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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Schwarze getroffen hast, ist die Gruppe bisher nicht enttarnt worden. Wie bist du denn jetzt plötzlich darauf gekommen? Wieso gab das Logo Lonsdale auf dem Sweater den Ausschlag?“
    „Sagte ich doch schon. Weil es eine bevorzugte Marke der Neonazi­szene ist. Und ich weiß, dass ich zu Hause eine Menge Unterlagen über deren unterschiedliche Codes habe. Ich muss sie bloß finden. Zum Beispiel, weiß ich, dass auch Rockergangs oft Zahlen- und Buchstabencodes ver­wenden. Die Hells Angels zum Beispiel firmieren oft unter einundachtzig.“
    „Nicht schlecht“, lobt ihn Lena anerkennend während sich Günther auf ihrem Schoß nur für sein Krokodil interessiert und fröhlich vor sich hin plappert.
    Wer die drei so auf der Bank sitzen sieht, muss meinen, das ist eine glückliche Familie und liegt damit gar nicht falsch. Das scheint auch ihr Schatten so zu empfinden, der sie noch immer heimlich beobachtet und dabei telefoniert, ohne den Blick von ihnen abzuwenden.
    „Jetzt ist mir wohler“, atmet Kokoschansky tief durch. „Das ist mir ziemlich im Magen gelegen.“
    „Ich weiß, mein Lieber, ich weiß“, lächelt Lena hintergründig und schneidet für den Jungen einen Apfel in kleine Spalten. „Wenn du dich in etwas verbohrst, dann bist du nicht mehr zu halten.“
    Insgeheim ertappt sich Kokoschansky bei dem Gedanken, jetzt am l iebsten daheim in seinem Arbeitszimmer zu sitzen und nicht hier auf einer Bank im Tiergarten. Und er spürt, dass Lena es weiß. Doch weder ihr noch seinem Jungen kann er antun, jetzt abrupt zum Aufbruch zu drängen. Er schämt sich auch sofort für diesen Gedanken und fragt: „Nun, Günther, schmeckt dir der Apfel?“
    Sein Sohn nickt nur, weiß im Augenblick nicht was interessanter ist, das Krokodil oder der süße Apfel.
    „Dieses X E knacke ich auch noch“, gibt sich Kokoschansky siegessicher, „und dann werde ich Petranko mal ein bisschen in den Arsch treten, weil er sich nicht meldet.“
    „ Pssst“, ermahnt ihn Lena sofort. „Sag so was nicht vor dem Kind. Der Kleine schnappt doch schon alles auf.“
    „Asch teten“, kommt sofort die Bestätigung und dabei lacht Kokoschanskys Sohn übers ganze Gesicht.
    „Das sagt man nicht!“, tadelt Lena liebevoll den Jungen und kann sich das Lachen nur schwer verkneifen. „Ganz der Herr Papa. Tja, dann wandern wir mal weiter. Schade, dass unsere Abendgestaltung etwas anders ausfallen wird, als ich sie mir vorgestellt habe.“
    „Wieso? Alles zu seiner Zeit. Kennst du mich noch immer nicht? Ich kann doch hervorragend Arbeit und Vergnügen kombinieren, oder?“ Koko ­schansky streicht ihr, von den anderen Besuchern unbemerkt, über den strammen Po. Langsam schlendern sie weiter. Kokoschansky zieht erneut den hölzernen Boller­wagen hinter sich her, während sein Sohn wieder stolz wie ein kleiner Prinz darin thront und mit beiden Händchen sein Krokodil festhält. In gebührendem Abstand folgt ihnen ihr Schatten.
    ***
    Irmgard Kubela umklammert den Telefonhörer noch immer mit beiden Händen, obwohl aus der Muschel längst nur das monotone Freizeichen zu h ören ist. Das kann nur ein äußerst blöder Scherz sein, denkt sie zuerst. Doch wer sollte sich den mit ihr erlauben? Vor allem warum? Andererseits ... Idio ­ ten gibt es genug und ihre Nummer steht im Telefonbuch. Schließlich hat sie nichts zu verbergen. Die Männerstimme war ihr völlig unbekannt, doc h wie sie klang, war es alles andere als ein Scherz. Jedes Wort hat sich in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Sie kam nicht einmal dazu, Fragen zu stellen. „Tauchen Sie mit Ihrer Tochter unter. Sofort! Möglichst weit weg. Sie beide sollen entführt werden. Ich mache da nicht mit. Hauen Sie ab! Noch heute. Am besten Sie verschwinden ins Ausland.“
    Im Augenblick ist Kubela unfähig klar zu denken. Tausend Gedanken schwirren gleichzeitig in ihrem Kopf und ihre größte Sorge gilt ihrer Tochter. Es kann nur mit ihrem geschiedenen Mann zu tun haben und den Leuten, mit denen er bis zuletzt zusammen war. Das kann nicht Zufall sein!
    „Selbst in der Grube hat man vor dem Scheißkerl keine Ruhe“, murmelt sie verbittert vor sich hin.
    „Mama, wer hat denn angerufen?“ Schlaftrunken steht die Tochter im Zimmer. Das Telefonklingeln hatte sie aus ihrem Mittagsschlaf gerisse n. „War das Papa?“
    Irmgard Kubela würgt und schluckt, kämpft mit den Tränen, bemüht sich fröhlich zu wirken. „Nein, Liebes, da hat sich nur jemand verwählt. Und jetzt wieder ab ins Bettchen. Ein halbes

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