Kokoschanskys Freitag
als ich. Komm, was gibt es noch Wissenswertes über diese verdammten Nazi-Abkürzungen.“
Kokoschansky grinst still vor sich hin und beginnt wieder in seiner Mappe zu blättern.
„Am besten“, schlägt er vor, „machst du dir ein paar Notizen. Das kann man sich nicht alles merken. Es kann durchaus hilfreich sein. Wer weiß? Eins, acht ist ziemlich bekannt; steht für den ersten und achten Buchstaben im Alphabet, also A und H.“
„Adolf Hitler ... Was sonst?“
„Danach nannte sich auch eine englische Neonaziorganisation, Combat achtzehn. Die rechte Rockband Sturmwehr firmiert auch als Sturm achtzehn. Auch nicht uninteressant ist achtundzwanzig, zwei steht für B und acht für H; ergibt Blut und Ehre, der ehemaligen Losung der HJ, der Hit lerjugend. Daraus entstand im angloamerikanischen Raum die Bewegung Blood & Honour, die wiederum eine eigene Jugendorganisation White Youth hervorbrachte. Beide wurden im Jahr zweitausend in Deutschland verboten.“
„Mann, du überforderst mich“, stöhnt Petranko, „und das in meinem Zustand! Wo hast du das bloß alles zusammengetragen?“ Insgeheim bewundert er Kokoschansky für diese Recherchen.
„Wissen ist Macht“, lächelt der Journalist, „lesen, lesen und nochmals lesen. Und im Internet fördert man auch so manches zutage. Solltest du auch tun ...“
„Witzbold!“ knurrt Petranko. „Kennst du noch immer nicht meinen beschissenen Job? Mach weiter. Ich will mir nicht noch eine Nacht um die Ohren schlagen. Außerdem muss ich duschen und mich endlich rasieren. Ich weiß gar nicht mehr, wie so ein Ding aussieht, geschweige denn meine Familie. Vielleicht lässt mich der Hund sogar nicht mehr rein?“
„Duschen kannst du auch hier.“
„Mal sehen. Vielleicht komme ich später auf dein Angebot zurück?“
„Okay. Weiter im Vortrag. Vierundsiebzig steht für Großdeutschland, G und D. vierundachtzig für ...“
„Heil Deutschland“, fällt ihm Petranko ins Wort und zählt im Geiste an den Fingern die Buchstaben ab.
„Genau! Achtundachtzig bedeutet Heil Hitler, kann aber auch SS heißen, wenn man das Alphabet rückwärts zählt. Neunzehn, neunzehn ist ein weiterer Code für SS.“
„Eigentlich idiotensichere Codes“, stellt der Chefinspektor fest.
„Darum verwenden die Neonazis sie auch. Vier Strich zwanzig steht für Hitlers Geburtstag am zwanzigsten April. Etwas seltener ist vier, vier, vier, D d D, Deutschland den Deutschen. Neunzehn Strich acht bedeutet Sieg Heil.“
„Da haben sicherlich unsere Eins-acht-neunzehn-acht abgekupfert.“
„Davon bin ich überzeugt. So weit ich weiß, sind die gängigen Verschlüsselungen in der Szene allgemein bekannt. Schwieriger ist vierzehn, achtundachtzig. Das bedeutet vierzehn words und Heil Hitler.“
„Moment, langsam“, unterbricht Petranko. „Schau auf die Uhr und dann mich an. Mein Hirn ist zurzeit nicht mehr ganz intakt.“
„Vierzehn words“, erklärt Kokoschansky, „geht auf ein Zitat des amerikanischen rechten Terroristen und Rassisten David Eden Lane zurück. ‘We must secure the existence of our people and the future for white children.’ Wir müssen den Fortbestand unseres Volkes und die Zukunft unserer weißen Kinder sichern. Kapiert?“
Petranko nickt und brummt etwas Unverständliches vor sich hin. In diesem Moment gesellt sich Lena wieder zu ihnen.
„Schläft sie schon?“, fragt Kokoschansky.
„Ich denke ja. Sie ist ziemlich fertig. Und wie weit seid ihr?“
„Dein Koko stopft mich mit seinem Schnellsiederkurs 5 ziemlich voll. Mir krachen schon die Finger vom Mitschreiben.“
„Gleich haben wir es“, entgegnet Kokoschansky. „Ich kann dir auch nur einen groben Überblick verschaffen. Jetzt kommen die komplizierten Nüsse, die nicht so leicht zu knacken sind. Der Code einhundertachtundsechzig zu eins ist ziemlich zynisch und bedeutet einhundertachtundsechzig Opfer und ein Täter. Fünfundneunzig sprengte der rechtsextreme Timothy McVeigh in Oklahoma City das Murral Federal Building in die Luft und wurde dafür zweitausendeins hingerichtet. HFFH heißt Hammerskins forever, forever Hammerskins.“ Er wirft einen Blick zu Petranko. „Ich sehe schon, du gehst ziemlich auf dem Zahnfleisch. Halt mal den Kopf unters Wasser oder geh dich gleich duschen. Einstweilen schreibe ich dir noch ein paar weitere Tarnnamen heraus.“
„Koko hat recht“, nickt Lena zustimmend, „du solltest auf ihn hören. Du siehst wirklich elend aus. Komm mit, ich hole dir ein
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