Kokoschanskys Freitag

und dann geht es dir dreckig. Das ist jetzt deine Retourkutsche für meine Abfuhr im Krankenhaus als du mit Greter zu Thomas wolltest. Scheiße, Scheiße und nochmals Scheiße!“ Kokoschansky schleudert die Zeitung in eine Ecke. Im Grunde eine Nullnummer, da nicht s Wesentliches drinsteht, außer dass sie sich getroffen hatten. Wenn Schrenk Details wüsste, würde er diese nicht zurückhalten und sofort in dieser Aus gabe hinausposaunt haben. Ergo wusste er nichts. Das ist aber auch der einzige Glücksfall. Nur der diensthabende Beamte konnte Kokoschansky v erpfiffen haben. Sonst war ihm niemand begegnet. Vielleicht arbeitet dieser Maulwurf Greter zu?
    Nach Thomas der zweite Ausfall, flucht Koko. Auf Schuberth kann ich nicht mehr zählen. Der hat jetzt andere Sorgen. Es wird jetzt eng, sehr en g. Greter wird alles versuchen, mich kaltzustellen. Gut, darauf lasse ich mich gerne ein. Mal sehen, wer am Ende am längeren Arm sitzt.
    Zum Glück ist der Schmetterling keine Tageszeitung, erscheint nur einma l wöchentlich, die Verkaufszahlen sind nicht berauschend, die Leserschaft setzt sich vorwiegend aus Studenten, Akademikern und Intellektuellen zus ammen. Der gehässige Artikel ist zwar unangenehm und lästig, aber stört Kokoschansky andererseits nicht sonderlich. Schrenk ist eine Laus und bei passender Gelegenheit wird er ihn zerquetschen. Kommt Zeit, kommt Rat. Viel schwerwiegender ist die Tatsache, dass nun Greter der Mann ist, der das Sagen hat und Kokoschansky ist sich sicher, dass es über kurz oder lang zur endgültigen Konfrontation zwischen ihnen kommen muss.
    Auch Lena wird sich in Acht nehmen müssen. Greter wird nichts unver sucht lassen, ihr den Beruf zu erschweren und sie genau beobachten. Anscheinend sitzen seine Zuträger und Spitzel überall, wie das Beispiel dieses verräterischen diensthabenden Beamten zeigt. Kokoschansky muss Greters Schwachstelle finden. Vielleicht findet sich dann eine Möglichkeit, ihn in die Enge zu treiben? Man weiß zu wenig über diesen Mann. Der macht das ä ußerst geschickt, schottet sein Privatleben gänzlich nach außen ab, ist nur a ls unantastbarer Saubermann in der Öffentlichkeit bekannt.
    Eines ist auf jeden Fall sicher: Kokoschansky ist nun völlig auf sich allein gestellt. Lena wird ihm kaum helfen können, ohne selbst ins Kreuz­feuer zu geraten. Bleiben noch Freitag und ... Warum meldet sich der Arsch nicht? ... und Geronimo. Der ist wenigstens ein Bulle, verlässlich und sehr gut.
    Im Augenblick ist das alles nicht wichtig. Zuerst muss Kokoschansky Sonja vor ihrem Lover warnen. Vielleicht tut er dem Kerl unrecht und alles i st ganz anders, aber schon die Tatsachen, dass Ritzlers Nummer auf Kubelas Handy zu finden und ihm nationalsozialistisches Gedankengut nicht fremd ist, sind Fakten, die nicht von der Hand zu weisen und zu ignorieren sind. Außerdem geht es um den Kleinen. Günther darf zu solchen Leuten keine Beziehung aufbauen. Sonja zu überzeugen wird sicher kein leichtes Unter ­f angen sein. Dann will Kokoschansky Erkan Kaytans Familie aufsuchen, obwohl er sich nicht viel davon verspricht. Doch zumindest einen Versuch ist es wert. Abends dann noch nach Suttenbrunn, um diese Sabine Mallender aufzustöbern. Ein volles Programm, das er sich für heute vornimmt. Auch drückt ihn das schlechte Gewissen, da er sich einige Zeit nicht um seinen Freund Thomas Petranko gekümmert hat, nicht einmal nachgefragt, w ie es um ihn steht.
    Kokoschansky überlegt, ob er Sonja anrufen und sie unter dem Vorwand um ein Gespräch bitten soll, dass ihm sein letztes unangekündigtes Erschein en bei ihr leid tut und er es wieder gutmachen will. Genau das Gegenteil ist der Fall. Selbstverständlich ist er rasend eifersüchtig, doch vor Lena würde er das nie zugeben. Am liebsten möchte er diesem Doc in die Schnauze schla gen, noch dazu unter diesen inzwischen bekannten Umständen. Der Anruf erüb rigt sich, da sein Handy piepst und ihm eine neue SMS ankündigt.
    Bin mit Andreas und dem Kleinen für ein paar Tage nach Tirol unterwegs. Melde mich, wenn ich wieder zurück bin. Sonja
    „ Na bravo!“, schimpft Kokoschansky lauthals und schlägt mit der Hand auf den Tisch. Das wird ja immer besser! Haut einfach ab, nimmt den Jungen mit und lässt mich blöd sterben! Was denkt sie sich eigentlich dabei? Tja, wer mit einem Doc in die Kiste hüpft, der noch dazu im selben Krank enha us arbeitet, kann es sich einrichten! Dann ist ein kurzfristiger Urlaub kein Problem! Warte nur bis du