Kolonie der Genetics
sein, dass sie so etwas tun musste.
Zur gleichen Zeit hatte Bruder Patrick den Check des Bergstrom-Aggregats abgeschlossen. »Aus meiner Sicht besteht kein Risiko, wenn wir den Überlichtantrieb jetzt aktivieren«, sagte der Christophorer.
Black atmete tief durch. »Gut, dann kann ich ja dem Captain Bescheid sagen.« Der Schritt, den sie dann vollführte, fiel allerdings etwas zu kräftig aus. Sie drohte einen Sprung zu machen, bei dem sie wohl ziemlich unsanft in eins der Aggregate hinein geflogen wäre.
Bruder Patrick hielt sie fest. Sie taumelten und hielten dann mit Mühe das Gleichgewicht. Daraufhin wechselten sie einen Blick und er ließ sie los.
Black betätigte ihren Kommunikator. »Captain, hier Black. Bergstrom-Aggregat ist startklar.«
»Danke, L.I.«, war Leslies Stimme über die Kom-Verbindung zu hören.
Damit war das Gespräch auch schon wieder beendet.
»Um sich bei diesen Schwerkraftverhältnissen wirklich wohl zu fühlen, müsste man wohl ein Real Martian sein«, meinte Bruder Patrick.
Diese ersten irdischen Marssiedler, die vor Erfindung des Antigravs auf den roten Planeten gelangt waren und sich in ihrem Körperbau an die dortigen Verhältnisse angepasst hatten, konnten sich unter normaler Erdschwere nur mit Hilfe eines speziellen Aggregats aufrecht halten.
Black schluckte. »Ich danke Ihnen, Bruder Patrick.« Sie wirkte fast etwas verlegen, während sie weiter sprach und sich dabei auf eine Weise verhaspelte, wie man es von der Chefingenieurin der STERNENFAUST eigentlich nicht gewöhnt war. »Ich meine, für alles. Ich hätte während der letzten 48 Stunden nicht mehr gewusst, wo mir der Kopf steht, wenn Sie nicht gewesen wären.«
»Danke, Lieutenant.«
»Catherine, bitte.«
»Catherine. Jeder kommt einmal an seine Grenzen. In der derzeitigen Situation denke ich, dass einige Besatzungsmitglieder schon längst darüber hinausgegangen sind …«
»Die Umstände, in denen wir uns befinden, hat sich niemand von uns ausgesucht.«
»Ich weiß.« Bruder Patrick lächelte. »Ich auch nicht.«
Das Bergstrom-Aggregat begann zu laufen. Ein dumpfes Summen ertönte dabei. Einige Anzeigen blinkten auf und ein Kontrolldisplay wurde aktiviert. Es war die kleinere Ausgabe jener Anzeige, die derzeit wohl auch Crewman Derek Sambo vom Kontrollraum C aus kontrollierte und die wiederum in stark verkleinerter und von der Zahl der Skalen her reduzierter Form der Rudergänger auf seinem Display vorfand.
»Ich verstehe, was Sie meinen, Patrick.« Catherine Black ließ den Namenszusatz »Bruder« hin und wieder weg und er forderte ihn auch nicht von ihr ein. Ob das nur mit seiner allgemein bescheidenen und zurückhaltenden Art zu tun hatte oder ein besonderes Entgegenkommen ihr gegenüber war, wusste sie nicht und sie traute sich auch nicht, dazu wirklich eine abschließende Einschätzung abzugeben. Sie schätzte Bruder Patrick und wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, dann wünschte sie sich eigentlich ein größeres Maß an Nähe zu diesem Mann.
Black war weder schüchtern noch in irgendeiner Form gehemmt. Sie hatte ein offenes, eher vorwitziges als zurückhaltendes Wesen und eigentlich nie Schwierigkeiten gehabt, Kontakt aufzunehmen oder zu intensivieren, wenn sie das wollte.
Bei Bruder Patrick war das anders. Sie konnte nicht sagen, woran das lag, aber so sehr sie es auch schätzte, mit ihm zusammenzuarbeiten und so angenehm ihr auch seine pure Anwesenheit war, so fühlte sie sich doch in seiner Gegenwart immer etwas gehemmt. Sie hatte Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden und irgendwie immer das unterschwellige Gefühl, gerade das Falsche gesagt zu haben.
Eigentlich war die Diagnose da ziemlich eindeutig.
Die Frage war nur, wie man jemandem wie Bruder Patrick tatsächlich näher kam. So aufmerksam der Christophorer auch sein mochte, so zutreffend und mit geradezu magisch wirkender Empathie er auch die Gedanken und Gefühle seiner Gesprächspartner zu erschließen vermochte – so blind schien er für ihren Wunsch zu sein.
Dass er diesen vielleicht mit voller Absicht ignorierte, darüber mochte Catherine Black nicht weiter nachdenken. Vielleicht brauchte alles einfach seine Zeit – und was Bruder Patrick anging … Vielleicht brauchte es da besonders viel davon.
Schließlich hatte nicht jeder das burschikose Temperament einer Catherine Black.
Sie lauschten den Tönen, die das Bergstrom-Aggregat von sich gab und verfolgten die Anzeigen auf dem Kontrolldisplay.
Es schien
Weitere Kostenlose Bücher