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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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verschwunden, in dem sie sich nach wie vor befanden.
    â€žPuh“, sagte Widmaier und verstaute sein Handy in der Hosentasche.
    â€žMacht sie sich Sorgen?“, fragte Drechsler.
    â€žNatürlich macht sie sich Sorgen“, sagte Widmaier, „du kennst doch meine Frau“, und bei ihm klang das so, als sei er stolz darauf.
    â€žDu könntest heimfahren“, sagte Drechsler. „Schließlich bist du nicht im Dienst.“
    â€žUnd dir das ganze Spektakel alleine gönnen? Nichts da. Ich bleib hier.“
    Drechsler steckte sich eine Nelkenzigarette in den Mund und rauchte sie in langen, gemächlichen Zügen. Dann sagte er: „Wie würdest du vorgehen?“
    Widmaier rieb sich das wuchtige Kinn und dachte einen Moment lang nach, ehe er sagte: „Ich würd versuchen, so viel wie möglich über den Bombenleger herauszufinden.“
    Drechsler nickte.
    â€žWenn ich das Gefühl hätte, es geht ihm nur darum, seinen Standpunkt klar zu machen, würde ich auf Zeit spielen und ein gutes Verhandlungsteam zusammenstellen.“
    Wieder nickte Drechsler und nahm noch einen Zug von seiner Zigarette.
    â€žSollte ich allerdings den Eindruck gewinnen, der Bursche könnte es ernst meinen, tja, dann …“ Er ließ den Satz in der von Stimmengemurmel durchsetzten Nacht verklingen.
    â€žDann würdest du stürmen“, sagte Drechsler und trat seine Zigarette aus und diesmal nickte Widmaier.
    Die nächsten paar Minuten standen sie schweigend da, betrachteten das Geschehen um sie herum und hingen ihren Gedanken nach. Schließlich tippte Widmaier Drechsler auf die Schulter und deutete nach vorne, wo die Fernsehleute sich versammelt hatten. Maria kam auf sie zu und Drechsler konnte trotz der Dunkelheit ihren energischen Gesichtsausdruck erkennen.
    â€žIch hab gehört, es geht bald los“, sagte sie, als sie bei den beiden Polizisten angekommen war.
    â€žDann weißt du mehr als wir“, sagte Drechsler.
    â€žWir wissen nicht mal, wie der Knabe heißt“, fügte Widmaier hinzu.
    Maria zuckte ungeduldig mit den Schultern. „Das weiß ich auch nicht“, log sie. „Mein Boss hat versprochen, es rauszufinden, aber bis jetzt hab ich nichts von ihm gehört.“
    â€žDu könntest deine Kollegen fragen.“
    â€žKönnte ich, aber die würden mir nichts sagen.“
    Drechsler deutete auf die kleine Digitalkamera, die an einem Riemen von Marias Handgelenk baumelte. „Was hast du damit vor?“
    Maria grinste. „Ich mach Aufnahmen, was denn sonst?“
    â€žBraucht man dazu nicht größere Kameras?“
    Nicht für das, was ich vorhabe, dachte Maria und sagte: „Für die Außenaufnahmen, klar, und für später, aber für jetzt ist das Baby hier“, sie tätschelte die kleine Kamera, „genau richtig.“
    Drechsler biss sich auf die Lippen und sagte nichts, obwohl es eine ganze Menge gegeben hätte, was er Maria hätte sagen wollen. Aber er wusste auch, dass nichts davon etwas genutzt hätte, denn er konnte Maria verstehen. Er entschärfte Bomben, sie jagte Nachrichten hinterher, beide taten sie eben, was sie tun mussten. Statt etwas Dummes zu sagen tat er also etwas anderes, er griff in seine Hosentasche, holte die Kette aus Holzblüten heraus und reichte sie Maria, die sie wortlos entgegennahm, kurz betrachtete und dann ohne Kommentar um den Hals hängte. Sie gab ihm einen Kuss auf den Mund, zwickte ihn in den Hintern, hauchte ihm ein laszives „bis später“ ins Ohr und verschwand in der Menge. Dann drehte sie sich noch einmal um und rief: „Was bist du eigentlich für ein Sternzeichen?“
    â€žSkorpion“, rief Drechsler zurück, „warum?“
    â€žNur so“, rief Maria, grinste wie eine Heuschrecke und hüpfte davon in die Dunkelheit.
    â€žGlaubst du, die Kette hat ihr gefallen?“, fragte Drechsler schließlich und Widmaier verdrehte bloß die Augen und murmelte etwas davon, wie blöd ein Mensch eigentlich sein könne.
    Drechsler legte sich eben eine passende Antwort zurecht, als ein älterer, in einen altmodischen Anzug gekleideter Mann vor die Fernsehkameras trat.
    â€žLehner, Sie Spinner, was, um Gottes willen, tun Sie da?“, sagte Patrick Berger und starrte entgeistert auf den Fernseher, um den sich alle vier Männer im Gemeinderatssitzungssaal gruppiert hatten.
    â€žSie kennen den Herrn?“,

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