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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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erwarten, nutzt Greter sofort diese Gelegenheit, um dem Chefinspektor eins auszuwischen. „Viel­ leicht sollte der werte Herr Kollege“, Greter süffisantes Lächeln unterstreicht zusätzlich diese Spitze, „seine Leute etwas mehr auf Trab bringen.“
    Am liebsten möchte Petranko diesem geschniegelten Lackaffen, der von täglicher Polizeiarbeit keine Ahnung hat, eine scheuern. „Das mag vielleic ht auf dem Kasernenhof Gültigkeit haben“, gibt er umgehend Kontra, „im Polizeialltag ist der Sachverhalt etwas anders. Außerdem müssen meine Leute auch einmal ein paar Stunden schlafen.“
    Allerdings nimmt der Chefinspektor offensichtlich diesbezüglich keine Rücksicht auf sich, denn seit Freitag hat sich sein Aussehen nicht gerade verbessert. Die Ringe unter den Augen sind nur noch dunkler und tiefer geworden, seine Gesichtsfarbe gleicht der eines schwerkranken Mannes und sein Bart ist noch um einiges dichter geworden.
    „Hätte ich mehr Leute zur Verfügung“, kann sich Petranko nicht ver­kneifen und Zorn färbt seine Stimme, „wäre auch mehr möglich. Leider wird aber auf Kosten der allgemeinen Sicherheit gespart.“
    „Ich weiß“, stimmt ihm der Polizeipräsident nachdenklich zu, „doch das müssen Sie unserer Innenministerin sagen. Wir haben keine Zeit für Anim o­sitäten, und ich glaube auch nicht, dass Kollege Petranko auf der faulen Haut liegt. Das will ich einmal klarstellen.“ Greter verfällt zusehends. „Ich will, dass der Fall Erkan Kaytan schleunigst und lückenlos aufgeklärt wird. Sollte es tatsächlich Verbindungen zu dem Bankraub geben, dann möchte ich, dass auch diese nicht unter den Teppich gekehrt werden. Ich hoffe, ich habe mich klar und deutlich ausgedrückt. Im weiteren Verlauf bedeutet da s, Chefinspektor Thomas Petranko wird nun offiziell auch mit den Ermittlun gen im Mordfall Kaytan betraut, allerdings in enger Kooperation mit Kol ­lege Greter und seiner Mannschaft sowie dem BBE, da es sich bei dem Opfer um einen Polizeibeamten handelt. Ich erwarte eine problemlose Zusammenarbeit der verschiedenen Dienststellen.“
    Mit den letzten Worten des Präsidenten erhellt sich Greters Miene wieder zusehends, während Petranko am liebsten alles hinwerfen und kündigen möchte. Ein kräftiger Anschiss wäre ihm allemal lieber gewesen, als mit diesen Figuren zusammenarbeiten zu müssen. Natürlich ist ihm immer klar gewesen, dass diese Dienststellen in heiklen Situationen nicht auszuklam mern sind, dennoch fühlt er sich vom Präsidenten überrumpelt. In ihm brodelt es wie in einem brennenden Ölfass und er muss sich alle Mühe geben nicht auszurasten.
    „Fassen wir nochmals zusammen“, richtet Jobst wieder das Wort an Petranko, „was haben wir inzwischen?“
    „Nun ...“, der Chefinspektor räuspert sich kurz, „... bei Erkan Kaytan stehen wir erst am Beginn. Mehr ist darüber im Moment nicht zu sagen. Alles andere wäre reine Spekulation. Der Bankräuber Franz Erdenberger ist bis zu seinem Tod nicht straffällig gewesen oder polizeilich aufgefallen. Inzwischen wissen wir, dass er arbeitslos, ein notorischer Spieler und früher alkoholabhängig war. Diese Informationen stammen von seiner Ex-Frau, die heute mit der gemeinsamen Tochter im zehnten Bezirk lebt.“
    „Tolle Neuigkeiten. Dafür hätten wir Kollegen Petranko jedoch nicht gebraucht“, spottet Greter sofort wieder und handelt sich dafür sofort einen strafenden Blick des Polizeipräsidenten ein. „Was uns interessiert: Gab es eine Verbindung zwischen Erdenberger und Kaytan?“
    Chefinspektor Petranko atmet tief durch, um seine Wut zu unterdrücken. „Erstens bin ich kein Hellseher und zweitens frage ich mich, was inzwis chen denn Ihre Wundertruppe getan hat?“, schießt er zurück. „Fest steht, dass Kaytan bis zu seinem Tod dienstlich niemals negativ aufgefallen ist. Im Gegen­teil, nach Durchsicht seiner Personalakte verfügte er über zahlreiche Belobigungen. Seine Privatwaffe wurde von den Ballistikern eingehend unter­sucht. Natürlich ist auch sie ordnungsgemäß registriert. Bevor er vergangenen Freitag damit den Todesschuss abgefeuert hat, wurde die Pistole längere Zeit nicht benutzt. Und wie Sie wahrscheinlich alle wissen, nahm er nach dem Schuss keinerlei psychologische Betreuung in Anspruch. Vielleicht war er eine so charakterstarke Persönlichkeit, dass ihm der Waffengebrauch nich ts ausmachte? ... Ich weiß es nicht. Ich gehe davon aus, Kaytan kam rein zufällig an der Bank vorbei, sah, was los

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