Kolumbus kam als Letzter
stammende typisch steinzeitliche oder bronze-
zeitliche Artefakte wurden in der Neuen Welt entdeckt, oft sogar
durch offizielle Stellen wie die Smithsonian Institution. Früher glaubte man, dass es eine alte, unbekannte Kultur gegeben haben
müsse, die für jene Hinterlassenschaften verantwortlich wäre. Diese
Kultur hätte aber von anderen Kontinenten stammen müssen. Da
Kolumbus Amerika auf jeden Fall als Erster entdeckt haben soll
(muss), wandte man sich zwangsläufig der nur noch als Lösung
infrage kommenden Theorie zu, dass alle megalithisch und keltisch
anmutenden Hinterlassenschaften unisono urindianischen Ur-
sprungs seien.
Bei meinen Recherchen in Amerika bekam ich das Buch »Fantastic
Archaeology« in die Hand, geschrieben von dem bekannten Pro-
fessor für Archäologie und Ethnologie am Peabody Museum der Harvard University, Stephen Williams. Auf 407 Seiten versucht er mit unzulänglichen Argumenten, seinen Kollegen von der Harvard
University, Barry Fell, und andere Autoren zu diskreditieren.
Das angeblich schlagende Argument von Stephen Williams ist,
dass sich vergleichbare Kulturstufen der Alten und Neuen Welt zu
zwei ganz verschiedenen Zeithorizonten entwickelt haben und sich deshalb – für ihn und andere – selbstverständlich und ohne Zweifel
keine transatlantischen oder auch transpazifischen Kontakte ereig-
net haben können. Punktum! Tatsächlich klafft beispielsweise die
Zeit der (Grab-)Hügel bauenden Kelten in Europa und der wesent-
lich jüngeren Hügel (Mounds) bauenden Adena- und Hopewell-
Kulturen im Ohio-Gebiet weit auseinander (obwohl auch die Wi-
kinger Grabhügel bauten).
Da alle Beweise, Funde und Vergleichsstudien für immer, auch für
zukünftige Funde, von den Archäologen ausgehebelt werden, mit
dem einfachen und bequemen Argument der in verschiedenen Zeit-
epochen lebenden vergleichbaren Kulturen der Alten und Neuen
Welt, möchte ich einen neuen Weg gehen. Anstatt weitere unzäh-
lige in Amerika gefundene alteuropäische Artefakte und Texte vor-
zustellen, wird in diesem Buch zuerst die kulturelle Entwicklung in
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Europa hinsichtlich Fehlinterpretationen kritisch untersucht, um das Ergebnis dann mit dem Zeitstrang der amerikanischen Kulturen und
den kontroversen Funden zu vergleichen. Ist die Kulturgeschichte
wirklich stetig so harmonisch verlaufen, wie uns die Historiker
erzählen? Gab es eventuell seit der Sintflut (= Ende der Eiszeit
nach offizieller Ansicht) große Naturkatastrophen, die das
anscheinend gleichförmig abgespulte Zeitband durchtrennten, das
dann aus den bloßen Erinnerungen der nachfolgenden Kulturen
heraus falsch zusammengefügt wurde, eventuell auch mutwillig zur
Erreichung bestimmter Ziele? Mit anderen Worten: Ist die
schulwissenschaftlich vertretene Kulturgeschichte der Alten Welt
in Europa zu lang?
Der Wille, in unsere Vergangenheit vorzudringen, setzt die Bereit-
schaft voraus, Geschehnisse und Erkenntnisse, ja auch Wertvorstel-
lungen zu abstrahieren und auf diese Weise griffig zu machen. Je
verhärteter und monumentaler diese Wertvorstellungen sind, desto
schwerer erscheint es, über den geistigen Rand unserer wie durch
einen gleißenden Lichtspot scharf abgegrenzten Wissensebene zu
springen. Deshalb fällt es nicht nur ethnologischen und archäo-
logischen Forschern leicht, aus diesem als höherem Gut oder
Mehrwert empfundenen geistigen, kulturellen und zivilisatorischen
(scheinbaren) Übergewicht heraus frühere Kulturen möglichst als
fremde Zivilisationen zu behandeln. Denn der Abstand verleiht abstrakte Dimensionen, in deren Grenzen man isoliert betrachtete und
künstlich entfaltete Konstrukte aufbauen kann. Dass auch – oder
gerade – durch bloße Berührung dieser Kulturen mit unserer
Zivilisation ganze Völker ausgerottet wurden, durch Völkermord,
durch Versklavung oder auch im Namen der Religion oder einer
Ideologie, wird noch zu diskutieren sein. Wir sollten über unseren
eigenen Schatten springen, bis wir im gleißenden Licht von mehre-
ren, die Geschichte von allen Seiten ausleuchtenden Scheinwerfern
keine Schatten mehr sehen.
Die folgenden Ausführungen sollen nicht dazu dienen, neue Dog-
men oder Wahrheiten fest zu installieren. Ganz im Gegenteil, der Leser ist aufgefordert, selbst eigene Schlüsse zu ziehen und über
Querverbindungen nachzudenken. Der in diesem Buch vorgetra-
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gene, breit fundamentierte Ansatz zur Revision unserer Geschichte
kann nur ein erster
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