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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Mark geklaut hatten; der Pinguin, der ihn daran gehindert hatte, Bernie Barnovic zu erwürgen; und die mörderische Pappnase mit ihrem bescheuerten Pferdelied.
    Vor allem die mörderische Pappnase.
    Zweimal war sie ihm mit katastrophalen Folgen über den Weg gelaufen; beim dritten Mal würde er diesem bescheuerten Pferd auf dem Flur den Gnadenschuß geben.
    Petrus grinste häßlich und steckte die knorrige Nase tiefer in den Express. Er hatte sich die Zeitung vor einer Stunde am Kiosk an der Ecke gekauft, nachdem es ihm zu langweilig geworden war, die Pänz zu verschrecken, die vor Barnovics Haus Räuber und Gendarm spielten. Den Bericht über die WIEVERSCHLACHT IM HAUPTBAHNHOF hatte er inzwischen so oft gelesen, daß er ihn auswendig hersagen konnte.
    Daher also hatten Nina und Susi den verdammten Kokskoffer; er hätte sich denken können, daß die beiden Schlampen nicht auf legale Weise in den Besitz von drei Kilo Kokain gekommen waren.
    Er spähte über den Rand der Zeitung zu Barnovics Haus hinüber. Die Pänz tuschelten miteinander und warfen ihm ängstliche Blicke zu. Petrus grunzte erfreut; kleine Kinder und säumige Schuldner gehörten zu den Dingen, die er am meisten haßte, und sie in Angst und Schrecken zu versetzen war eine seiner großen Leidenschaften.
    Ein blauer BMW bog um die Ecke und hielt mit quietschenden Reifen vor Barnovics Haus. Zwei Männer sprangen heraus.
    Petrus fluchte. Auch das noch! Bullen!
    Röhrich und dieser Armleuchter von Heppekausen, der ihn schon ein dutzendmal verhaftet hatte, ohne ihm etwas nachweisen zu können.
    Er zog sich in die Toreinfahrt zurück.
    Verdammt, was wollten die Bullen von Bernie Barnovic? Hatten sie etwa erfahren, daß er den Kokskoffer geklaut hatte?
    Vorsichtig schielte er um die Ecke. Heppekausen klingelte, aber natürlich wurde ihm nicht geöffnet; Bernie war nicht zu Hause: Röhrich sprach währenddessen mit den Pänz, die wild drauflosschnatterten und auf die Toreinfahrt deuteten.
    Petrus hätte vor Wut fast aufgeheult.
    Diese elenden, heimtückischen Blagen! Sie verpfiffen ihn tatsächlich bei den Bullen!
    »He, Sie da!« dröhnte Röhrichs gebieterische Stimme über die Straße. »Sie da in der Toreinfahrt! Kommen Sie mal her!«
    Petrus faltete die Zeitung zusammen, klemmte sie unter den Arm, schob die Hände in die Taschen, setzte seine schönste Unschuldsmiene auf, spazierte pfeifend aus der Toreinfahrt und schlenderte die Straße hinunter.
    »He, Sie da! Bleiben Sie stehen! Polizei!«
    Petrus drehte den Kopf, ging aber unbeirrt weiter. »Ich? Meinen Sie etwa mich? Aber ich habe doch nichts getan!«
    »Natürlich meine ich Sie! Los, kommen Sie her! Ich habe ein paar Fragen …«
    »Leev Mutter Joddes!« schrie Heppekausen. »Dat es doch dä Spetzbov vun Petrus!«
    Petrus rannte los.
    »Stehenbleiben! Sofort stehenbleiben!« brüllte Röhrich.
    Aber Petrus blieb nicht stehen. Er hatte nicht die geringste Lust, den Rauschgiftbullen zu erklären, was er mit einer geladenen .38er Smith & Wesson vor Bernie Barnovics Haus zu suchen hatte. Er rannte auf die nächste Straßenecke zu und betete, daß er es schaffen würde.
    »Bliev ston, Spetzbov!«
    Ein Motor heulte auf, Reifen quietschten. Lautes Hupen zerriß die Mittagsstille. Das Hupen kam rasend schnell näher.
    Im Laufen sah sich Petrus um.
    Heppekausen hing weit zurück, aber Röhrich war ihm mit dem blauen BMW dicht auf den Fersen. Wie wahnsinnig hupend, das Gesicht zu einer triumphierenden Grimasse verzerrt, raste er auf ihn zu.
    » … ja, ja, ein Pferd auf’m Flur …«
    Petrus kreischte, aber es war zu spät, um der mörderischen Pappnase noch auszuweichen, die singend und eine Flasche Schnaps schwenkend um die Ecke getorkelt kam.
    Der Aufprall war schlimmer als alles, was Petrus bisher erlebt hatte.
    Er verlor den Boden unter den Füßen, überschlug sich in der Luft, landete krachend mit dem Rücken auf dem Dach eines parkenden Autos, wurde wieder hochgeschleudert und knallte mit dem Kopf auf das Straßenpflaster.
    Ohnmächtig blieb er liegen.
    Als er wieder zu sich kam, hatte ihm Röhrich bereits Handschellen angelegt und war gerade dabei, seine Taschen zu durchsuchen. Als er die .38er fand, stieß er einen leisen Pfiff aus.
    »Eine schöne Scheiße, was, Petrus?« grinste er. »He, Heppekausen, sehen Sie mal, was unser Sportsfreund mit sich herumschleppt!«
    Heppekausen kratzte sich am Kopf. »Ich jläuv, ich dät et besser finge, wann mer dä Spetzbov zum Schäff bringe däte. Do kann hä

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