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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Kristallgläsern.“
    â€žBecher“, sagte der Bürgermeister nachdrücklich und wandte sich dem Fernseher zu, der unter Qualtingers Hand flackernd zum Leben erwachte. Auf dem Bildschirm war die von Scheinwerfern in gleißendes Licht getauchte Fassade der Fabrik zu sehen. Der Bürgermeister starrte ein paar Sekunden schweigend das Gebäude an, das möglicherweise auf ewig mit seiner politischen Laufbahn assoziiert werden würde, runzelte dann die Stirn und wandte sich an Berger, der näher an den Tisch herangerückt war, um einen besseren Blick auf den Fernseher zu haben.
    â€žDieser kleine Glaskasten auf der Terrasse“, sagte er, „was ist das?“
    â€žEin Saranhaus“, sagte Berger, froh, mit seinem Fachwissen punkten zu können.
    â€žWofür ist das gut?“
    â€žEs ist eine Art abgedichtetes Gewächshaus. Soll Pollenflug verhindern.“
    â€žSoll?“, fragte der Bürgermeister skeptisch.
    â€žTut“, beeilte sich Berger zu korrigieren.
    Der Bürgermeister bedachte Berger mit einem abschätzenden Blick. „Wissen Sie“, sagte er, „nicht immer, aber eigentlich jedes Mal, wenn ich Sie sehe, bekomme ich ein flaues Gefühl im Magen.“
    Berger setzte ein Lächeln auf. „Projektion.“
    Der Bürgermeister lächelte dünn und tippte mit dem Zeigefinger an seine Nase. „Intuition.“
    Berger, der hoffte, dass der Bürgermeister das Thema erschöpfendbehandelt hatte, versuchte sich an einem neutralen Gesichtsausdruck, aber der Bürgermeister war noch nicht fertig.
    â€žStimmt das, was ich heute in der Zeitung gelesen habe?“, fragte er.
    Berger gab ein gekünsteltes Lachen von sich. „Keine Ahnung, kommt drauf an, welche Zeitung Sie lesen.“
    â€žBerger, verschonen Sie mich mit Ihrer Art von Humor. Es hieß, es habe einen kleinen Unfall in Ihrer Fabrik gegeben, bei dem möglicherweise hochgiftige Stoffe freigesetzt wurden. Stimmt das?“
    Berger versuchte, den Bürgermeister zu beruhigen. Er schilderte ihm die Zerstörung der Zentrifuge als harmloses Ereignis ohne schwerwiegende Folgen für Mensch oder Umwelt und wies darauf hin, dass Journalisten notorisch zu Übertreibungen neigten. Außerdem sei heute Morgen ein Beamter der Umweltabteilung in der Fabrik gewesen, habe sich alles angeschaut und festgestellt, dass Bergers Angaben der Wahrheit entsprochen hätten.
    Der Bürgermeister nickte zögerlich, aber der skeptische Gesichtsausdruck blieb. „Sollte an der Sache irgendetwas faul sein, sind Sie erledigt, das ist Ihnen hoffentlich klar“, sagte er schließlich.
    â€žAn der Sache ist nichts faul“, brachte Berger mühsam hervor und war froh, dass der Bürgermeister einige Fragen an Qualtinger, der die ganze Zeit über telefoniert hatte, richtete. Er ließ sich auf einer der Bänke nieder, schloss die Augen und genoss den Moment der Ruhe und des Friedens, als sein Handy klingelte. Er zog es aus der Brusttasche seines Sakkos und schaute auf das rotglühende Display. David Penrose. Die Stunde der Bewährung war gekommen.
    â€žHallo, David“, sagte Berger und versuchte, die richtige Mischung aus Besorgnis und Zuversicht in diese zwei Worte zu quetschen.
    â€žWas ist los in meiner Scheiß-Fabrik, verdammt noch mal?!“, brüllte Penrose in bemerkenswert akzentfreiem Deutsch.
    Berger informierte ihn in knappen Sätzen und Penrose, der wusste, wann er reden musste und wann es besser war, den Mund zu halten, hörte schweigend zu.
    â€žWenn die Angelegenheit nicht bis morgen zu meiner vollenZufriedenheit erledigt ist, fliege ich rüber und reiß dir persönlich die Eier ab“, sagte Penrose schließlich, und nun hatte sich doch die Spur eines amerikanischen Akzents eingeschlichen.
    â€žHier ist ein Haufen Leute damit beschäftigt, die Lage zu klären“, sagte Berger, der sich plötzlich fragte, wer Penrose eigentlich über die Vorfälle in der Fabrik informiert hatte. Auf CNN würde das wohl nicht laufen.
    â€žLeute?!“, brüllte Penrose. „Was für beschissene Leute sind das?!“
    Berger gab Penrose die Informationen und der Amerikaner schien sich ein wenig zu beruhigen.
    â€žIch schick dir jemanden vorbei“, sagte er dann, „der sich um die Sache vor Ort kümmern wird.“
    Scheiße, dachte Berger, bloß das nicht. Einen Aufpasser, der im Auftrag von

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