Kolibri
Penrose herumschnüffelte, konnte er nicht gebrauchen. âIch denke nicht, dass das notwendig sein wirdâ, sagte er.
âSie müsste jeden Moment ankommenâ, sagte Penrose, als hätte er Bergers Einwand nicht gehört.
âSie?â
âDolores Hightower. War grad auf einer Landwirtschaftsmesse in Deutschland. Ich hab sie vor einer halben Stunde in den Flieger gesetzt. Sorg dafür, dass sie vom Airport abgeholt wird.â
Berger, der sich überrumpelt vorkam, fragte: âUnd wie erkenn ich Frau Hightower?â
Penrose lachte. âDu erkennst sie, wenn du sie siehst, keine Sorgeâ, sagte er, dann legte er auf.
Perfekt, dachte Berger. Jetzt hatte er auch noch so eine Amitussi am Hals, die sich wichtig machte und von nichts eine Ahnung hatte. Während er darüber nachdachte, wie er mit der veränderten Situation umgehen sollte, betrat der Umweltstadtrat den Sitzungssaal, in der einen Hand eine halbvolle Flasche teuren Whiskey, in der anderen ein paar Dosen Cola. Unter der Achsel klemmte ein Stapel Plastikbecher.
Qualtinger, der mit eisiger Miene beobachtete, wie der Umweltstadtrat Cola und Whiskey in die Becher goss, sagte, an niemandenBestimmen gewandt: âHalten Sie es für angebracht, unter diesen Umständen eine Party zu feiern?â
Der Bürgermeister nahm sich einen Becher, trank einen Schluck, verzog das Gesicht und sagte: âWir feiern nicht, wir betäuben unsere Sorgen und unseren Kummer.â Dann deutete er mit seinem spitzen Kinn auf den Fernseher, auf dem nach wie vor das Bild der in grelles Licht getauchten Fabrik zu sehen war, und sagte: âWie siehtâs an der Front aus?â
Qualtinger zuckte mit den Schultern. âSie beraten nochâ, sagte er, dann goss er sich mit einem Seufzer, der tief aus seiner Brust kam, einen Becher Cola ein und lieà sich auf dem Stuhl vor dem Pult nieder. âIch hasse diese Wartereiâ, murmelte er und trank einen Schluck.
Berger trat näher und betrachtete die Karten und Pläne auf den Tischen mit neugierigem Blick. âWofür brauchen Sie das alles?â, fragte er Qualtinger.
Der Verbindungsoffizier trank noch einen Schluck und musterte Berger über den Rand des Bechers, so, als müsse er abwägen, ob er Berger einer Antwort für würdig hielt, dann stellte er den Becher auf den Tisch, richtete sich auf und schnappte sich einen Kugelschreiber. âDas hierâ, der Kugelschreiber beschrieb einen Halbkreis, âsind Karten der Umgebung der Fabrik. Die sind hauptsächlich für Rettung und Feuerwehr von Interesse. ZufahrtsstraÃen, Einbahnen und so weiter. Das hierâ, der Kugelschreiber senkte sich auf einen auseinander gefalteten Plan, âist schon spannender.â
âWarum?â, fragte Berger.
Qualtinger lächelte. âWerfen Sie doch mal einen genauen Blick drauf.â
Berger beugte sich vor und studierte den Plan, zuerst, ohne damit etwas anfangen zu können, dann wurde ihm langsam klar, was der Plan darstellte. âDas ist ja meine Fabrikâ, sagte er erstaunt.
âGut erkanntâ, meinte Qualtinger trocken.
âWoher haben Sie, ich meine â¦?â
âVom Chef der Feuerwehrâ, sagte der Bürgermeister.
âVon der Feuerwehr?â
âJaâ, sagte Qualtinger. âDie Feuerwehr hat Pläne von allen Gebäuden und StraÃen.â
âVersteh ich nichtâ, sagte Berger. âWeshalb denn?â
Qualtinger seufzte. âFür einen Fall wie diesenâ, sagte er genervt.
âAhâ, meinte Berger, âalles klar.â Er betrachtete den Plan ein wenig genauer. Er erkannte den Expeditbereich, die Zufahrt, das Verwaltungsgebäude, sogar die Kanalisation und das vor kurzem installierte Abwasserfiltersystem waren eingezeichnet. SchlieÃlich hob er den Kopf und sagte: âUnd was tun wir jetzt damit?â
âWirâ
, sagte Qualtinger, âtun gar nichts. Der Einsatzleiter und Major Kalina beraten in diesem Moment, wie sie im Falle einer notwendigen Erstürmung vorgehen werden.â
âNämlich wie?â, fragte der Umweltstadtrat.
Qualtingers Kugelschreiber senkte sich auf den Plan. âVermutlich werden sie durch dieses Tor hier eindringen, dann ausschwärmen, versuchen, des Bombenlegers habhaft zu werden und von diesem den Ort und die Bauweise der Bombe in Erfahrung zu bringen.â
âSie stürmen durch das Fabriktor?â, fragte
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