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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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das Berichterstatterpult, wie der Umweltstadtrat erklärte, wo er mit skeptischer Miene einen Haufen Papierlampions begutachtete.
    Ohne sich umzudrehen, sagte er: „Und, war’s wichtig?“
    Der Umweltstadtrat wollte gerade zu einer Erklärung ansetzen, als das Handy des Bürgermeisters läutete. Er fluchte, warf den zusammengefalteten Papierlampion aufs Pult und hielt sich das Telefon ans Ohr. Er nickte knapp, dann fluchte er noch mehr und verstaute das Handy in seiner Hosentasche.
    â€žWas ist los?“, fragte der Umweltstadtrat.
    â€žUnten wartet ein Polizist, mit einer, wie es scheint, schlechten Nachricht.“ Der Bürgermeister machte eine Pause und musterte Berger mit nachdenklichem Gesicht. „Haben Sie etwas damit zu tun?“
    Berger nickte.
    Der Bürgermeister seufzte und kratzte sich im Nacken. „Da macht man einmal Überstunden, um dafür zu sorgen, dass sich ein paar alte Leute wohlfühlen, und dann das.“ Er wies den Umweltstadtrat an, den Polizisten reinzulassen. Berger folgte ihm. Während sie die Treppen hinuntergingen, erklärte der Umweltstadtrat, dass morgen eine Feier für Ehepaare, die silberne Hochzeit feierten, stattfinden würde und der Bürgermeister sich, wie immer, persönlich um die Dekoration kümmerte. Der Bürgermeister,so der Umweltstadtrat, liebe diese Tätigkeit, denn sie beruhige ihn.
    â€žUnd was machen Sie hier?“, fragte Berger.
    â€žIch helfe ihm beim Aussuchen der Lampions“, sagte der Umweltstadtrat mit einem schelmischen Grinsen. „Er ist ein guter Bürgermeister, aber sein Geschmack ist nicht gerade der beste.“
    Sie ließen den Polizisten ein, der ihnen ohne ein Wort in den Sitzungssaal folgte und sofort sein Handy zückte, in das er die nächsten paar Minuten murmelte. Nachdem das Vorhandensein der Bombe bestätigt worden war und der Bürgermeister seinen Anruf getätigt hatte, starrten die vier Männer einander an. Alle wirkten sie angespannt, nervös, geschockt beinahe. Alle, bis auf Qualtinger. Der Verbindungsoffizier der Polizei lehnte sich gegen eine der Bänke und hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Fast schien es, als würde er die Situation genießen.
    Fritz Drechsler rauchte mit nervösen Zügen eine Zigarette und betrachtete das hektische Treiben, das sich rings um ihn entfaltete, mit skeptischem Blick. Widmaier und er hatten sich ein wenig von den anderen zurückgezogen, so weit das eben ging auf einem Platz, der knapp so groß wie zwei Fußballfelder war und auf dem sich rund zweihundert Leute drängten, die meisten von ihnen Polizisten, der Rest Journalisten, die sich Notizen machten und den Beamten mit dummen Fragen auf die Nerven gingen.
    â€žDer könnte einem fast leid tun, was?“, fragte Widmaier und deutete mit seinem massigen Kinn hinüber zur Fabrik, die fast zur Gänze in das grelle, gleißende Licht von diversen Scheinwerfern getaucht war, deren Generatoren leise in der samtweichen Nacht brummten.
    Drechsler kratzte sich am Bart und wedelte nach Nelken riechende Rauchschwaden von seinem Gesicht weg. „Glaubst du, dass er eine Chance hat?“
    Widmaier stieß ein heiseres Lachen aus. „Nicht die geringste, wenn du mich fragst“, sagte er. „Entweder er sprengt sich selbst in die Luft oder die WEGA-Typen nageln seinen Arsch an die Wand.“
    Drechsler nickte. Die Nachricht, dass der unbekannte Mann auf der Terrasse zugegeben hatte, im Besitz einer Bombe zu sein, hatte sich wie ein Lauffeuer unter den Beamten und Journalisten verbreitet. Seltsamerweise war ein Großteil der Anspannung, unter der Drechsler bis zu diesem Zeitpunkt, ohne es richtig zu merken, gelitten hatte, von ihm abgefallen. Natürlich war es schlimm, dass sich in einer Fabrik, in der ein Haufen Chemie gelagert wurde, eine Bombe befand, aber Drechsler war schließlich beim Entschärfungsdienst und Bomben waren sein Geschäft. Bomben flößten ihm Respekt ein, aber keine Angst. Mit Bomben kannte er sich aus. Was, oder genauer gesagt, wer ihn mehr beunruhigte, war Maria. Sie hatte irgendetwas vor, und Drechsler war sich sicher, dass dieses Etwas ihm nicht gefallen würde.
    â€žDa kommen die Cowboys“, sagte Widmaier und deutete mit seiner riesigen Hand nach links, wo eben ein Truppentransporter der Polizei zum Stehen kam, aus dem eine Hand voll WEGA-Beamte sprang, an deren Spitze sich ein zirka

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