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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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sie es zu und hob den Blick. „Wann genau stürmen sie denn?“, fragte sie Drechsler und der erregte Ausdruck in ihrem Gesicht machte ihm Angst.
    Drechsler hob die Hand. „Es ist gar nicht sicher, dass sie überhaupt stürmen“, sagte er. „Vielleicht gibt der Bombenleger auf.“
    â€žUnd wenn nicht?“
    â€žDas hängt dann davon ab, wie die Herren an der Spitze entscheiden.“
    â€žDu meinst, wie Kalina, AK 47, entscheidet?“
    Drechsler warf Widmaier einen belustigten Blick zu und beide lachten.
    â€žWas ist daran denn so witzig?“, fragte Maria und bohrte Drechsler den Kugelschreiber in den Bauch, der, wie sie nebenbei bemerkte, ziemlich wenig nachgab.
    â€žDu solltest nicht alles glauben, was sie in diesen Krimiserien zeigen“, sagte Drechsler. „Ein Mann wie Kalina, ein Mann fürs Praktische oder Grobe, was dir besser gefällt, trifft keine Entscheidungen. Er setzt welche um, aber getroffen werden sie woanders.“
    â€žWo denn?“, fragte Maria und klappte ihr Notizbuch wieder auf.
    Widmaier streckte seine Hand aus und deutete mit seinem Zeigefinger nach oben. „Dort“, sagte er.
    â€žIm Himmel?“
    â€žSo ungefähr“, sagte Drechsler.
    â€žKommt schon, Spaß beiseite, ich brauch jede Info, die ich kriegen kann“, sagte Maria und an dem drängenden Unterton erkannte Drechsler, dass es ihr wichtig war.
    â€žReicht eine Zusammenfassung?“
    Maria nickte.
    â€žOkay, schreib: Ganz oben steht der Innenminister. Der bekommt irgendwann einen wenig erfreulichen Anruf, woraufhin er sich mit dem Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, dem Polizeipräsidenten und einem weiteren Behördenvertreter zu Beratungen zusammensetzt.“
    â€žWas ist das für ein Vertreter?“
    â€žNormalerweise ein Jurist.“
    Maria kritzelte wie wild und nickte schließlich.
    â€žDiese vier Herren“, fuhr Drechsler fort, „versuchen nun, die Lage einzuschätzen. Sie ernennen einen polizeilichen Einsatzleiter, der im Moment wahrscheinlich gerade dort hinten, in dem unmarkierten schwarzen Transporter hockt“, er deutete wage ins Dunkel, „und via Konferenzschaltung mit den vorhin erwähnten Herren in Kontakt steht.“
    â€žUnd wann kommt nun Kalina ins Spiel?“
    â€žGenau jetzt“, sagte Widmaier.
    â€žKalina untersteht dem Einsatzleiter und wenn die Herren an der Spitze den Befehl zum Stürmen geben, leitet der Einsatzleiter diesen Befehl an Kalina weiter und der schickt einen Stoßtrupp.“
    â€žIst Kalina bei diesem Stoßtrupp dabei?“
    â€žEr ist Major, er muss da nicht mit rein, aber er kann.“
    â€žWird er?“
    â€žKalina?“ Drechsler lachte. „Jede Wette.“
    Maria schmierte noch ein paar Stichworte ins Notizbuch und klappte es dann befriedigt zu. Sie hatte zwar keine Ahnung, ob sie mit irgendeiner dieser Informationen irgendwas würde anfangen können, aber besser zu viel Hintergrundwissen als zu wenig, befand sie.
    Sie wollte sich gerade auf den Weg zurück zu ihrem Kamerateam machen, als ihr noch etwas einfiel. Sie blickte sich rasch um, fand ihren Verdacht bestätigt und sagte: „Fehlt hier nicht noch was?“
    â€žWas denn?“, fragte Widmaier.
    â€žNa ja, sollte hier wirklich eine Bombe hochgehen, wird es doch einen Haufen Verletzte oder sogar Tote geben. Und einen Brand vermutlich auch. Ich sehe aber weder Feuerwehr- noch Rettungswagen.“
    â€žDafür ist der Bürgermeister zuständig“, sagte Drechsler.
    â€žWieso der Bürgermeister?“
    â€žDas alles hier“, sagte Drechsler und machte eine weitausholende Bewegung mit dem Arm, „ist eine Aktion der Polizei. Zivilschutz und Katastrophenplan hingegen sind Sache der Stadt, sprich des Bürgermeisters.“
    Maria spürte Schweiß ihren Rücken hinabrinnen und er schien kälter als noch vor wenigen Sekunden. „Was für ein Katastrophenplan?“, fragte sie mit leiser Stimme.
    Drechsler winkte ab. „Routinemaßnahme“, sagte er. „Wenn etwas passieren könnte, das öffentliche Gebäude, Krankenhäuser und so Zeug, in Mitleidenschaft zieht, tritt dieser Plan automatisch inKraft. Nicht weit von hier gibt es eine große Gartensiedlung und, soweit ich weiß, befindet sich weiter oben das Simmeringer Hallenbad.“
    â€žEs ist Sommer, mitten in der Nacht. Hat das überhaupt

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