben, was ohnehin bekannt und aktenkundig ist.“
    „Wozu dann der ganze Aufwand, wenn alles ohnehin nichts bringt? Warum kaufen wir uns nicht den zuständigen Staatsanwalt?“
    „Sohn, du musst noch viel lernen“, rügt ihn der Vater. „Kapier endlich, dass wir nicht in Tirana, Durres, Shkodra oder sonst wo in Albanien sind. Hier ticken die Uhren anders. Es ist ein Gefallen für einen unserer Geschäftspartner. Dahinter steckt einiges mehr, was dich jetzt noch nicht zu interessieren hat. Wir haben diesen Hundesohn Kokoschansky schon lange Zeit im Visier. Und jetzt kümmere dich um das Spiel.“
    ***
    Kokoschansky biegt vom Handelskai in die kleine Seitenstraße ein, die direkt zum Lusthaus führt, einem Relikt aus Zeiten der Monarchie. Der Pavillon mit einem traditionsreichen Café ist, besonders im Sommer, ein b eliebtes Besucherziel für Einheimische und Touristen.
    Auf dem großen Parkplatz rund um das Lusthaus ist einiges los. Unschwer zu erkennen, hier ist etwas passiert. Zahlreiche Polizeiautos, zivile PKW der Kriminalbeamten und Kriminaltechnik, ein Rettungsfahrzeug und der graue, geschlossene Leichenwagen der Städtischen Bestattung stehen herum. Hin ter den Absperrungsbändern warten die unvermeidlichen Schaulustigen.
    Kokoschansky parkt abseits ein. Kriminalbeamte, Polizisten sprechen miteinander oder telefonieren. Auch einige ihm bekannte Journalisten und drei Kamerateams sind vor Ort.
    „Siehst du irgendwo Petranko?“, fragt Kokoschansky seine Lebens­gefährtin.
    „Nein. Vielleicht hat er heute dienstfrei. Und was verklickerst du dene n, wenn du jetzt hier auftauchst?“
    „Ich bin Journalist und habe es im Radio gehört. Das ist nicht einmal gelogen. Außerdem sind bereits genug andere aus meiner Branche hier. Da falle ich nicht auf. Wieso?“ Er sieht Lena für einen Augenblick ungläubi g an. „Kommst du nicht mit?“
    „Ich bleibe lieber hier. Es ist glaube ich keine gute Idee, wenn ich als kleine Polizistin auch mit antanze. Das kann ins Auge gehen.“
    „Hmmm, verstehe! Also dann, ich versuche mir mal einen Überblick zu verschaffen.“ Kokoschansky greift nach dem Türgriff, aber Lena hält ihn am Arm zurück.
    „Warte mal. Die beiden da drüben kenne ich. Das sind BIA-Leute. Die haben sich erst vor Kurzem in unserer Polizeiinspektion wichtig gemacht.“
    „Dieses Büro für Interne Angelegenheiten gibt es doch in dieser Form nicht mehr, oder?“, fragt Koko.
    „Das Kind hat nur einen neuen Namen bekommen“, klärt ihn Lena auf. „Der Verein ist der Gleiche geblieben. Statt BIA heißt es jetzt Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung oder BAK.“
    „Sperriger geht es wohl nicht.“
    „Tja, unsere Innenministerin ist sehr erfindungsreich. Abschiebehaft oder Schubhaft heißt nun im ministeriellen Gebrauch ,Kompetenzzentrum für aufenthaltsbeendende Maßnahmen’“.
    „So kann man auch die Bevölkerung versuchen für dumm zu verkau fen“, schüttelt Kokoschansky den Kopf. „Schubhaft ist eben zu negativ be setzt. Schwupp, erfinden ein paar Schlaumeier einen neuen Begriff. Sag mal, Lena, dieses neue Bundesamt ist wieder nur für euch Bullen zuständig oder wie?“
    „Es besteht eine enge Kooperation mit der Korruptionsstaatsanwaltschaft und bezieht österreichweit alle Beamten ein. Finanz, Magistrat und so weiter.“
    Er grinst. „Es ist immer gut, Tisch und Bett mit einer Poli­zistin zu teilen.“
    „Und ich dachte“, gibt Lena sofort Kontra, „du bist immer auf dem neuesten Stand.“
    „Na hör mal! Bei dem Wirrwarr und der ständigen Umstrukturierung würde selbst ein Nobelpreisträger passen. Und das BBE, dieses Büro für ...“
    „... Büro für Besondere Ermittlungen“, hilft Lena aus, „ist für uns ‘Bullen’

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