Kollaps
aus Zypressen- oder Sugiholz herzustellen. Auch die Herstellung von Haushaltsutensilien aus Sugiholz wurde untersagt, große Kisten dagegen durften sowohl aus Zypressen- als auch aus Sugiholz angefertigt werden. 1668 verbot der shogun dann die Verwendung von Zypressen, Sugi und anderen guten Bäumen für öffentliche Schilder, und 38 Jahre später wurden die Kiefern von der Liste der Bäume gestrichen, die zur Herstellung von Neujahrsschmuck benutzt werden durften.
Alle diese Negativmaßnahmen zielten darauf ab, die Waldkrise in Japan dadurch zu lösen, dass Holz nur noch für die vom shogun oder den daimyo genehmigten Zwecke verwendet wurde. Eine wichtige Ursache der Krise war aber auch der Holzverbrauch durch die Herrscher selbst. Vollständig zu lösen war sie also nur dadurch, dass man auch Positivmaßnahmen zur Produktion einer größeren Zahl von Bäumen ergriff und das Land gleichzeitig vor Erosion schützte. Diese Maßnahmen begannen bereits im 17. Jahrhundert, als man sich in Japan genaue wissenschaftliche Kenntnisse über die Silvikultur aneignete. Förster in Diensten der Regierung und privater Kaufleute beobachteten, experimentierten und veröffentlichten ihre Befunde in zahlreichen Fachzeitschriften und Büchern; ein gutes Beispiel ist die erste große japanische Abhandlung über die Silvikultur, die Miyazaki Antei 1697 unter dem Titel Nögyö zensho verfasste. Sie enthält Anweisungen, wie man am besten Samen sammelt, gewinnt, trocknet, lagert und für die Aussaat vorbereitet, wie man ein Frühbeet reinigt, düngt, auflockert und durchmischt, wie man die Samen quellen lässt, bevor man sie aussät, wie man Keimlinge verpflanzt und in die richtigen Abstände bringt, wie man abgestorbene Keimlinge im Lauf der folgenden vier Jahre austauscht, wie man die jungen Bäume ausdünnt, und wie man an dem wachsenden Stamm die Zweige stutzt, damit ein Balken mit der gewünschten Form entsteht. Außerdem züchtete man Bäume nicht nur aus Samen heran, sondern manche Arten wurden auch aus verpflanzten Ablegern gezogen, oder man schnitt sie bis auf den Stumpf zurück, sodass sie neu austrieben.
Allmählich entwickelte sich in Japan unabhängig von Deutschland der Gedanke an eine Plantagen-Forstwirtschaft: Man betrachtete Bäume als langsam wachsende Nutzpflanzen. Staatliche Stellen und Privatunternehmer forsteten gekaufte oder gepachtete Flächen auf, und das vor allem in Gebieten, wo es sich wirtschaftlich anbot, beispielsweise in der Nähe der Städte mit ihrem hohen Holzverbrauch. Einerseits ist eine solche Plantagen-Forstwirtschaft teuer, riskant und kapitalintensiv. Sie erfordert hohe Vorlaufkosten zur Bezahlung der Arbeiter, die die Bäume pflanzen, dann fallen mehrere Jahrzehnte lang weitere Arbeitskosten zur Pflege der Plantage an, und die ganze Investition zahlt sich erst dann aus, wenn die Bäume groß genug sind und geschlagen werden können. Während dieser Jahrzehnte besteht jederzeit die Gefahr, dass die Bäume durch Krankheiten oder Brände verloren gehen, und der Preis, den man mit dem Holz am Ende erzielen kann, unterliegt marktbedingten Schwankungen, die sich Jahrzehnte zuvor, wenn die Samen ausgebracht werden, unmöglich vorhersehen lassen. Auf der anderen Seite hat die Plantagen-Forstwirtschaft aber gegenüber der Abholzung natürlich gewachsener Wälder auch mehrere Vorteile. Man braucht nicht alles zu nehmen, was im Wald von selber gedeiht, sondern kann die bevorzugten, wertvollen Baumarten anpflanzen. Deren Qualität und damit auch den erzielbaren Preis kann man maximieren, beispielsweise indem man sie während des Wachstums so schneidet, dass sie am Ende einen geraden, wohl geformten Stamm haben. Statt die Stämme mühsam aus abgelegenen Gebirgsgegenden zu holen, kann man sich eine geeignete Stelle aussuchen, wo die Nähe einer Stadt und eines Flusses, auf dem die Balken schwimmen können, niedrige Transportkosten versprechen. Durch Anpflanzen der Bäume in gleichmäßigen Abständen kann man die Kosten für das Abholzen vermindern. Manche japanischen Förster spezialisierten sich auf Holz für bestimmte Verwendungszwecke und konnten dann Spitzenpreise für einen eingeführten »Markennamen« erzielen. Die Yoshino-Plantagen machten sich beispielsweise einen Namen damit, dass sie die besten Dauben für die Zedernfässer produzierten, die der Aufbewahrung von Sake dienten.
Erleichtert wurde der Aufschwung der Silvikultur in Japan, weil es im ganzen Land ziemlich einheitliche Institutionen und
Weitere Kostenlose Bücher