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Kollaps

Kollaps

Titel: Kollaps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Kapitel 1 im Zusammenhang mit Montana erläutert habe, ist außerdem nicht nur die Zerstörung und Umwandlung der Wälder von Bedeutung, sondern auch der Strukturwandel in den bewaldeten Lebensräumen, die uns noch verbleiben. Unter anderem führt diese veränderte Struktur zu einem anderen Ablauf von Waldbränden, sodass Wälder, Buschlandschaften und Savannen stärker durch seltene, dafür aber katastrophale Brände gefährdet sind.
    Außer den Wäldern werden auch andere wertvolle natürliche Lebensräume zerstört. Unter den Feuchtgebieten der Erde ist der Anteil, der vernichtet, geschädigt oder umgewandelt wurde, sogar noch größer als bei den Wäldern. Feuchtgebiete sind von Bedeutung für die Qualität unserer Wasserversorgung, sie bilden die Lebensgrundlage für die wirtschaftlich wichtige Süßwasserfischerei, und selbst die Meeresfischerei braucht Mangrovensümpfe, die den Lebensraum für die Jungtiere vieler Fischarten bilden. Etwa ein Drittel aller Korallenriffe - die mit ihrem unverhältnismäßig hohen Anteil aller im Meer beheimateten Arten das Gegenstück zu den tropischen Regenwäldern bilden - sind bereits schwer geschädigt. Setzt sich die derzeitige Entwicklung fort, ist bis zum Jahr 2030 ungefähr die Hälfte der noch verbliebenen Riffe verloren. Schäden und Zerstörungen entstehen hier vor allem durch das Dynamit, das zunehmend in der Fischerei eingesetzt wird, sowie durch Algen (»Seetang«), die ein Riff überwuchern, wenn die großen Pflanzen fressenden Tiere, die sich normalerweise von ihnen ernähren, abgefischt werden, aber auch durch ausgewaschene Sedimente und die Giftstoffe aus benachbarten Landstrichen, die gerodet oder in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt werden, und durch das Ausbleichen der Korallen, das auf die steigenden Wassertemperaturen zurückzuführen ist. Seit einiger Zeit weiß man, dass auch die Netzfischerei in flachen Meeren große Teile des Meeresbodens und die von ihm abhängigen Arten vernichtet.
    2. Wilde Lebensmittel, insbesondere Fische und in geringerem Umfang auch Muscheln, stellen einen beträchtlichen Anteil der von Menschen verbrauchten Proteinmenge dar. Letztlich erhalten wir diese Proteine kostenlos (abgesehen von den Kosten für Fang und Transport der Fische), und damit vermindert sich unser Bedarf an tierischem Protein, das wir in Form von Haustieren selbst heranzüchten müssen. Etwa zwei Milliarden Menschen, die meisten von ihnen sehr arm, sind auf die Proteinversorgung aus dem Ozean angewiesen. Bei richtiger Bewirtschaftung könnte man die Fischbestände auf einem konstanten Niveau erhalten und auf unbegrenzte Zeit weiter nutzen. Leider hat aber die so genannte Tragödie des Gemeineigentums (Kapitel 14) alle Bemühungen um eine nachhaltige Fischwirtschaft regelmäßig zunichte gemacht, und die wichtigsten Fischgründe sind in ihrer Mehrzahl bereits zusammengebrochen oder befinden sich in steilem Niedergang (Kapitel 15). In der Vergangenheit haben unter anderem die Gesellschaften auf der Osterinsel, Mangareva und Henderson sich durch Überfischung selbst geschadet.
    Mittlerweile werden Fische und Garnelen zunehmend in Aquakulturen gezüchtet. Für die Zukunft ist dies im Prinzip eine viel versprechende Methode, denn sie ist der billigste Weg zur Produktion tierischen Proteins. In der Form, wie die Aquakultur heute praktiziert wird, lindert sie aber das Problem der abnehmenden Wildfischbestände nicht, sondern sie trägt in mehrfacher Hinsicht sogar zu seiner Verschlimmerung bei. Die Fische, die in der Aquakultur heranwachsen, werden meist mit gefangenen Wildfischen gefüttert und verbrauchen deshalb mehr (bis zum 20fachen) an Wildfischfleisch, als sie selbst an Fleisch liefern. Außerdem enthalten sie höhere Giftstoffkonzentrationen als wilde Fische. Regelmäßig entkommen aus den Kulturen einige Fische, die sich dann mit wilden Exemplaren paaren und deshalb für die Wildfischbestände eine genetische Gefahr darstellen: In den Kulturen werden speziell ausgewählte Fische für Stämme gezüchtet, die schnell heranwachsen, dafür aber in freier Wildbahn nur schlecht überleben können (Kulturlachse haben in der Wildnis eine fünfzigmal schlechtere Überlebensrate als ihre wilden Vettern). Die Abfälle aus der Aquakultur führen zu Wasserverschmutzung und Eutrophierung. Die im Vergleich zur Fischerei geringeren Kosten der Aquakultur lassen die Fischpreise sinken und veranlass-ten die Fischer anfangs dazu, die Wildfischbestände noch stärker

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