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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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es nichts weiter als dummer Zufall, die Ereignisse überschneiden sich.“
    „Wäre ja nicht das erste Mal, einen Schatten zu haben“, murmelt Lena und greift nach der Zigarettenpackung.
    „Ich rufe jetzt Petranko an und hoffe, dass er endlich erreichbar ist.“ Koko­schansky greift zu seinem Handy, legt es aber gleich wieder zu rück auf den Tisch und sieht Kubela direkt in die Augen. „Dass man Sie mi t Entführung bedroht, hängt nach meinem Dafürhalten mit der Vergangen­heit Ihres Exmannes zusammen. Darüber müssen wir nicht diskutieren. Wenn Sie uns beiden, Lena und mir, etwas verschwiegen haben, ist das nicht weiter schlimm. Aber der Mann, der hoffentlich bald hierher kommen wird, dem können Sie erstens vertrauen und zweitens müssen Sie ihm wirklich a lles erzählen, was Sie wissen.“
    „Ich habe Ihnen wirklich alles gesagt“, schluckt Irmgard Kubela, „ehrlich!“
    „Dann ist es gut, vor mir brauchen Sie sich nicht zu rechtfertigen.“
    Bereits nach den ersten Brocken, die Kokoschansky Petranko per Tele fon zuwirft, ist der Chefinspektor hellhörig geworden, unterbricht den Journalisten und sagt nur: „Bin unterwegs.“
    Keine zwanzig Minuten später steht er tatsächlich in der Wohnung, hört sich die Schilderungen Kubelas an und wird dabei immer neugieriger. Sie, Irmgard Kubela, sagt er, stehe an oberster Stelle der Vernehmungsliste, aber bisher sei er aus Zeitmangel nicht dazu gekommen und jetzt erübrige es sich.
    Sein Aussehen hat sich nicht entscheidend verbessert. Inzwischen gleicht er mehr einem Penner als einem Chefinspektor der Kriminalpolizei. Vorerst behält Kokoschansky seinen Verdacht einer möglichen Beschattung noch für sich.
    „Haben Sie Ihr Handy dabei, Frau Kubela?“, fragt Petranko. „Auch w enn der Anrufer seine Nummer unterdrückte, gibt es heute technische Möglich­ keiten herauszufinden, woher der Anruf kam. Zu diesem Zweck müssen Sie m ir Ihr Handy für ein paar Tage leihen. Auch ich habe mich ein bisschen in Hollabrunn herumgetrieben und umgehört. Verzeihen Sie, aber Ihr Exmann muss ein ziemliches Arschloch gewesen sein. Und von dieser geheimnis­vollen, neuen Eins-acht-neunzehn-acht-Gruppe habe ich schon vor einiger Zeit läuten gehört, allerdings erst durch Sie, Frau Kubela, diese Bezeichn ung gehört. Bislang wusste ich nur durch Kollegen vom LVT, dass in der Gegend, in sehr abgeschiedener Lage, verstärkt neonazistische Umtriebe bemerkt wurden.“
    Der alte, gerissene Fuchs, denkt Kokoschansky, hat er doch längst seine Fühler ausgestreckt und ist bereits im Bilde. Mal austesten, was Petranko tatsächlich weiß.
    „Weißt du auch, was sich hinter eins, acht, neunzehn, acht verbirgt?“
    „Vermutlich Nazigesindel. Habe ich doch schon gesagt.“
    „Ja, ja, schon klar. Aber die Zahlen haben doch eine Bedeutung. Das ist ein Code.“
    „Klugscheißer, so viel kann ich mir auch zusammenreimen.“ Im Augen­blick hat der Chefinspektor keine Ahnung, worauf Kokoschansky hinaus will. „Und du kennst die Bedeutung dieser Zahl oder Kombination?“
    „Hm“, Koko macht es spannend, „ich denke, es ist mir gelungen ... AHSH.“
    „Und?“ Petranko zuckt mit den Achseln.
    „Stehst wohl ein bisschen auf der Leitung? Damals, in der Schule, im Geschichtsunterricht, nicht aufgepasst?“, genüsslich spielt Kokoschansky seine Trumpfkarte aus, „Adolf Hitler Sieg Heil ...“ Er demonstriert ihm di e Entschlüsselung anhand des Alphabets.
    „Oh verflucht, da ist tatsächlich was dran.“ Der Chefinspektor ist sichtlich beeindruckt. „Kompliment! Daran habe ich jetzt überhaupt nicht gedac ht. Besonders einfallsreich waren die aber nicht. Na gut, wer an den Nationalsozialismus glaubt, ist nicht unbedingt mit überragender Intellig enz gesegnet. Und wie hast du die Nuss geknackt?“
    „Lonsdale ...“, wirft ihm Kokoschansky einen weiteren Happen zu, mit dem Petranko vorerst auch nicht viel anzufangen weiß. „Gut, ich sehe schon, muss dem Herrn Chefinspektor ein bisschen Unterricht erteilen.“ Der Journalist kramt in einer Mappe. „Hast du sicher schon gesehen, diese Typen mit Lonsdale-Klamotten.“
    „Klar“, erwidert Petranko, „aber ich habe mir nie groß Gedanken gemacht, in welchem Zusammenhang dieses Modelabel mit den Nazis stehen soll.“
    Endlich hat Kokoschansky genau die Unterlagen gefunden, die er für seinen kleinen Exkurs gesucht hat, und wendet sich an das kleine, gespannt wartende , Auditorium: „Passt mal auf. Lonsdale ist eine englische

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