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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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sagte sie und zupfte ihr schweißfeuchtes T-Shirt aus den Achseln. „Oder schaffen Sie endlich eine Klimaanlage an.“
    Hans Ainhorn, der für die Außenpolitik zuständig war und immer aussah, als sei er gerade aus dem Bett gekrochen, gähnte und warf einen Blick auf die große Uhr, die über der Tür des Büros hing. „Ich weiß ja nicht, wie es euch geht“, sagte er und schaute zu Distel, der neben ihm saß und Blätter zusammenraffte, „aber ich habe jetzt zu tun. Könnten wir also weitermachen, indem wir uns der Mode zuwenden?“
    Die beiden Volontäre, eine Studentin und ein Student, die ein wenig abseits saßen und die meiste Zeit mit ihren Kugelschreibern spielten, lachten und nuckelten an ihrer Cola.
    Es heißt Showbiz, wollte Maria sagen, nicht Mode, aber Distel kam ihr zuvor.
    â€žNun gut“, sagte der Chef vom Dienst und fächerte die Blätter, die er eben zusammengeschoben hatte, wieder auf. Er pickte eines davon heraus, warf einen Blick drauf und kritzelte mit seinem goldenen Kugelschreiber ein bisschen herum. Maria wartete. Sie kannte das Spielchen bereits. Distel wusste ganz genau, welchen der sogenannten Prominenten er auswählen würde, in den Genuss eines Interviews mit Maria Eichinger für den zweitgrößten österreichischen Privatsender mit einer Reichweite von beinahe zwei Prozent zu kommen. Distel hielt diese Prozedur für spannend, Maria hielt sie für nervtötend. Sie wühlte in ihrer neuen Handtasche, die sie letzte Woche in der Neubaugasse gekauft hatte, fischte ein Tempo heraus und fuhr sich damit über Gesicht, Hals und Nacken. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, das Fenster auch ohne Distels Erlaubnis zu öffnen, dachte sie, indem ich ihn nämlich kopfvoran hinauswerfe.
    Schließlich räusperte sich Distel, blickte auf und wandte sich an Maria. „Ja“, sagte er, „ich denke, das ist eine sehr nette Geschichte.“ Sein Grinsen verhieß nichts Gutes. „Eine echte Herausforderung, sozusagen.“
    Maria streckte die Hand aus. „Geben Sie mir das Blatt.“
    Distels Grinsen wurde breiter. Maria hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Distel hielt das Blatt eine Handbreit über dem Schreibtisch in der Schwebe und starrte es an, so, als müsse er sich überwinden, es aus den Fingern zu geben. Schließlich beugte er sich vor und streckte den Arm aus. Maria nahm ihm das Blatt aus der Hand und las die eine, von einem Kringel umrahmte Zeile.
    â€žOh nein.“
    â€žAber ja“, sagte Distel und das Grinsen verwandelte sich in ein Lächeln.
    Maria warf das Blatt auf den Tisch. Isabella Krause beugte sich zur Seite, überflog die Zeile und zog überrascht die Augenbrauen hoch.
    â€žHermann Maier ist ein Sportler“, sagte Maria.
    â€žDas ist richtig“, meinte Distel.
    â€žDeshalb ist er ein Fall für die Nachrichtenredaktion.“
    Ainhorn warf erneut einen Blick auf die Uhr und sagte: „Maier ist ein Star, ein Promi, also fällt das in dein Ressort. Wer weiß, vielleicht hast du Glück und er schenkt dir einen seiner Schokoriegel.“
    â€žDas wär nett“, sagte Maria, „und ich wüsste auch schon, wo ich ihn reinstopfen würde, im Querformat.“
    Ainhorn schnalzte mit der Zunge und raffte seine Papiere zusammen, die er samt Handy und Zigaretten in seiner schwarzen ledernen Aktentasche verschwinden ließ.
    Distel vergaß seine Manieren und deutete mit dem Zeigefinger auf Maria. „Morgen Abend hält Hermann Maier im
Hotel de France
eine Pressekonferenz ab, in der er bekannt gibt, ob er zu Saisonbeginn im Oktober schon wieder Rennen fahren wird oder nicht. Eigentlich gehen alle Experten davon aus, dass er fährt, dennoch ist das eine tolle Story.“
    â€žWenn diese Konferenz erst morgen stattfindet, was soll ich dann heute in seinem Hotel?“, fragte Maria. Die beiden Volontäre verfolgten das Geschehen mittlerweile mit fiebrigem Interesse.
    â€žWeil“, sagte Distel, „ich aus gut unterrichteter Quelle weiß, dass Maier zugestimmt hat, heute ein Interview zu geben, mit Betonung auf eins. Der Termin ist für vierzehn Uhr dreißig angesetzt.“
    Maria schaute ihn verwundert an. „Ich hab keinen Termin mit Hermann Maier.“
    â€žIch weiß“, sagte Distel. „Ihr geschätzter Kollege von der Konkurrenz hat ihn.“
    Mit Konkurrenz war das

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