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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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war bereits angesetzt. Wenn überhaupt, kann sich das Schicksal Haitis nur dann zum Besseren wenden, wenn die Dominikanische Republik sich stärker engagiert, auch wenn das für die meisten Bürger dieses Landes heute noch unerwünscht und fast undenkbar ist. Letztlich aber ist es noch viel weniger denkbar, dass die Dominikanische Republik sich in Haiti nicht einmischt. Sie verfügt zwar ebenfalls nur über knappe Ressourcen, aber zumindest könnte sie auf eine Art, die noch genauer auszuloten wäre, als Brücke zwischen der Außenwelt und Haiti dienen.
    Werden die Bürger der Dominikanischen Republik eines Tages solche Ansichten teilen? In der Vergangenheit haben sie Leistungen erbracht, die weit schwieriger waren als ein konstruktives Engagement in Haiti. Unter den vielen Unbekannten, die sich mit der Zukunft meiner Freunde in der Dominikanischen Republik verbinden, halte ich diese für die größte.

KAPITEL 12
China: Der torkelnde Riese
    Chinas Bedeutung ■ Hintergründe ■ Luft, Wasser, Boden ■ Lebensräume, Artenvielfalt, Großprojekte ■ Die Folgen ■ Zusammenhänge ■ Die Zukunft
    Mit 1300 000 000 Einwohnern, einem Fünftel aller Menschen auf der Erde, ist China das bevölkerungsreichste Land der Welt. Von der Fläche her ist es der drittgrößte Staat und was die Vielfalt der Pflanzenarten angeht, steht es ebenfalls an dritter Stelle. Seine Wirtschaft ist bereits riesig und wächst schneller als in jedem anderen bedeutenden Land: Mit fast 10 Prozent im Jahr erreicht sie das Vierfache der Wachstumsrate anderer Industrieländer. Es hat weltweit die höchste Stahl-, Zement-, Aquakultur- und Fernsehgeräteproduktion; nirgendwo werden so viel Kohle, Düngemittel und Tabak produziert und verbraucht; es steht bei der Produktion von Elektrizität und (demnächst) Motorfahrzeugen sowie beim Holzverbrauch in der Spitzengruppe; und es baut jetzt den größten Staudamm der Welt und verfolgt das größte Projekt zur Umleitung von Wasser.
    Die Kehrseite solcher Leistungen und Superlative sind Chinas ökologische Probleme: Sie gehören zu den schlimmsten aller großen Staaten und vergrößern sich weiter. Die lange Liste reicht von Luftverschmutzung, Verlust von Artenvielfalt und landwirtschaftlichen Flächen, Wüstenbildung, Verschwinden von Feuchtgebieten, Zerstörung von Graslandschaften sowie einer zunehmenden Größe und Häufigkeit der von Menschen verursachten Naturkatastrophen bis zu eingeschleppten Arten, Überweidung, Austrocknung von Flüssen, Versalzung, Bodenerosion, Müllbergen, Wasserverschmutzung und -knappheit. Diese und andere Umweltprobleme führen zu gewaltigen wirtschaftlichen Verlusten, sozialen Konflikten und gesundheitlichen Problemen. Schon allein deshalb wären die Auswirkungen der ökologischen Probleme auf die Chinesen ein Besorgnis erregendes Thema.

    Aber die Größe der Bevölkerung, Wirtschaft und Fläche Chinas bietet außerdem die Gewähr, dass seine ökologischen Probleme keine innere Angelegenheit des Landes bleiben, sondern auch in der ganzen übrigen Welt spürbar werden: Diese teilt mit China den gleichen Planeten einschließlich seiner Meere und Atmosphäre, und umgekehrt wird auch Chinas Umwelt durch die Globalisierung beeinflusst. Nachdem das Land kürzlich Mitglied der Welthandelsorganisation geworden ist, wird sich dieser Austausch weiter verstärken. Schon jetzt entlässt China beispielsweise mehr Schwefeloxide, Fluorchlorkohlenwasserstoffe und andere ozonschädigende Substanzen in die Atmosphäre als jedes andere Land, und bald wird es auch beim Kohlendioxidausstoß die erste Stelle einnehmen. Seine staub- und gasförmigen Schadstoffe werden durch die Atmosphäre nach Osten in die Nachbarländer und sogar bis nach Nordamerika transportiert; da es außerdem eine der beiden größten Importnationen für Holz aus Regenwäldern ist, wird es zur Triebkraft für die Zerstörung tropischer Wälder.
    Noch wichtiger als alle anderen Folgen ist aber der Einfluss seiner Menschen auf die weltweite Umwelt: Wenn es China mit seiner riesigen Bevölkerung gelingt, sein Ziel zu erreichen und den Lebensstandard eines Industrielandes herzustellen, hätte das auch pro Kopf die gleichen Auswirkungen auf die Umwelt. Wie wir in diesem Kapitel und dann noch einmal in Kapitel 16 genauer erfahren werden, haben die Unterschiede zwischen dem Lebensstandard in der Ersten und Dritten Welt sowie die Bestrebungen Chinas und anderer Entwicklungsländer, diese Lücke zu schließen, große und in der

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