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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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vier Versuche schlugen fehl (weil man zahme weiße Kaninchen aussetzte, die dann starben), und erst als man beim fünften Versuch spanische Wildkaninchen benutzte, hatte man Erfolg.
    Nachdem die Kaninchen und Füchse sich durchgesetzt hatten, wurden den Australiern die Folgen klar, und seither versuchen sie, die Bestände auszurotten oder zu dezimieren. Gegen die Füchse wird der Krieg mit Gift und Fallen geführt. Der Bauer Bill Mcintosh erzählte mir, wie er auf einer Landkarte seines Anwesens Tausende von Kaninchenbauten einzeln einträgt, um sie dann mit dem Bulldozer zu zerstören. Wenn er später zu einem Bau zurückkehrt und dort neue Anzeichen für die Tätigkeit der Tiere findet, benutzt er Dynamit. Auf diese Weise hat er in mühsamer Kleinarbeit 3000 Kaninchenbauten zerstört. Angesichts derart kostspieliger Maßnahmen setzte man in Australien vor einigen Jahrzehnten große Hoffnungen in eine absichtlich eingeführte Kaninchenkrankheit namens Myxomatose. Sie dezimierte die Bestände anfangs tatsächlich um über 90 Prozent, aber dann wurden die Kaninchen gegen den Erreger resistent, und die Population erholte sich. Derzeit versucht man, die Kaninchen mit einem anderen Krankheitserreger zu bekämpfen, dem Calicivirus.
    Die britischen Siedler fühlten sich nicht nur zwischen den seltsam aussehenden australischen Kängurus und Honigessern unwohl, sodass sie lieber die vertrauten Kaninchen und Amseln um sich haben wollten, sondern ebenso unbehaglich fanden sie auch die Eukalyptusbäume und Akazien ihrer neuen Heimat, die sich in Aussehen, Farbe und Blattform so stark von den Bäumen ihrer britischen Heimat unterschieden. Sie rodeten das Land teilweise deshalb, weil sie ihr äußeres Erscheinungsbild nicht mochten, teilweise aber auch für die Landwirtschaft. Bis vor 20 Jahren wurde die Rodung von der australischen Regierung nicht nur subventioniert, sondern sie war für Pächter sogar Pflicht. (Anders als in den Vereinigten Staaten befinden sich die meisten landwirtschaftlichen Nutzflächen Australiens nicht im Eigentum der Bauern, sondern sie sind Staatsbesitz und werden an die Landwirte verpachtet.) Für Maschinen und Arbeitskräfte, die zur Rodung gebraucht wurden, erhielten die Pächter steuerliche Vergünstigungen; sie mussten Land nach bestimmten Quoten roden, damit der Pachtvertrag verlängert wurde, und wenn sie diese Quoten nicht erfüllten, verloren sie ihren Status. Bauern und Unternehmen konnten Gewinne erzielen, wenn sie Flächen kauften oder pachteten, die sich für eine nachhaltige Landwirtschaft nicht eigneten, dort die einheimische Vegetation rodeten, ein- oder zweimal Weizen anbauten, bis der Boden erschöpft war, und die Flächen dann wieder aufgaben. Nachdem man heute erkannt hat, dass Australien einzigartige, gefährdete Pflanzengesellschaften besitzt und dass die Rodung einer der beiden wichtigsten Gründe für die Zerstörung des Landes durch Versalzung ist, muss man sich bekümmert daran erinnern, dass der Staat bis vor kurzem von den Bauern die Zerstörung einheimischer Vegetation forderte und sie dafür bezahlte. Ohne den Anreiz der steuerlichen Begünstigung wäre ein großer Teil des Landes niemals gerodet worden.
    Als die ersten Siedler nach Australien kamen und Land voneinander oder von der Regierung kauften oder pachteten, wurden die Grundstückspreise nach den üblichen Werten im heimatlichen England festgesetzt, und man rechtfertigte sie mit den Gewinnen, die man auf dem fruchtbaren englischen Boden erzielen konnte. In Australien führte das zu einer »Überkapitalisierung« der Flächen: Kaufpreis oder Pacht lagen höher, als es durch die finanziellen Gewinne bei landwirtschaftlicher Nutzung gerechtfertigt wäre. Wenn ein Bauer eine Fläche kauft oder pachtet und dafür eine Hypothek aufnimmt, muss er dafür wegen der Überkapitalisierung hohe Zinsen bezahlen, und damit steht er unter Druck, mit dem Land mehr Gewinne zu erzielen, als es bei nachhaltiger Bewirtschaftung möglich wäre. Dieses »Ausquetschen des Landes«, wie es genannt wurde, führte dazu, dass je Hektar zu viele Schafe gehalten wurden oder dass man Weizen auf einer zu großen Fläche aussäte. Die Überkapitalisierung des Landes, eine Folge kultureller Werte aus Großbritannien (Geldwert und Überzeugungen) war eine wichtige Ursache für die in Australien übliche übermäßige Belegung mit Tieren, die ihrerseits zu Überweidung, Bodenerosion, dem Bankrott von Bauern und der Aufgabe landwirtschaftlicher

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