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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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den Rauch an die Decke. »Aber ganz schön … markant.«
    Sie hob den Kopf. Sah ihn an. »Und das sagst du erst jetzt?«
    »Ich habe vorher nicht darüber nachgedacht. Eigentlich geht mir das erst jetzt auf. Weil du gefragt hast.«
    »Liegt das an dem Alkohol?«
    »Was?«
    »Dem Alkohol im Parfüm, ist es das, was dich …?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Aber irgendetwas ist doch«, sagte sie. »Ich kenne dich, Harry. Du bist angespannt, unruhig. Allein schon, wie du rauchst, du ziehst an der Zigarette, als wolltest du ihr den letzten Tropfen Wasser entlocken, den es auf dieser Welt noch gibt.«
    Harry lächelte. Streichelte ihr über die Gänsehaut auf ihrem Rücken. Sie küsste ihn leicht auf die Wange. »Wenn es nicht die Alkoholabstinenz ist, muss es die andere sein.«
    »Welche andere?«
    »Die Polizeiabstinenz.«
    »Ach die«, sagte er.
    »Es ist wegen der Polizistenmorde, nicht wahr?«
    »Beate war hier, um mich zu überreden. Sie hat gesagt, sie hätte vorher mit dir geredet.«
    Rakel nickte.
    »Und dass du ihr den Eindruck vermittelt hättest, dass es für dich okay wäre«, sagte Harry.
    »Ich habe gesagt, das ist deine Entscheidung.«
    »Hast du das Versprechen vergessen, das wir uns gegeben haben?«
    »Nein, aber ich kann dich nicht zwingen, ein Versprechen zu halten, Harry.«
    »Und wenn ich zusagen und mich an den Ermittlungen beteiligen würde?«
    »Dann hättest du dein Versprechen gebrochen.«
    »Und die Konsequenzen?«
    »Für dich und mich und Oleg? Eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass es in die Hose geht. Für die Ermittlungen der drei Polizistenmorde eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass sie aufgeklärt werden.«
    »Hm. Ersteres ist sicher, Rakel. Das andere im höchsten Maße unsicher.«
    »Vielleicht. Du weißt aber auch, dass das zwischen uns auch so in die Hose gehen kann, egal, ob du wieder Polizist wirst oder nicht. Es gibt überall Stolperfallen.
    Eine davon ist, dass du zerbrichst, weil du nicht getan hast, wozu du dich berufen fühlst. Ich habe von Männern gehört, die sich gerade rechtzeitig vor der Jagdsaison getrennt haben.«
    »Bestimmt Elchjagd, keine Schneehühner.«
    »Vermutlich, ja.«
    Harry inhalierte. Ihre Stimmen waren gedämpft, ruhig, als redeten sie über die Einkaufsliste. Wie immer, wenn sie miteinander redeten. So war sie einfach. Er zog sie zu sich und flüsterte ihr ins Ohr:
    »Ich denke, ich will dich behalten, Rakel. Ich will das hier behalten.«
    »Ja?«
    »Ja, weil es gut ist, das Beste, was ich jemals hatte. Und du weißt, wie ich ticke, du kennst Ståles Diagnose. Abhängigkeitspersönlichkeit mit Anklängen an OKS . Alkohol oder Jagd, das ist das Gleiche, die Gedanken bewegen sich irgendwann in den immer gleichen Bahnen. Wenn ich diese Tür wieder öffne, bleibe ich da, Rakel. Und ich will da nicht hin. Ich will hier sein. Verdammt, schon allein durchs Reden bin ich auf dem Weg dorthin! Ich tue das nicht für Oleg oder dich, ich tue das für mich.«
    »Okay, okay.« Rakel streichelte ihm über die Haare. »Dann lass uns über etwas anderes reden.«
    »Ja. Haben die wirklich gesagt, dass Oleg vielleicht schon früher als angenommen fertig ist?«
    »Ja, er zeigt keinerlei Abstinenzsymptome mehr. Und er wirkt motivierter als jemals zuvor. Harry?«
    »Ja?«
    »Er hat mir erzählt, was an jenem Abend passiert ist.« Ihre Hand hörte nicht auf, ihn zu streicheln. Er wusste nicht immer, was er wollte, aber er wusste, dass er diese Hand nie mehr missen wollte.
    »Welcher Abend?«
    »Du weißt schon. Der Abend, an dem der Arzt dich zusammengeflickt hat.«
    »Hat er das?«
    »Du hast mir gesagt, einer von Asajevs Dealern hätte dich angeschossen.«
    »Was in gewisser Weise der Wahrheit entsprach. Oleg war ja einer von denen.«
    »Die alte Version hat mir besser gefallen. Also die, dass Oleg kurz danach am Tatort aufgetaucht ist und gleich erkannt hat, wie schwer du verletzt warst, weshalb er sofort Hilfe geholt hat.«
    »So richtig geglaubt hast du die aber nie, oder?«
    »Er hat mir gesagt, dass er in eines der Arztzimmer gestürmt ist und den Arzt mit vorgehaltener Waffe gezwungen hat, mit ihm zu kommen.«
    »Der Arzt hat Oleg verziehen, als er gesehen hat, in welchem Zustand ich war.«
    Rakel schüttelte den Kopf. »Er hätte mir gerne auch den Rest erzählt, meinte aber, dass er sich an die Monate davor kaum erinnern kann.«
    »Heroin kann einen solchen Effekt haben.«
    »Was meinst du, kannst du die weißen Flecken nicht für mich füllen?«
    Harry inhalierte.

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