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Kolonie der Genetics

Kolonie der Genetics

Titel: Kolonie der Genetics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wusste Leslie. Das lernte man schon im ersten Semester an der Akademie auf Ganymed. Es war eine Art ehernes Gesetz. Vielleicht so ehern, dass es so manchem den Mut genommen hatte, in dieser Hinsicht doch nach einer Möglichkeit zu suchen.
    Leslie kaute auf seiner Unterlippe herum und ließ das Geschehene Revue passieren – den Funkkontakt mit dem Kridan-Kommandanten, das Gefecht … »Majevsky! Sakuro!«
    Die Kommunikations- und Ortungsoffizierin teilte sich derzeit mit Fähnrich Mikael Sakuro den Arbeitsplatz, da im Zuge der Wiederherstellung aller Systemkomponenten die Arbeit von einem Menschen allein kaum zu bewältigen gewesen wäre.
    »Sir?«, kam es wie aus einem Mund.
    »Ich möchte, dass sämtliche Ortungs- und Kommunikationsdaten, die in irgendeiner Form mit dem entmaterialisierten Kridan-Schiff in Verbindung stehen, noch einmal durch den Rechner gehen.«
    »Sir, Ihnen ist schon bewusst, dass wir derzeit etwas eingeschränkte Möglichkeiten zur Verfügung haben?« Es war eine rhetorische Frage, die Lieutenant Majevsky da stellte.
    »Das ist mir durchaus bewusst, Lieutenant«, erwiderte Leslie, der die unterschwellige Warnung zwar verstanden hatte, in diesen Dingen aber nicht empfindlich war. Für ihn ging es immer nur um die Sache. Um die beste Lösung, den richtigen Weg – aber nie darum, sich herauszustellen oder andere zu demütigen. »Der Punkt ist einfach, dass diese Daten vielleicht einen Hinweis darauf enthalten könnten, wohin das Schiff verschwunden ist.«
    »Und was sollte das für ein Hinweis sein?«, meldete sich Lieutenant Commander Soldo zu Wort. Er konnte die Schärfe in seiner Stimme kaum unterdrücken.
    Leslie drehte sich zu ihm um.
    Die Blicke der beiden Männer begegneten sich kurz.
    »Wenn ich das wüsste, würde ich sicher darauf hinweisen, I.O.«
    »Sir, erlauben Sie mir, offen zu sprechen?«
    »Natürlich.«
    »Schlagen Sie sich die Verfolgung dieses Kridan-Raumers aus dem Kopf und konzentrieren wir uns stattdessen darauf, unsere eigene Haut zu retten, wenn ich es mal so drastisch ausdrücken darf.«
    »Wenn sich nicht gerade Rendor Johnson an Bord dieses Kridan-Schiffs befinden würde, würde ich Ihnen sofort zustimmen, Mister Soldo.« Leslie wandte sich noch einmal an Majevsky. »Setzen Sie alle gerade noch vertretbaren Ressourcen für die Suche ein. Solange wir im Bergstrom-Raum sind und die Energieversorgung den Überlichtantrieb in Betrieb hält, sind wir sicher. Die Probleme beginnen ohnehin erst nach dem Wiedereintritt – und den können wir ja glücklicherweise noch eine ganze Weile vor uns herschieben. Wahrscheinlich gehen sogar unsere Nahrungsmittelvorräte noch vor den Energiereserven zu Ende …«
     
     
    Zur gleichen Zeit befand sich Admiral Gregor Rudenko in der Colonia de Deimos, einer exklusiven Residenz auf dem größeren der beiden Marsmonde.
    Durch die pseudotransparenten Wände hatte man einen traumhaften Blick auf die Marsoberfläche. In Wahrheit befand sich die Colonia de Deimos tief im Inneren des Mondes, den man bereits zu Beginn des Jahrhunderts mehr oder minder völlig ausgehöhlt hatte. Das, was man durch die scheinbar transparenten Wände zu sehen bekam, waren Projektionen, die allerdings die Wirklichkeit mit großer Exaktheit abbildeten.
    Man hatte den Eindruck, barrierefrei auf den roten Planeten sehen zu können. Eine der zahlreichen Orbitalstationen, die auch den Mars umkreisten, kam Deimos langsam näher. Es handelte sich um ein Spacedock – und wie man anhand der angedockten Raumschiffe deutlich sehen konnte, gab es wohl keinen einzigen freien Werftplatz mehr.
    Die Schiffe, die dort festgemacht hatten, waren zum Großteil in einem bedauernswerten Zustand. Ein Schlachtschiff der Dreadnought-Klasse fiel Rudenko auf. Dessen Backbordseite war auf einer Länge von fast hundert Metern durch Graserfeuer aufgeschweißt worden. Die verschmorten und zusammengeschmolzenen Decks im Inneren waren selbst aus dieser Entfernung deutlich zu sehen. Ein ganzer Leichter Kreuzer hätte in diese Öffnung einfliegen können.
    Die Schiffe, die hier lagen, waren selbst unter großzügigster Auslegung der Sicherheitsbestimmungen nicht mehr kampftauglich. Aber man tat alles, um sie so schnell wie möglich wieder in einen Zustand zu versetzen, in dem sie zumindest eingeschränkt wieder einsatzfähig waren – denn wenn es dem Star Corps im Moment an etwas fehlte, dann waren es Schiffe.
    Zu hoch waren die Verluste gewesen, die der Krieg mit den Kridan in den letzten Jahren

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