Kollaps
Pocken oder AIDS in Kontakt gekommen sind). Man kennt heute buchstäblich Hunderte von Fällen, in denen fremde Arten einmalige oder jährlich wiederkehrende Schäden in Millionen- oder sogar Milliardenhöhe angerichtet haben. Zu den Beispielen aus unserer Zeit gehören die Kaninchen und Füchse in Australien, Unkräuter wie Flockenblume und Eselswolfsmilch in Montana (Kapitel 1), Schädlinge und Krankheitserreger an Bäumen, Nutzpflanzen und Nutztieren (beispielsweise der Mehltau, der die amerikanischen Kastanien zugrunde gerichtet hat und auch unter Ulmen schwere Schäden anrichtet), Seerosen, die Wasserwege blockieren, Zebramuscheln, die Kraftwerksleitungen verstopfen, und die Neunaugen, die an den Großen Seen Nordamerikas den Tod der kommerziellen Süßwasserfischerei bedeuteten. Aus früheren Zeiten kennen wir die eingeschleppten Ratten: Sie knabberten auf der Osterinsel die Palmennüsse an und trugen so zum Aussterben dieser Bäume bei, fraßen aber auch auf der Osterinsel, Henderson sowie allen anderen zuvor rattenfreien Pazifikinseln die Eier und Küken der nistenden Vögel.
10. Durch die Tätigkeiten des Menschen entstehen Gase, die in die Atmosphäre entweichen. Dort schädigen sie entweder die schützende Ozonschicht (wie die früher weit verbreiteten Kühlmittel), oder sie wirken als Treibhausgase, die Sonnenlicht festhalten und damit zur globalen Erwärmung beitragen. Bei diesen Treibhausgasen handelt es sich einerseits um Kohlendioxid aus Atmung und Verbrennung, andererseits um Methan, das bei der Gärung in den Verdauungsorganen von Wiederkäuern entsteht. Natürlich ist Kohlendioxid immer durch natürliche Brände und die Atmung der Tiere entstanden, und ebenso haben wilde Wiederkäuer immer Methan produziert, aber seit wir Holz und fossile Brennstoffe verfeuern, ist der Kohlendioxidausstoß stark angestiegen, und die Methanproduktion ist durch unsere Rinder- und Schafherden gewachsen.
Viele Jahre lang waren sich die Fachleute über Realität, Ausmaß und Ursachen der globalen Erwärmung nicht einig: Befinden sich die weltweiten Temperaturen tatsächlich derzeit auf einem historischen Höchststand, und wenn ja, wie hoch ist er wirklich, und wird er vorwiegend von Menschen verursacht? Heute sind sich die meisten seriösen Wissenschaftler einig, dass es zwar von Jahr zu Jahr ein Auf und Ab der Temperaturen gibt, aus dem sich nur mit komplizierten Analysen eine allgemeine Erwärmung ablesen lässt, dass die Temperatur aber in jüngerer Zeit tatsächlich rapide angestiegen ist und dass die Tätigkeit der Menschen eine wichtige oder die wichtigste Ursache ist. Unsicherheiten gibt es eigentlich nur noch in der Frage, welche Größenordnung der Effekt in Zukunft annehmen wird: Wird die weltweite Durchschnittstemperatur beispielsweise im Lauf der nächsten 100 Jahre »nur« um 1,5 Grad oder um fünf Grad ansteigen? Solche Zahlen hören sich vielleicht geringfügig an, aber man muss daran denken, dass die weltweite Durchschnittstemperatur auch auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit »nur« um fünf Grad niedriger lag als heute.
Auf den ersten Blick könnte man vielleicht meinen, die globale Erwärmung sei ein willkommener Effekt, weil höhere Temperaturen auch stärkeres Pflanzenwachstum bedeuten. Wie sich aber bei näherem Hinsehen herausstellt, erzeugt die globale Erwärmung sowohl Gewinner als auch Verlierer. In den kühlen Regionen, die sich nur schlecht für die Landwirtschaft eignen, könnten die Nutzpflanzenerträge tatsächlich zunehmen, aber wo es heute bereits warm oder trocken ist, gehen sie unter Umständen zurück. In Montana, Kalifornien und vielen anderen trockenen Klimazonen führte das Verschwinden der Schneedecke im Gebirge dazu, dass nicht nur für die Haushalte weniger Wasser zur Verfügung steht, sondern auch für die landwirtschaftliche Bewässerung, von der in solchen Gebieten die Nutzpflanzenerträge abhängen. Da durch das Abschmelzen von Schnee und Eis auch der Meeresspiegel weltweit ansteigt, wächst die Gefahr von Überschwemmungen und Erosion in dicht bevölkerten, niedrig gelegenen Küstenebenen und Flussdeltas, die schon heute nur knapp über oder sogar unter dem Meeresspiegel leben. Bedroht sind in dieser Hinsicht beispielsweise große Teile der Niederlande, Bangladesch, die Ostküste der Vereinigten Staaten, viele flache Pazifikinseln, die Deltas von Nil und Mekong sowie Großstädte an Flüssen in Großbritannien (beispielsweise London), Indien, Japan und auf den
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