Kolumbus kam als Letzter
nach der Sintflut bestand einerseits keine Verbindung
des Atlantiks mit dem Mittelmeer. Damit einhergehend waren die
Abstände zwischen den nachsintflutlichen Küsten Nordnorwe-
gens, Spitzbergens und Grönlands sehr viel kleiner als heute
(siehe Abb. 62). Außerdem befindet sich zwischen dem europäi-
schen Festlandssockel (mit Britannien und der Nordsee) und der
Insel (= Gebirge) Island der Färöer-Island-Rücken sowie zwischen Island und Südgrönland die Grönland-Island-Schwelle, die beide gemeinsam als unterseeische Bergkette einen Sperr-Riegel
gegen das Europäische Nordmeer (zwischen Island, Grönland,
Spitzbergen und der Skandinavischen Halbinsel liegendes Neben-
meer des Nordatlantiks) bilden. Dieses Europäische Nordmeer ist
wiederum vom Nordpolarmeer (Nördliches Eismeer) und von der
Barentssee durch eine hohe untermeerische Schwelle getrennt, die
nur durch eine ungefähr hundert Kilometer breite Rinne un-
terbrochen wird.
Diese bei einem abgesenkten Weltmeeresspiegel relativ isolierten
Becken erreichen Tiefen von über vier Kilometern und ließen
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durch die relativ warmen Wassermassen infolge des Wärmespei-
chervermögens eine beständige Eisdecke in der Regel nicht zu.
Sinkt die zu Beginn der Schneezeit hohe Wassertemperatur im
Nordpolarmeer jedoch bis knapp über den Gefrierpunkt ab, er-
gibt sich nach einer Modellrechnung von R. L. Newson (»Nature«,
1973, Vol. 241, S. 39f.) durch Wärmeaustausch eine Erhöhung der
Lufttemperatur auf bis zu 40 Grad Celsius am eisfreien Nordpol.
Als Folge sind über Kanada, Grönland und Sibirien noch Lufttem-
peraturen von 10 bis 30 Grad Celsius zu verzeichnen (Warshaw/
Rapp, 1973; vgl. Oard, 1990, S. 75).
Die heutzutage zu verzeichnende Vereisung des Nordpolarmeeres
erfolgte dann erst in einer späten Phase der Schneezeit. Die heutige Klimatik lässt eine Vereisung des Arktischen Ozeans nicht mehr
zu, falls man die Eiskappe plötzlich entfernen würde (Donn/
Ewing, 1968, S. 102 f.; Fletcher, 1968, S. 98 f.).
Mit der durch die Absenkung des Weltmeeresspiegels ganz anderen
Verteilung von Land und Meer, damit auch der Klimazonen im Be-
reich des Nordatlantiks, ergibt sich ein überraschender Effekt. Weil das Wasser des Atlantiks nach der Sintflut von Nord- bis Südpol
sehr warm war, gab es zu Beginn der nachsintflutlichen Phase noch
gar keinen Golfstrom. Diesen gab es auch für den entgegengesetzten Fall nicht, falls nach dem Ende der Eiszeit das Ozeanwasser
kalt war und dann »quasi auf einen Schlag in Schwung« kommen
musste (»Nature«, Bd. 424, 31.7. 2003, S. 532-536).
Laut meinem Schneezeitmodell begann erst mit fortschreitender
Abkühlung der Wassertemperatur die Aktivität des Golfstroms, der
erst dann durch die heftigen Stürme entlang der nordamerika-
nischen Küste und infolge der Erdrotation unermüdlich angekurbelt
wurde.
Der Golfstrom stieß an die eben beschriebene, flach liegende, un-
termeerische, zum Teil trocken liegende Schwelle zwischen Schott-
land, Island und Grönland. Ein Zweig des Golfstromes floss zwi-
schen Grönland und Kanada durch die Davisstraße ins Baffinmeer
und weiter ins Nordpolarmeer. Auch der Ärmelkanal zwischen
Frankreich und England lag trocken, sodass der Golfstrom in süd-
liche Richtung entlang des Kontinentalsockels vor den Britischen
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Inseln und Frankreich in den Golf von Biscaya und vor die Küste
der Iberischen Halbinsel gelenkt wurde.
Das in den Golf von Biscaya gedrückte warme Wasser des Golf-
stroms erzeugte hier und in den angrenzenden Gebieten zwischen
Pyrenäen und Alpen bis nach Schottland hinauf ein derart warmes
Klima, dass hier Flusspferde, Löwen, Nashörner, Elefanten und an-
dere Tiere der Tropen bei damals tropischer Klimatik in Mittel-
europa lebten, während Grönland, Skandinavien, die Alpen und die
Pyrenäen zu vereisen begannen. Deshalb fand man massenhaft
Überreste von Flusspferden nicht etwa in Afrika, sondern in
Deutschland und England – ein Rätsel für die Paläontologen, denn
laut allen geophysikalischen Modellen herrschte zu Lebzeiten die-
ser Wärme liebenden Tiere in Europa angeblich das Große Eiszeit-
alter. Da es Landbrücken von Afrika sowohl zur Iberischen Halb-
insel als auch nach Italien gab, konnten die Flusspferde, Elefanten
und Giraffen ohne Klimabarrieren von Afrika bis Europa im glei-
chen tropischen Klima leben.
Jetzt wird auch verständlich, warum in der Nähe des Golfes von Bis-
caya die
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