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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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bin für chinesisch, eine gute Idee. Dann könnten wir auch gleich dort essen.“
    „Hm, ich mag nicht. Eigentlich ist mein Bedarf an Leuten für heute gedeckt.“
    ***
    Lena räumt das Geschirr in die Spülmaschine und Kokoschansky verzieht sich in sein Arbeitszimmer. Er fährt seine beiden PCs hoch, will seine Mails abrufen, doch seine Maus streikt. Der Cursor bewegt sich keinen Millimeter.
    „Scheißding!“, flucht er und untersucht das Steuergerät näher. „Sicherlic h sind die Batterien im Eimer.“
    Zweifelsohne sind eine kabellose Tastatur und eine Funkmaus von Vorteil. Warum aber immer dann die Batterien den Geist aufgeben müssen, wenn man es am allerwenigsten braucht? Er kramt in seinen Schubladen nach intakten Stromquellen, findet tatsächlich neue und tauscht sie aus. Die Maus ist wieder voll funktionstüchtig. Es schadet nichts, die Gelegenheit zu nutzen, den Kabelsalat zu kontrollieren, den sein kleines Netzwerk verur sacht. Auf die paar Minuten kommt es jetzt nicht an. Manchmal werden Stecker locker, obwohl nur selten hingegriffen wird und die Computer ihren festen Platz haben. Die Technik ist ein Luder. Dementsprechend groß ist die Staubansammlung. Kokoschansky geht in die Hocke, überprüft jede Steck­v erbindung. Plötzlich springt ihm dieses kleine Ding ins Auge.
    „Das glaube ich jetzt nicht“, murmelt er. „Das darf doch nicht wahr sein!“
    „Was machst du denn da?“, fragt Lena, die ihm eine Tasse Kaffee bringt.
    „Schau mal, was uns da Nettes ins Haus gebracht wurde. Da, dieser kleine Scheißdreck.“
    Ein schwarzer, unauffälliger Adapter, nur wenige Zentimeter groß, auf einer Seite mit einem USB-Anschluss und auf der anderen mit einer Buchse versehen, zwischen Funkstation für Keyboard und Maus und dem PC geschaltet.
    „Das ist ein besonders nettes Mitbringsel, ein so genannter Hardware Keylogger“, kocht Kokoschansky vor Wut. „Ein Hacker hat mir so etwas einmal gezeigt. Diesen kleinen Spion braucht man für das Dumpster Diving, das Herumschnüffeln in Daten. Das Ding zeichnet jede Tasteneingabe auf. Damit kannst du Passwörter und alles mögliche klauen. In der Wirtschafts­ spionage, sagte mir dieser Hacker, ist das mit diesen Keyloggers gang und gäbe, um die Konkurrenz auszutricksen. Meist werden dafür Leute in Rei nigungsfirmen eingeschleust, die dann, nach Büroschluss, ungestört diese Dinger installieren und wenn die gewünschten Ergebnisse beim Konkurr ent en sind, wird klammheimlich wieder abmontiert. Kannst du problemlos im Internet oder in einschlägigen Geschäften für ein paar Euro erwerben. Kein Mensch kontrolliert täglich seine PC-Kabel. Auch ich nicht. Ich habe nur deshalb nachgeschaut, weil meine Maus gesponnen hat.“
    „Wir haben aber keine Putzfrau“, ist Lenas ziemlich naives Argument.
    „Aber dafür war eine gewisse Irmgard Kubela hier. Ich habe keine Ahnung, wie groß die Reichweite eines solchen Keyloggers ist. Wahrschein lich genügt ein Laptop mit WLAN-Anschluss. Dafür darf aber der Spion, meines Wissens, nicht zu weit von der Quelle entfernt sein. Wie auch immer, Tatsache bleibt, jemand hat in unserer Wohnung diesen Dreck montiert.“ Wütend zieht Kokoschansky den Keylogger ab.
    „Glaubst du wirklich, Kubela hat das getan?“
    „Schatz, ich weiß es nicht. Ich traue es vielen zu. Mir fallen auch Greter s Leute ein und die Albaner. Ich weiß nur, gleich morgen lasse ich das Türschloss austauschen und noch ein paar weitere Sicherungsmaßnahmen einbauen. Egal, was es kostet. Diese Wohnung wird zu Fort Knox. Jetzt reicht es!“
    „Es gibt aber genügend Spezialisten, die jede Tür öffnen können.“
    „Weiß ich, Lena. Aber hast du einen besseren Vorschlag? Die Wohnung ist mit drei Schlössern und einer Schließkette gesichert. Trotzdem konnte jemand dieses Ding hier unbemerkt hereinschaffen. Ich will das Beste mon tieren lassen, was der Markt derzeit zu bieten hat. Ein Glück, dass ich in den letzten Tagen nicht sehr viel am Computer gearbeitet habe und sämtliche heiklen Dateien gesondert auf CD-ROMs gesichert sind. Die Mails sind für Außenstehende ohne besonderen Wert. Große Freude hatten sie nicht, we r immer auch dahinter steckt. Viel Lärm um nichts.“
    Nochmals sieht sich Kokoschansky jedes Kabel und jeden Stecker genau an bevor er sein Mailprogramm öffnet.
    „Ist der PC jetzt wieder sicher?“
    „Jetzt kann nach meinem Dafürhalten nichts mehr passieren, da der Keylogger entfernt wurde.“ Er überfliegt die Mailliste.

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