Kolibri
auszuführen, das hast du mir selbst gesagt.â
Karl zuckte mit den Schultern. âEs ist meine Orchidee. RocÃn hat sie mir geschenkt.â
âRührendâ, sagte Kollaritz und wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel.
âDu bist nur neidisch, weil deine Orchideen alle eingegangen sind.â
âPahâ, sagte Kollaritz, âdas war Pech, nichts weiter.â
Karl lachte und leerte sein Weinglas. âPech. Bei dir würde selbst ein Plastikkaktus eingehen. Dir fehlt einfach das Gespür für Pflanzen, der grüne Daumen.â
âNa, den hab ich schonâ, sagte Kollaritz und streckte seine linke Hand aus.
Beide lachten.
Karl wollte nach seinem Weinglas greifen, als er plötzlich zu würgen und dann zu husten anfing. Er klopfte sich gegen die Brust, aber der Husten wurde eher noch stärker. SchlieÃlich, so abrupt wie er begonnen hatte, hörte er wieder auf.
âWas, zum Teufel, war das denn?â, fragte Kollaritz mit besorgtem Gesicht.
Karl holte ein wenig Atem und lieà sich gegen die schwammigen Polster fallen. âWahrscheinlich das Rosenöl.â
Kollaritz beugte sich hinüber und musterte Karls Gesicht. âWas sind das für Flecken auf deinem Hals?â
Karls Finger strichen über die Haut unterhalb seines Kinns. Er kratzte sich und zuckte mit den Schultern. âKommt wahrscheinlich auch vom Rosenöl.â
Kollaritz packte Karl an den Schultern. âWovon sprichst du?â
Karl räusperte sich. Seine Kehle war ein wenig rau. Er schnappte sich das Weinglas und leerte es. Nachdem er es zurück auf den Tisch gestellt hatte, sagte er: âEs gab heute einen kleinen Unfall im Labor und dabei ist hochkonzentriertes Rosenöl freigesetzt worden.â
âWas für ein Unfall?â
Karl lächelte gequält. âMeine Schuld. Ich hab die Zentrifuge falsch programmiert.â
Kollaritz blickte ihn verständnislos an.
âJeder Rotor hat eine Codenummerâ, erklärte Karl. âGibt man eine falsche Nummer ein, kann es passieren, dass der Rotor sich zu schnell dreht und wie ein Geschoss durch die Gegend fliegt.â
Kollaritz stöhnte und sagte: âDas lernt man doch im ersten Semester. Wahrscheinlich hast du geträumt.â
Karl brachte ein schiefes Grinsen zum Vorschein und nickte.
âUnd dann ist dir alles um die Ohren geflogen und du bist mit dem Ãl in Berührung gekommen?â
Karl nickte erneut.
âWarum, zum Teufel, hast du nicht den Abzug eingeschaltet?â, fragte Kollaritz. âDas ist doch das Erste, was man in so einer Situation macht. Stell dir vor, es wäre was Giftiges in der Zentrifuge gewesen.â
Karl fabrizierte eine resignierte Handbewegung. âDer Abzug ist defekt. Gestern Nachmittag funktionierte er noch, und heute Morgen, als ich ins Labor kam, tat er es nicht mehr.â
Kollaritz klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch und fluchte. Einige Leute drehten sich um und schauten herüber. âDu hast dich zumindest bei Berger beschwert, oder?â, sagte er schlieÃlich.
Karl blickte zur Decke und musterte die feinen Risse im Beton.
âHerrgott noch mal!â, schrie Kollaritz. âDu hast, wie immer, den Mund gehalten, richtig?â
Karl beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Knien ab. âDu verstehst das nichtâ, sagte er. âEs war mein Fehler und ich kannfroh sein, dass Berger mich nicht rausgeschmissen hat. Das halbe Labor liegt in Schutt und Asche.â
Kollaritz lächelte freudlos und leerte seinen Wein.
âWas ist daran so witzig?â, fragte Karl.
âWeil Leute wie Patrick Berger meine Feinde sind, deshalbâ, sagte Kollaritz.
âDu kennst ihn doch gar nicht.â
Kollaritz schüttelte energisch den Kopf. âOh dochâ, sagte er, âLeute wie ihn kenne ich ganz genau. Leute, die glauben, sie können sich alles zurechtbiegen, die glauben, sie stünden über allem. Und Leute wie duâ, sein Zeigefinger bohrte sich in Karls Brust, âsorgen dafür, dass solche Leute immer ungestraft davonkommen.â
âJetzt hör aber aufâ, sagte Karl. âIch hab mich ab und zu bei dir über Berger aufgeregt, das stimmt, aber â¦â
âDu bist ein Feiglingâ, sagte Kollaritz, und wieder drehten sich einige Leute um. âDu lässt dir einfach alles gefallen.â
Karl erinnerte sich an sein
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