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Kokoschanskys Freitag

Kokoschanskys Freitag

Titel: Kokoschanskys Freitag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Zäuner
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Wie üblich ein Hauf en Spam-Schrott. „Sehr gut! Gaidinger hat Wort gehalten.“ Er öffnet die Nachricht, Lena beugt sich über seine Schulter und liest mit.
    Hallo Koko!
    Wie versprochen, hier meine Ergebnisse. Nicht besonders aufregend, vielleicht trotzdem brauchbar. Dr. Andreas Ritzer hat in den frühen Neunzigern einige Male in einschlägigen Nazi-Publikationen einige Artikel unter dem Pseu­donym „Teutoburger“ veröffentlicht. Anscheinend kam ihm unsere damalige Staatspolizei auf die Schliche und auch die Ärztekammer dürfte ihm auf die Zehen getreten sein. Seit dieser Zeit ist er nicht mehr offiziell in Erscheinung getreten, zumindest habe ich nichts mehr über ihn finden können. In den Anhängen sind drei Artikel dieses Teutoburgers, die ich ausgraben konnte.
    Ich hoffe, dir dienlich gewesen zu sein.
    Beste Grüße!
    Markus
    „Du wirst mir unheimlich.“ Lena legt ihre Hände auf seine Schultern. „Dein Riecher hat wieder einmal gestimmt. Oh mein Gott, ich will mir gar nicht ausmalen, wie Sonja darauf reagieren wird.“
    „In Wien gibt es nur einen Ritzler, der Doktor ist und diesen Vornamen trägt“, antwortet Kokoschansky nachdenklich. Bei jedem anderen wäre er vor Freude über den Volltreffer an die Decke gesprungen, doch in diesem F all gäbe er sehr viel dafür, wenn sein Verdacht unbegründet gewesen wäre . „Ich schaue mir mal die Anhänge an.“
    Er klickt auf die Icons und findet vor, was er sich denken konnte, den altbekannten Nazischmus über den arischen Herrenmenschen. Kokoschansky überfliegt die Artikel nur grob, weil ihm längst zum Kotzen ist.
    „Sonja ist also mit so einem Naziarschloch zusammen. Ich verstehe das nicht.“
    „Koko, Sonja ist eine erwachsene Frau.“
    „Ob er sie schon mit seiner Gesinnung auf seine Seite gezogen hat?“
    Lena setzt sich auf seinen Schoß. „Das glaube ich nicht, sie ist klug. Sicherlich konnte er seine wahre Einstellung geschickt vor ihr verbergen.“
    „Und wenn sie ihn vielleicht eines Tages heiratet? Ich will nicht, dass Günther einen Nazi zum Stiefvater bekommt. Das muss ich verhindern. Das macht mich total fertig.“
    „Wenn du willst“, Lena streicht ihm über den Kopf und küsst ihn sanft auf die Stirn, „reden wir beide in einer ruhigen Stunde mit ihr.“
    „Hast du morgen Dienst?“
    „Ja.“
    „Tag- oder Nachtdienst?“
    „Tag, das weißt du doch.“
    „Scheiße, ich bin momentan so durcheinander, dass ich mir überhaupt nichts mehr merken kann.“
    „Dreh die Kiste ab, Koko. Setzen wir uns vor den Fernseher oder gehen wir schlafen. Der Tag hatte es in sich. Heute können wir doch nichts mehr tun.“
    ***
    In dieser Nacht werden Freitags schlimmste Ahnungen wahr. Ein Roll kommando von fünf Maskierten überfällt ein Ehepaar aus Benim, das längst die österreichische Staatsbürgerschaft hat, auf dem Heimweg vom Theater in der Wattgasse in Hernals, dem siebzehnten Wiener Gemeindebezirk. Mit Baseballschlägern werden dem Mann beide Kniescheiben zerschlagen, seiner Ehefrau durch Faustschläge der Kiefer gebrochen. Nur das Auftauchen einiger Passanten verhindert noch weitaus Schlimmeres. Die Täter flüchten in zwei PKW. Keiner der Augenzeugen wird sich später bei der Polizei melden und eine Aussage machen. Nur ein einziger verständigt über sei n Handy Polizei und Rettung, bevor auch er sich aus dem Staub macht und die beiden Schwarzafrikaner in ihrem Blut liegen lässt.
    In den frühen Morgenstunden fliegt ein Brandsatz durch die Schaufenster­ scheibe eines Feinkostgeschäftes auf dem Hannovermarkt in der Brigittenau. Der Laden, der einem libanesischen Händler gehört, brennt vollständig aus.
    Auch werden wieder an unterschiedlichen Orten auf Hausfassaden und Brückenpfeiler Schmierereien mit nationalsozialistischen Hetzparolen gesprayt.
    Freitag, Rocco und einige andere Schwarze fahren in dieser Nacht kreuz und quer durch Wien, gerüstet für den Ernstfall. Doch den, nach dem sie Ausschau halten, finden sie nicht. Die Polizeikontrollen sind verstärkt worden, allerdings geraten sie in keine einzige hinein.
    Der geheimnisvolle Imam gibt zwei jungen Somalierinnen letzte Anwei sungen, betet gemeinsam mit ihnen, bevor ihnen Fikret Kaytan zwei Spreng­stoffgürtel übergibt und ihnen nochmals genau deren Handhabung erklärt.
    ***
    Mittwoch, 28. Oktober
    Lena sitzt in einem der Büros der Polizeiinspektion und bearbeitet eine Akte über eine Serie von Taschendiebstählen in der Bahnlinie U6. Natürlich sind i nzwischen

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