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Kolibri

Kolibri

Titel: Kolibri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Berger mit enttäuschter Stimme.
    â€žVermutlich“, sagte Qualtinger.
    Berger deutete mit seinem manikürten Zeigefinger auf den Plan. „Ich dachte, sie gehen hier rein.“
    â€žDurch das Abwassersystem?“ Qualtinger stieß ein verächtliches Lachen aus. „Herr Berger, Sie schauen zu viele schlechte Filme. Die beste Methode ist immer die einfachste.“
    Berger schwieg und starrte erneut auf den Plan.
Er
fand die Idee mit dem Abwassersystem nicht so schlecht.
    Das Telefon klingelte und der Bildschirm daneben erwachte flackernd zum Leben. Qualtinger hob ab, sprach kurz mit Kalina und legte wieder auf. Dann informierte er die Anwesenden, dass die Beamten vor Ort mehrfach versucht hätten, im Büro von Patrick Berger anzurufen, um Baumgartner zur Aufgabe zu überreden, dass dieser aber das Telefon nicht abgehoben habe. Der Bürgermeister schütteltebetrübt den Kopf und auch Berger bemühte sich, ein verdrießliches Gesicht aufzusetzen, aber innerlich lachte er. Je weniger kooperationsbereit Baumgartner sich zeigte, desto wahrscheinlicher würde es sein, dass die Polizei die Fabrik stürmte; und dabei ein Chaos verursachte, das Berger, durch seinen verlängerten Arm Schrempf, auszunutzen gedachte.
    Er zog sich zurück und rief Schrempf an. Schrempf, der sich mittlerweile auf dem Platz vor dem Haupttor des Zentralfriedhofs eingefunden hatte, berichtete Berger, dass es hier aussehe wie bei einer Truppenübung. Berger, der Zivildienst geleistet hatte – er hasste es, sich herumkommandieren zu lassen –, unterbrach Schrempfs Schilderungen und erläuterte ihm seinen Plan, der, zumindest in der Theorie, sehr einfach war. Sobald die Polizisten in das Gebäude eingedrungen waren und Baumgartner überwältigt hatten, würde Schrempf ins Büro von Berger eilen, den Behälter mit dem Öl aus dem Safe holen und sich damit durch einen Nebeneingang aus dem Staub machen.
    â€žWas ist mit der Rose Nummer eins?“, fragte Schrempf mit atemloser Stimme.
    â€žDie bleibt im Saranhaus.“
    â€žUnd falls sie entdeckt wird?“
    â€žSie wird nicht entdeckt, keine Sorge.“
    Schrempf, mehr oder weniger überzeugt, versprach, in punkto Ölbehälter sein Bestes zu tun.
    Erleichtert beendete Berger das Gespräch und wandte sich wieder den drei Männern zu, die gebannt abwechselnd auf den Fernseher und den Bildschirm des Telefons starrten. Auf dem Fernseher waren Polizisten in dunklen Uniformen zu sehen, die quer durchs Bild, wahrscheinlich Richtung Fabrik, rannten. Sie trugen Helme mit heruntergeklappten Visieren und Schienbeinschützer aus schimmerndem Metall. Auf dem Bildschirm des Telefons zog Kalina gerade seine Stirn in Falten, als würde er einen Gedanken abwägen. Die Anspannung stand ihm ins Gesicht geschrieben und übertrug sich auf die Männer vor den Geräten. Selbst der sonst so gelassenwirkende Qualtinger klang im Verlauf des via Konferenzschaltung geführten Gesprächs manchmal aufgeregt. Und während Berger sie so musterte, wie sie sich über die Geräte beugten, Qualtinger in seiner schicken Uniform, der Bürgermeister in seinem maßgeschneiderten Anzug und der Umweltstadtrat in seinen Klamotten, in denen er, Patrick Berger, sich nicht einmal würde einäschern lassen, spürte er, wie er plötzlich ganz ruhig wurde, so wie es ihm manchmal passierte, wenn er eines dieser Weltraumballerspiele am Computer spielte. Wenn der ganze Bildschirm von feuerspuckenden Aliens zu glühen schien, die ihm ans Leder wollten, war die beste Taktik immer die einfachste: ganz ruhig genau in der Mitte bleiben und pausenlos schießen.
    Er starrte auf die beiden Bildschirme und wartete.
    Während Fritz Drechsler seinem Partner und Freund beim Telefonieren mit seiner Frau zuhörte, betrachtete er das Treiben, das sich rings um sie entfaltete, mit einem kritischen Blick. Kalina war einige Male aus dem schwarzen, unmarkierten Truppentransporter gekommen und hatte mit diversen Leuten vom Gemeindestab gesprochen. Der Chef der Wiener Feuerwehr war genauso bei ihm gewesen wie der Chef der Rettung, dann waren noch einige wichtig aussehende Männer und zwei ebenso wichtig aussehende Frauen aufgetaucht und hatten sich ebenfalls mit dem Major der WEGA unterhalten. Kalina hatte herumgestikuliert und dann ein paar seiner Männer zu sich gerufen, und alle zusammen waren sie dann wieder in dem Transporter

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