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Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition)

Titel: Kolumbus' Erbe: Wie Menschen, Tiere, Pflanzen die Ozeane überquerten und die Welt von heute schufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles C. Mann
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erschüttert. Der Peruaner Arana machte sich diesen Umstand zunutze, drang in das Gebiet ein und vertrieb rivalisierende
caucheiros
. Da er kein Interesse daran hatte, Arbeiter aus Regionen mit höheren Löhnen anzuwerben, hielt er sich an die indigenen Einwohner. Zunächst waren sie bereit, für Messer, Beile und andere Tauschwaren eine gewisse Menge Kautschuk zu sammeln. Doch als Arana mehr verlangte, sträubten sie sich. Daher versklavte er sie. 1902 hatte er fünf Indianervölker unterworfen. Aus seinem Herrschaftsbereich flossen immer größere Mengen von
caucho
.
    Arana zog mit seiner Familie nach Manaus, wo er sich den Ruf bürgerlicher Wohlanständigkeit erwarb – unter anderem besaß er die umfangreichste Bibliothek der Stadt. Unterdessen bauten seine Schergen das Reich am Putumayo aus, indem sie Regierungsvertreter bestachen und Konkurrenten ermordeten. Seine Sklaven ließ er durch eine Armee von Schlägern kontrollieren, die unter dem Kommando von mehr als hundert aus Barbados geholten Pistoleros standen. In den Wäldern isoliert und von Arana hoffnungslos abhängig, führten die Barbadier jeden Befehl aus, den sie bekamen. Niemand außer Aranas Bevollmächtigten durfte in das Putumayo-Gebiet hinein. Dreiundzwanzig eigens gebaute Schnellboote sorgten für die Einhaltung dieses Gebots. [522]
    Im Dezember 1907 gerieten zwei US -amerikanische Reisende in die Region. Als sie einen
caucheiro
trafen, dessen Frau von Aranas Gesindel entführt worden war, beschlossen die jungen Männer spontan, ihm dabei zu helfen, die Übeltäter zur Rede zu stellen. Aranas Privatpolizisten verprügelten die beiden und sperrten sie auf einem der Stützpunkte des Unternehmens ein, und zwar im Leichenhaus, wo sich ihre Wachen, wie einer der Reisenden später berichtete, mit «etwa dreizehn jungen Mädchen im Alter zwischen neun und sechzehn» die Zeit vertrieben. Draußen, «um das Haus herum und in den angrenzenden Wäldern lagen die Kranken und Sterbenden, sich selbst überlassen, zuhauf herum … bis der Tod sie von ihrem Leiden erlöste. Dann schleppten ihre Schicksalsgenossen die erkalteten Leichen – viele von ihnen schon im Stadium fortgeschrittener Verwesung – zum Fluss.» Dank der Behauptung, sie seien Vertreter «eines riesigen amerikanischen Syndikats», gelang es den US -Bürgern, ihre Aufpasser zu beschwatzen, sie freizulassen. [523]
    Julio César Arana
    Einer der beiden schwor, diese Zustände öffentlich anzuprangern. Sein Name war Walter Hardenburg. Der Sohn eines Bauern im Norden des Staates New York war ein kluger, tatkräftiger Mann, ein autodidaktischer Ingenieur und Landvermesser. In der vagen Hoffnung, eine Anstellung beim Bau der Madeira-Eisenbahn zu bekommen, der von einer US -amerikanischen Gesellschaft erneut in Angriff genommen wurde, war er mit einem Freund zum Amazonas aufgebrochen. Hardenburg war von seinem Naturell her kein politischer Kreuzzügler, wie Hemming in
Tree of Rivers
schreibt, aber zutiefst empört über das, was er gesehen hatte. Um die Gräueltaten zu dokumentieren, reiste er nach Iquitos in Peru, ins Quellgebiet des Amazonas. Mehr als 3000 Kilometer von der Mündung des Stroms entfernt, wird Iquitos heute oft als die größte nicht auf der Straße zu erreichende Stadt bezeichnet. Damals war die Hafenstadt eine Boomtown wie Manaus, nur dass sie kleiner war und vollständig von Julio César Arana beherrscht wurde. Unter großer persönlicher Gefahr hielt sich Hardenburg monatelang in Iquitos auf, suchte Zeugen der Verbrechen und ließ notariell beglaubigte Aussagen anfertigen. Mit seinem letzten Geld fuhr er im Juni 1908 nach England, um die Öffentlichkeit aufzurütteln. Der erste Zeitungsartikel erschien fünfzehn Monate später.
    Arana hatte sein Unternehmen in London als Aktiengesellschaft eintragen lassen, um an die Börse zu gehen und sich durch Aktienverkäufe neues Kapital zu beschaffen, ganz so, wie es Softwareunternehmer hundert Jahre später tun sollten. Seinen Aufsichtsrat hatte er mit hochachtbaren britischen Geschäftsleuten besetzt, die offenbar der Meinung waren, er habe einen rechtlich verbürgten Anspruch auf das Kautschukland und verwende die Unternehmensgewinne zur Förderung Zehntausender von Indianern. Daher war die Sklaverei eine britische Angelegenheit. Die Enthüllungen lösten eine parlamentarische Untersuchung und jahrelange Empörung der öffentlichen Meinung aus. London schickte eine Untersuchungskommission an den Ort des Geschehens, der auch Roger

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