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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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kleineres Drama gegeben.«
    »Inwiefern?«
    »Er hat versucht abzuhauen, als wir ihm unseren Ausweis gezeigt und ihn gebeten haben mitzukommen. Er ist wie der Blitz in den Mittelgang, hat einen Kinderwagen zwischen sich und uns geschoben und dann gebrüllt, dass die Straßenbahn anhalten soll.«
    »Kinderwagen?«
    »Ja, nicht zu fassen, was? Echt kriminell.«
    »Ich fürchte, er hat Schlimmeres gemacht.«
    »Ich meinte, einen Kinderwagen morgens in der Rushhour mit in die Straßenbahn zu nehmen.«
    »Na ja, aber Sie haben ihn jedenfalls.«
    »Die Frau, der der Kinderwagen gehört, hat wie wild rumgeschrien und ihn am Arm gezogen, weshalb ich ihn erwischt habe.« Der Polizist grinste und zeigte ihr seine rechte Faust. Die Knöchel waren blutig. »Macht ja keinen Sinn, mit der Waffe herumzuwedeln, wenn die hier funktionieren, nicht wahr?«
    »Gut«, sagte Beate und versuchte, sich positiv anzuhören. Sie bückte sich und warf einen Blick durch die hintere Seitenscheibe des Autos, konnte aber durch ihr eigenes Spiegelbild in der Morgensonne nur eine Silhouette erkennen. »Kann jemand die Scheibe runterlassen?«
    Sie versuchte, ruhig zu atmen, während das Fenster lautlos nach unten glitt.
    Sie erkannte ihn sofort wieder. Er sah sie nicht an, starrte mit halbgeschlossenen Augen nach vorn in den Osloer Morgen, als befände er sich noch in einem Traum, aus dem er nicht aufwachen wollte.
    »Haben Sie ihn durchsucht?«, fragte sie.
    »Körperkontakt der dritten Art«, sagte der Zivile mit einem Grinsen. »Aber er hatte keine Waffe.«
    »Ich wollte wissen, ob Sie ihn auf Drogen durchsucht haben. Seine Taschen und so weiter?«
    »Tja, nein, warum sollten wir das?«
    »Weil das da Chris Reddy ist, genannt Adidas, er hat schon ein paar Strafen wegen Speed-Dealens abgesessen. Und wenn er versucht hat abzuhauen, können Sie wohl davon ausgehen, dass er etwas bei sich hat. Also legen Sie ihm Strips an.«
    Beate Lønn richtete sich auf und ging zum Amazon.
    »Ich dachte, die würde sich um Fingerabdrücke und so was kümmern«, hörte sie den Zivilen zu Bjørn sagen, der sich neben sie gestellt hatte. »Und sich nicht mit Drogendealern auskennen.«
    »Sie kennt alle, die irgendwann mal in den Archiven der Osloer Polizei waren«, sagte Bjørn. »Schauen Sie das nächste Mal ein bisschen genauer hin, okay?«
    Als Bjørn sich wieder in den Wagen setzte, den Motor anließ und sie ansah, wusste Beate, dass sie aussah wie ein mürrisches altes Weib. Verschränkte Arme, verkniffener Mund, starrer Blick.
    »Sonntag kriegen wir ihn«, sagte Bjørn.
    »Hoffen wir’s mal«, sagte Beate. »Ist oben in Bergslia alles an seinem Platz?«
    »Delta hat die Gegend ausgekundschaftet und die Posten festgelegt. Sie meinten, mit dem Wald drum herum wäre das kein Problem. Aber sie sind auch im Nachbarhaus.«
    »Und es sind auch alle aus der alten Ermittlungsgruppe informiert worden?«
    »Ja. Alle werden an diesem Tag in der Nähe des Telefons sein und gleich Bescheid geben, falls sie einen Anruf erhalten.«
    »Das betrifft auch dich, Bjørn.«
    »Und dich. Warum war Harry bei einem derart prominenten Mordfall eigentlich nicht dabei? Er war damals doch schon Hauptkommissar.«
    »Tja, sagen wir mal, er war indisponiert.«
    »Alkohol?«
    »Wie setzen wir Katrine ein?«
    »Sie hat einen etwas zurückversetzten Posten im Wald mit gutem Blick aufs Haus.«
    »Gut, ich will fortlaufenden Kontakt zu ihr über Handy, solange sie da oben ist.«
    »Gebe ich weiter.«
    Beate sah auf die Uhr. Sechzehn nach neun. Sie fuhren über die Thomas Heftyes gate in Richtung Bygdøy allé. Nicht, weil das der kürzeste Weg zum Präsidium war, sondern der schönste. Und weil dadurch die Zeit verging. Beate sah wieder auf die Uhr. Zweiundzwanzig nach neun. Noch anderthalb Tage bis zum D-Day. Sonntag.
    Ihr Herz schlug noch immer schnell.
    Oder schon wieder.
    Johan Krohn ließ Harry am Empfang die üblichen vier Minuten warten, bis er zu ihm kam. Er gab der Empfangsdame ein paar ganz offensichtlich überflüssige Informationen, ehe er sich an die beiden Besucher wandte.
    »Hole«, sagte er und studierte das Gesicht des Polizisten, als wollte er seine Laune ergründen, bevor er ihm die Hand gab. »Sie haben Ihren eigenen Anwalt mitgebracht?«
    »Das ist Arnold Folkestad«, sagte Harry. »Ein Kollege. Ich habe ihn gebeten mitzukommen, damit ich einen Zeugen habe, was besprochen und vereinbart wird.«
    »Das ist klug, wirklich«, sagte Johan Krohn in neutralem Tonfall. »Kommen

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