Kolibri
sie es zu und hob den Blick. âWann genau stürmen sie denn?â, fragte sie Drechsler und der erregte Ausdruck in ihrem Gesicht machte ihm Angst.
Drechsler hob die Hand. âEs ist gar nicht sicher, dass sie überhaupt stürmenâ, sagte er. âVielleicht gibt der Bombenleger auf.â
âUnd wenn nicht?â
âDas hängt dann davon ab, wie die Herren an der Spitze entscheiden.â
âDu meinst, wie Kalina, AK 47, entscheidet?â
Drechsler warf Widmaier einen belustigten Blick zu und beide lachten.
âWas ist daran denn so witzig?â, fragte Maria und bohrte Drechsler den Kugelschreiber in den Bauch, der, wie sie nebenbei bemerkte, ziemlich wenig nachgab.
âDu solltest nicht alles glauben, was sie in diesen Krimiserien zeigenâ, sagte Drechsler. âEin Mann wie Kalina, ein Mann fürs Praktische oder Grobe, was dir besser gefällt, trifft keine Entscheidungen. Er setzt welche um, aber getroffen werden sie woanders.â
âWo denn?â, fragte Maria und klappte ihr Notizbuch wieder auf.
Widmaier streckte seine Hand aus und deutete mit seinem Zeigefinger nach oben. âDortâ, sagte er.
âIm Himmel?â
âSo ungefährâ, sagte Drechsler.
âKommt schon, Spaà beiseite, ich brauch jede Info, die ich kriegen kannâ, sagte Maria und an dem drängenden Unterton erkannte Drechsler, dass es ihr wichtig war.
âReicht eine Zusammenfassung?â
Maria nickte.
âOkay, schreib: Ganz oben steht der Innenminister. Der bekommt irgendwann einen wenig erfreulichen Anruf, woraufhin er sich mit dem Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, dem Polizeipräsidenten und einem weiteren Behördenvertreter zu Beratungen zusammensetzt.â
âWas ist das für ein Vertreter?â
âNormalerweise ein Jurist.â
Maria kritzelte wie wild und nickte schlieÃlich.
âDiese vier Herrenâ, fuhr Drechsler fort, âversuchen nun, die Lage einzuschätzen. Sie ernennen einen polizeilichen Einsatzleiter, der im Moment wahrscheinlich gerade dort hinten, in dem unmarkierten schwarzen Transporter hocktâ, er deutete wage ins Dunkel, âund via Konferenzschaltung mit den vorhin erwähnten Herren in Kontakt steht.â
âUnd wann kommt nun Kalina ins Spiel?â
âGenau jetztâ, sagte Widmaier.
âKalina untersteht dem Einsatzleiter und wenn die Herren an der Spitze den Befehl zum Stürmen geben, leitet der Einsatzleiter diesen Befehl an Kalina weiter und der schickt einen StoÃtrupp.â
âIst Kalina bei diesem StoÃtrupp dabei?â
âEr ist Major, er muss da nicht mit rein, aber er kann.â
âWird er?â
âKalina?â Drechsler lachte. âJede Wette.â
Maria schmierte noch ein paar Stichworte ins Notizbuch und klappte es dann befriedigt zu. Sie hatte zwar keine Ahnung, ob sie mit irgendeiner dieser Informationen irgendwas würde anfangen können, aber besser zu viel Hintergrundwissen als zu wenig, befand sie.
Sie wollte sich gerade auf den Weg zurück zu ihrem Kamerateam machen, als ihr noch etwas einfiel. Sie blickte sich rasch um, fand ihren Verdacht bestätigt und sagte: âFehlt hier nicht noch was?â
âWas denn?â, fragte Widmaier.
âNa ja, sollte hier wirklich eine Bombe hochgehen, wird es doch einen Haufen Verletzte oder sogar Tote geben. Und einen Brand vermutlich auch. Ich sehe aber weder Feuerwehr- noch Rettungswagen.â
âDafür ist der Bürgermeister zuständigâ, sagte Drechsler.
âWieso der Bürgermeister?â
âDas alles hierâ, sagte Drechsler und machte eine weitausholende Bewegung mit dem Arm, âist eine Aktion der Polizei. Zivilschutz und Katastrophenplan hingegen sind Sache der Stadt, sprich des Bürgermeisters.â
Maria spürte Schweià ihren Rücken hinabrinnen und er schien kälter als noch vor wenigen Sekunden. âWas für ein Katastrophenplan?â, fragte sie mit leiser Stimme.
Drechsler winkte ab. âRoutinemaÃnahmeâ, sagte er. âWenn etwas passieren könnte, das öffentliche Gebäude, Krankenhäuser und so Zeug, in Mitleidenschaft zieht, tritt dieser Plan automatisch inKraft. Nicht weit von hier gibt es eine groÃe Gartensiedlung und, soweit ich weiÃ, befindet sich weiter oben das Simmeringer Hallenbad.â
âEs ist Sommer, mitten in der Nacht. Hat das überhaupt
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