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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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Domingos «Spanier töten und berauben». Was sie allerdings nicht veranlasste, ihre Entscheidung für die Sklaverei zu überdenken. Wie die dominikanische Historikerin Lynne Guitar berichtet, baten sie den König im selben Brief um die Erlaubnis, 5000 bis 6000 weitere Sklaven einzuführen, um neue Zuckerplantagen anlegen zu können.
    In ihrem unstillbaren Bedürfnis nach Arbeitskräften holten die Europäer Menschen in ihre Kolonien, die – wie Aqualtune und Ganga Zumba in Palmares – keinen größeren Wunsch hatten, als die Sklavenhalter zu vernichten. Die Maroons auf Hispaniola trugen letztlich zum Ruin der Zuckerindustrie auf der Insel bei. Die portugiesischen Verantwortlichen fürchteten, dass Palmares in Brasilien das Gleiche bewirken könnte. Das Rebellenbündnis bedeutete eine direkte militärische und politische Herausforderung für das koloniale Projekt. Nicht nur, dass die Aufständischen die portugiesischen Siedlungen plünderten, ihre strategische Lage auf Hügeln wie der Serra da Barriga unterband auch jede weitere europäische Expansion in diesen Teil des Landesinneren. Für den Fall, dass solche Revolten auf andere brasilianische Häfen übergriffen, fürchtete Lissabon, dass die Kolonisten als eine Art Spülsaum an der Küste blieben und das Landesinnere sich in ein Mosaik afroindianischer Staaten verwandeln würde. [661]

    Palmares wurde von Angolanern geführt, war aber keine angolanische oder auch nur afrikanische Gesellschaft. Viele Bewohner waren Tupi sprechende Indios, andere Europäer mit ihren eigenen Problemen in der Mehrheitsgesellschaft: Juden und konvertierte Juden, Häretiker und Exhäretiker, Menschen, die der Hexerei verdächtigt wurden, entflohene Sträflinge und Angehörige verdächtiger ethnischer Minderheiten. Überwiegend sahen die Bewohner von Palmares wie Afrikaner aus, aber sie lebten in indianischen Behausungen, die aus geflochtenem Schilf und dampfgebogenen Balken erbaut wurden, und sie ernteten auf indianischen Mehrfruchtfeldern (amerikanischen) Mais, (afrikanischen) Reis und (amerikanischen) Maniok. Afrikanischer Reis,
Oryza glaberrima
, wurde in Westafrika domestiziert und unterscheidet sich vom asiatischen Reis,
Oryza sativa
. Palmares’ Schmiede fertigten ihre Pflüge, Sensen, Speere und Schwerter auf afrikanische Art an; nach Berichten der Kolonisten konnten sie sogar Gewehre und Kugeln herstellen. [662] Soweit wir heute wissen, mischten sie in ihren religiösen Feiern das Christentum mit indianischen und afrikanischen Elementen. Aber ihre militärische Organisation war afrikanisch – Aqualtunes Kinder und Enkel kommandierten Dörfer, die so wehrhaft waren, dass man sie vielleicht besser als Militärstützpunkte bezeichnen sollte. [663]
    Zwischen 1643 und 1677 griffen Portugal und die Niederlande, die damals eine Zeit lang Teile Brasiliens besetzt hielten, Palmares mehr als zwanzigmal an, immer erfolglos. Wenn sich die feindlichen Truppen den vorgelagerten Siedlungen des Maroon-Staates näherten, flohen deren Bewohner auf Hügel hinauf, wo fruchtbarer Boden, artesische Brunnen und Lebensmitteldepots den Maroons ermöglichten, jeder Belagerung standzuhalten. Die Angreifer fanden leere Dörfer vor, in denen sich weder Nahrung noch Nützliches fand. Auf der Suche nach den Bewohnern streiften sie durch die Wälder. Nach kurzer Zeit gingen ihnen die Nahrungsmitel aus. Währenddessen wurden sie beobachtet und in Hinterhalte gelockt. Aus Bäumen abgeschossene Pfeile schalteten Nachzügler aus. Vorausgeschickte Kundschafter fielen in verborgene Fallen. Männer wachten auf und stellten fest, dass ihre Kameraden fehlten und dass ihre Vorräte gestohlen worden waren. Besonders empört waren die Soldaten darüber, dass die Pflanzer der Gegend die Nahrungsmittel für ihre Sklaven von den Leuten in Palmares kauften. Im Tausch für Mais und Maniok lieferten sie den Maroons die Gewehre und Messer, die die Soldaten zu spüren bekamen.
    Eine zentrale Figur in der Geschichte von Palmares war Zumbi, der militärischer Befehlshaber der Siedlung wurde. Zumbi, der Neffe des Königs Ganga Zumba, fiel als Kind während eines ansonsten erfolglosen niederländischen Angriffs den feindlichen Soldaten in die Hände. Er bekam einen europäischen Namen und wurde in der kleinen Küstenstadt Porto Calvo von einem Priester erzogen und unterwiesen, lernte Portugiesisch und Latein und erwarb naturwissenschaftliche Kenntnisse auf Gebieten wie Navigation und Metallurgie. 1670 floh der halbwüchsige

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