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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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dann verzälle, woröm hä met ene Flak op dä Stroß örömhänge dät.«
    Röhrich riß Petrus hoch. »Und noch dazu vor Barnovics Haus. Wenn das ein Zufall ist, sollen mir auf der Stelle die Eier abfallen.« Er gab ihm einen Stoß in die Rippen. »Was wolltest du von Barnovic, Sportsfreund?«
    »Fick dich ins Knie, Arschloch«, preßte Petrus hervor.
    Röhrich lachte heiter und zerrte ihn zum Wagen. »Das kannst du dem Chef erzählen, Sportsfreund. Der Chef wird dir schon zeigen, was ein richtiges Arschloch ist. Aber hallo!«
     
    Während Petrus dem Präsidium am Waidmarkt und einer ausgesprochen unerfreulichen Unterhaltung mit Kriminaloberkommissar Adolf Kaminski entgegenfuhr, hockte der Profizocker und Zuhälter Klaus-Dieter Spiderowsky alias Spider in einem Rheinblickapartment des Colonia-Hochhauses und las mit gierig funkelnden Augen den Express-Bericht über die WIEVERSCHLACHT IM HAUPTBAHNHOF.
    Spider hatte seit einer Woche kein Kokain mehr geschnupft, und die Vorstellung, daß sich jemand unter den Augen der Polizei mit drei Kilo Schnee aus dem Staub gemacht hatte, ließ seine Nasenschleimhäute erwartungsvoll jucken.
    »Meine Fresse«, sagte er tief beeindruckt. »Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht!«
    Christiane Hylf hörte nur mit halbem Ohr zu. Mit einem superknappen Lederrock und einem nietenbesetzten Leder-BH bekleidet, lag sie auf ihrer sündhaft teuren Ledergarnitur, rasierte sich mit Hingabe die Beine und plante ihren Ausstieg aus der Beziehungskiste.
    Die Zeiten, in denen sie Spider mit Hingabe geliebt hatte, waren längst vorbei. Mit seinen schwarzen Lockenhaaren, dem schwarzen Bart und den glutvollen Kohlenaugen war er zweifellos der schönste Mann von Köln; und mit seinem miesen, gewalttätigen Charakter war er der einzige Kerl, der ihr aus innerer Überzeugung all die Schläge gab, die sie verdiente.
    Aber selbst der schönste und gemeinste Mann verlor dramatisch an Attraktivität, wenn er in einer schlabbrigen Baumwollunterhose und löchrigen Wollsocken am Frühstückstisch saß und einem Revolverblatt mehr Aufmerksamkeit widmete als ihr.
    Was sie brauchte, das war ein Mann mit Stil und Klasse, ein Mann, der sie auf Händen durchs Leben trug und ihr die Welt zu Füßen legte – keinen, der seine Socken anbehielt, bis sie ihm freiwillig von den Füßen fielen. Aber wo sollte sie auf die Schnelle ihren Märchenprinzen finden? Bestimmt nicht in ihrem kleinen roten Notizbuch, das sich zwar wie ein Who’s Who des Kölner Klüngels las, aber nur die Namen und Telefonnummern von Männern enthielt, für die es nichts Schöneres gab, als, mit einem Hundehalsband bekleidet, vor ihr auf dem Boden zu kriechen und jene Peitschen zu apportieren, die ihr und Spider ein in Maßen luxuriöses Leben finanzierten.
    Christiane Hylf seufzte, schaltete den Rasierapparat aus, warf ihre platinblonden Haare zurück und rekelte sich verführerisch auf dem schwarzen Leder. Doch ihre Hoffnung, Spider auf diese Weise an die wirklich bedeutenden Dinge des Lebens zu erinnern, wurde enttäuscht.
    Er raschelte aufgeregt mit der Zeitung. »Meine Fresse, das ist so unglaublich, ich glaub’s einfach nicht. He, du Tier, hast du gelesen? Da sind zwei Weiber mit einem Koffer Koks auf und davon, und das irrste ist, ich kenn’ die beiden!«
    »Tatsächlich?« sagte Christiane gelangweilt.
    »Hier steht’s schwarz auf weiß – Erst gebützt, dann die Brieftasche geklaut. Meine Fresse, das können nur Nina und Susi Infernale sein. Die haben schon letzten Karneval mit diesem Trick gearbeitet.«
    »Wer sind Nina und Susi Infernale?«
    »Zwei Punkerinnen. Die sind so kriminell, so was von kriminell gibt’s gar nicht. Ich kenn’ die beiden vom Sozialamt. Und jetzt haben die einen Kokskoffer im Wert von einer halben Million! Meine Fresse, so viel Geld können die allein gar nicht ausgeben!«
    Er schielte tückisch hinter seiner Zeitung hervor.
    »Die brauchen bestimmte eine helfende Hand, und zwar meine!«
    Christiane Hylf zog lasziv die Beine an, um Spider an die Schätze zu erinnern, die unter ihrem superkurzen Lederrock verborgen waren. »Im Moment könnte ich eine helfende Hand brauchen …«
    »Meine Fresse, kapierst du denn gar nichts?« brüllte Spider sie an. »Ich hab’ die einmalige Chance, ein paar hunderttausend Mark zu verdienen, und du kommst mir mit Sex!«
    »Also, schlag mich, aber ich glaub’s nicht.« Sie bohrte frustriert einen Finger in ihren Bauchnabel. »Das erzählst du mir schon seit Jahren, aber

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