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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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Chronisten Glauben schenken, verlockte sie vor allem das Peyote, «welches die Vernunft ganz in der Weise des Alkoholrausches aufwühlt», zum Leben bei den indigenen Völkern. Auch einige Spanier schlossen sich den Indianern an. Juan Valiente, in Afrika geboren und in Mexiko versklavt, nahm als vollgültiger Teilhaber am Beutezug des Konquistadoren Pedro de Valdivia in Chile teil und wurde nach dem erfolgreichen Abschluss des Unternehmens mit Ländereien und eigenen indianischen Sklaven belohnt. Er war im Begriff, sich von seinem Besitzer in Mexiko die Freiheit zu erkaufen, als er 1553 bei einem indigenen Aufstand an der Seite von Valdivia starb. Afrikanische Sklaven waren mit von der Partie, als Spanier die erste europäische Kolonie auf dem heutigen Gebiet der USA gründeten: San Miguel de Gualdape, wahrscheinlich an der Küste von Georgia. Erste Kolonie und erste Sklaven – San Miguel de Gualdape war auch Schauplatz der ersten Sklavenrevolte nördlich des Rio Grande. Die Aufständischen brannten die Kolonie wenige Monate nach ihrer Gründung nieder und bereiteten ihr damit ein Ende. Man nimmt gemeinhin an, dass die Sklaven davonliefen und bei den dort lebenden Guale-Indianern sesshaft wurden. Wenn das so ist, waren sie seit den Wikingern die ersten dauerhaften Siedler Nordamerikas von der anderen Seite des Atlantiks.
    Im 17 . Jahrhundert fanden sich Afrikaner überall in der spanischen Welt. Sechs Unternehmen schickten Sklaven in die Silberstadt Potosí in den Anden, etwas mehr als die Hälfte der Einwohner von Lima in Peru waren Afrikaner oder Menschen afrikanischer Abstammung, afrikanische Sklaven bauten Schiffe an der Pazifikküste Panamas. Ein ununterbrochener Strom von Afrikanern ergieße sich nach Cartagena – 10 000 bis 12 000 pro Jahr –, klagte der Jesuit Josef Fernández im Jahr 1633 . Damals lebten keine 2000  Europäer in der Stadt im heutigen Kolumbien. Die meisten von ihnen verdienten ihren Lebensunterhalt mit dem Sklavenhandel. Bestechungsgelder, die gezahlt wurden, damit man Afrikaner illegal an Land bringen konnte, waren eine wichtige Einkommensquelle. Das portugiesische Brasilien ließ sich etwas mehr Zeit, bis es den Sklavenhandel mit Afrikanern begann. Dort gab es so viele Indianer, dass Sklaven in nennenswerter Zahl erst Ende des 16 . Jahrhunderts importiert wurden, und auch dann blieb ihre Zahl jahrzehntelang noch vergleichsweise gering. Nicht zuletzt waren die einflussreichen Jesuitenpatres der Kolonie verantwortlich für den Wandel; die Versklavung von Indianern sei eine Sünde, erklärten sie, während sie bei den Afrikanern nicht zu beanstanden sei. Die Jesuiten praktizierten, was sie predigten: In ihren Zuckermühlen gab es nur afrikanische Sklaven. [600]
    Möglicherweise gründete Cortés die erste Rinderfarm in Mexiko. Als Viehhirten nahm er keine indigenen Arbeiter – sie hatten keine Erfahrung mit Rindern oder Pferden. In Afrika hingegen waren Rinderhaltung und Reiten seit Jahrtausenden fester Bestandteil vieler Kulturen. Cortés’ erster Viehhirte, möglicherweise der erste Cowboy auf dem amerikanischen Festland, war ein afrikanischer Sklave. Tausende andere folgten ihm. In Argentinien flohen die Afrikaner vor den Einschränkungen der Städte und Plantagen in die Grassteppe der Pampas. Auf gestohlenen Pferden trieben diese heimatlosen Vagabunden Herden von gestohlenen Rindern vor sich her und praktizierten so jene nomadische Lebensform, die sie aus der westafrikanischen Savanne kannten – «frei lebend / und unabhängig von jedermann», wie es in dem bekannten argentinischen Gedicht
Martín Fierro
aus den 1870 er Jahren heißt. Später hießen sie Gauchos und wurden zu Symbolfiguren für Argentinien – ganz ähnlich wie die Cowboys für den nordamerikanischen Westen.
    Das Musterbeispiel für die afrikanische Diaspora ist wohl der Mann, der unter verschiedenen Namen bekannt ist, Esteban, Estevan, Estevanico oder Estebanico de Dorantes – ein Arabisch sprechender Muslim oder Christ, der im marokkanischen Azemmour aufwuchs. Heimgesucht von Trockenheit und Bürgerkrieg, flohen im 16 . Jahrhundert verzweifelte Marokkaner zu Zehntausenden auf die Iberische Halbinsel und akzeptierten Sklaverei und Christentum resigniert als den Preis fürs Überleben. Viele kamen aus Azemmour, das Portugal, die Instabilität der Region nutzend, während Estebans Kindheit besetzt hatte. Wahrscheinlich wurde er in Lissabon von Andrés Dorantes de Carranza, einem Angehörigen des

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