Kollaps
entzogen werden, als sie sich durch Verwitterung des darunter liegenden Gesteins regenerieren; und in manchen Gebieten nimmt der Säuregehalt des Bodens zu, während er umgekehrt in anderen immer alkalischer wird. Insgesamt führten diese verschiedenen Effekte dazu, dass weltweit ein Anteil der landwirtschaftlichen Flächen, der nach verschiedenen Schätzungen zwischen 20 und 80 Prozent liegt, bereits schwer geschädigt ist, und das in einer Zeit, in der eine wachsende Bevölkerung nicht weniger, sondern mehr landwirtschaftliche Nutzflächen braucht. Wie die Waldzerstörung, so haben auch Bodenprobleme zum Zusammenbruch aller früheren Gesellschaften beigetragen, von denen in diesem Buch die Rede war.
Die drei nächsten Probleme haben mit Obergrenzen zu tun - bei Energie, Süßwasser und Photosynthesekapazität. Die Obergrenze ist dabei in allen Fällen nicht genau festgelegt, sondern variabel: Wir können die benötigten Ressourcen in größerem Umfang nutzen, allerdings zu höheren Kosten.
5. Die wichtigsten Primärenergieträger sind insbesondere in den Industrieländern die fossilen Brennstoffe: Öl, Erdgas und Kohle. Es wurde zwar viel darüber diskutiert, wie viele bedeutende Öl- und Gasfelder noch der Entdeckung harren, und die Kohlevorräte gelten zwar als groß, aber derzeit herrscht die Ansicht vor, dass die bekannten und voraussichtlich leicht zugänglichen Öl- und Erdgasreserven nur noch für wenige Jahrzehnte reichen. Diese Aussage sollte nicht so verstanden werden, als wäre bis dahin das gesamte Öl und Erdgas im Erdinneren aufgebraucht. Aber die Reserven, die dann noch vorhanden sind, werden tiefer unter der Erde liegen, stärker verunreinigt sein, immer höhere Kosten für Gewinnung und Weiterverarbeitung verursachen und mit höheren ökologischen Kosten verbunden sein. Natürlich sind fossile Brennstoffe nicht die einzigen Energieträger; welche Probleme die Alternativen aufwerfen, werde ich später noch genauer erörtern.
6. Der größte Teil des Süßwassers in den Flüssen und Seen der Erde wird bereits entweder für Bewässerung, Haushalte und Industrie genutzt, oder es dient an Ort und Stelle dem Schiffsverkehr, der Fischerei oder der Erholung. Flüsse und Seen, die noch nicht genutzt werden, sind meist weit von größeren Ballungsgebieten mit ihren potenziellen Nutzern entfernt, wie beispielsweise im Nordwesten Australiens, in Sibirien und in Island. Das Grundwasser wird auf der ganzen Welt viel stärker ausgebeutet, als es sich von Natur aus neu bilden kann, sodass es irgendwann zur Neige gehen wird. Natürlich kann man Süßwasser durch Entsalzung von Meerwasser erzeugen, aber das kostet Geld und Energie: außerdem erfordert es erheblichen Aufwand, das entsalzte Wasser zur Nutzung ins Landesinnere zu pumpen. Deshalb ist die Meerwasserentsalzung zwar in manchen begrenzten Gebieten nützlich, sie ist aber zu kostspielig, als dass sie eine Lösung für die weltweite Wasserknappheit darstellen könnte. Unter den Gesellschaften in der Vergangenheit wurden Anasazi und Maya durch Wasserknappheit zugrunde gerichtet, und heute hat über eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu einer zuverlässigen, sauberen Trinkwasserversorgung.
7. Die Versorgung mit Sonnenlicht scheint auf den ersten Blick keinen Begrenzungen zu unterliegen, und deshalb könnte man zu dem Schluss gelangen, dass die Erde auch über unendliche Fähigkeiten verfügt, Nutz- und Wildpflanzen hervorzubringen. In den letzten 20 Jahren hat man jedoch gelernt, dass diese Annahme nicht stimmt. Das liegt nicht nur daran, dass Pflanzen in den Polargebieten und Wüsten der Erde schlecht wachsen, solange man sich nicht die Mühe macht, Wärme oder Wasser künstlich zuzuführen. Allgemeiner betrachtet, hängt es von Temperatur und Niederschlag ab, wie viel Sonnenenergie die Pflanzen auf einem Hektar durch Photosynthese fixieren können und wie viel Pflanzenwachstum demnach auf einer solchen Fläche stattfinden kann. Bei einer bestimmten Temperatur und Niederschlagsmenge wird das Pflanzenwachstum, das durch das Sonnenlicht möglich ist, durch die geometrischen und biochemischen Eigenschaften der Pflanzen bestimmt; das gilt selbst dann, wenn sie das Sonnenlicht so effizient aufnehmen, dass kein einziges Photon durch die Pflanzen hindurch auf den Boden fällt. Eine erste Berechnung der Photosynthese-Obergrenze stellte man 1986 an: Nach dieser Schätzung wurde damals bereits etwa die Hälfte der weltweiten Photosynthesekapazität von den
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