Kokoschanskys Freitag
Begriffe fährt der schon zu lange auch den gleichen Weg.“
„Ja, doch“, antwortet der Schwarze. „Haben Sie Probleme?“
Kokoschansky schweigt und sieht sich nochmals um. Es ist leicht zu erkennen, dass der Frau an seiner Seite die Angst ins Gesicht geschrieben steht. Auch das kleine Mädchen merkt instinktiv, dass etwas nicht stimmt, verhält sich aber ruhig und lässt die Hand der Mutter nicht los.
„Okay, dann wollen wir mal den neugierigen Schlaumeier abhängen. Festhalten!“ Kaum ausgesprochen drückt der Taxifahrer das Gaspedal durch, wechselt zwar mit Bedacht und Hirn, aber nicht nach der Straßenverkehrsordnung mehrmals die Fahrspuren. Verkehrszeichen sind in diesem Moment nur Dekoration und die Ampelfarben sieht er als Vorschläge an. Da sein Taxi um einiges mehr unter der Haube hat, ist es nicht sehr schwer, das eher altersschwache Verfolgerfahrzeug abzuhängen. Nachdem die Luft wieder rein ist, verlangsamt sich auch das Tempo.
„Hoffentlich bin ich nicht in eine Radarfalle gerast“, meint der Schwarze, als er den Fahrpreis entgegennimmt. „Auch egal, ich helfe gerne. Sie wissen ja, wenn Sie eine schnelle Fahrt brauchen und ich gerade unterwegs bin, immer zu Diensten. Meine Karte haben Sie und wenn Sie mal richtig heiße Reggaemusik hören wollen, bin ich ebenfalls ein heißer Tipp.“ Dabei strahlt er wieder über das ganze Gesicht und das kleine Mädchen sieht mit großen Augen auf seine Rastazöpfe mit den eingeflochtenen, bunten Holzperlen. Kokoschansky kritzelt seine Handynummer auf einen Zettel und denkt, wenn ich mal was Besonderes rauchen möchte, bist du wohl auch eine exzellente Adresse.
„Da“, er reicht dem Fahrer den Zettel, „falls Sie doch noch ein ungewolltes Foto bekommen sollten. Ich stehe dafür gerade.“
„Oh danke, okay.“ Der Taxifahrer reicht Kokoschansky die Hand. „Ich bin Friday ... Freitag ... wie sagt man in Deutsch? Das ist mein Spitzname.“
„Freitag?“
„Ja, warum nicht? Gefällt mir besser. Noch nie Robinson Crusoe gelesen? Außerdem mit meinem richtigen Namen, Moses Quentarino, ist au ch nicht unbedingt ein Blumentopf zu gewinnen.“
Noch in ihrer Wohnung hat Kokoschansky Irmgard Kubela gebeichtet, dass er kein Polizist sondern Journalist ist, mit Lena, die tatsächlich die Uniform trägt, zusammenlebt, was Kubela nicht im Geringsten stört. Vielmehr ist ihr jedes Mittel recht, um ihre kleine Tochter zu schützen.
Lena hat sie bereits vom Fenster aus beobachtet und öffnet ihnen die Tür.
„Es tut mir leid, dass ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereite“, sagt Irm gard Kubela mit leiser Stimme, ihre Tochter an der Hand haltend, während Kokoschansky eine Reisetasche trägt, die in aller Eile zusammengepackt wurde und in der sich gerade das Nötigste für ein paar Tage befindet. „Aber ich wusste mir keinen anderen Rat und meine Mutter würde das alles nicht verstehen.“
„Schon gut, schon gut“, lächelt Lena in ihrer liebenswürdigen Art. „Jetzt k ommen Sie mal herein. Hallo, Franziska! Hier seid ihr vorerst sicher. Mein Mann hat mir bereits erzählt, was vorgefallen ist. Na Kleine, jetzt guck nicht so ängstlich. Alles in Ordnung. Es wird dir gefallen.“
Nach und nach wird Irmgard Kubela ruhiger. Lena hat noch ein kleines Abendessen für die beiden vorbereitet. Danach verschwindet die Mutter mit der Tochter im Badezimmer und macht das Kind nachtfein. Lena hat im Wohnzimmer für das Mädchen auf der Couch ein Lager hergerichtet und für Kubela ein Notbett aufgestellt.
Jetzt sitzen die Frauen mit Kokoschansky in seinem Arbeitszimmer.
„Ich werde jetzt einen Freund anrufen, einen Kriminalbeamten“, sagt Kokoschansky. „Er muss herkommen. Wie ist mir egal. Hier ist Gefahr im Verzug. Was du noch nicht weißt, Lena, wir, das heißt ich, werde mit zieml icher Sicherheit beschattet.“
„Was?“
„Ich kam auch nur durch Zufall darauf. Aber unser Rastaman hat ihn sehr elegant abgehängt. Pass auf, wenn dir in der nächsten Zeit ein graues Auto in unserer Straße auffällt. Ich glaube, es war ein älterer Skoda, und ich bin fast überzeugt, dass ich den oder die Typen bereits längere Zeit im Genick sitzen habe.“
Bei Kokoschanskys Ausführungen ist Irmgard Kubela wieder eine Spur blasser geworden, was er sofort bemerkt.
„Das hat mit recht hoher Wahrscheinlichkeit nichts mit Ihnen zu tun“, versucht Kokoschansky sie zu beruhigen. „Ich bin ein paar Leuten in der Wiener Unterwelt auf die Zehen getreten. Wahrscheinlich ist
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