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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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gesprochen haben. Ich habe mich beschwert und die Stunde gratis bekommen. Erinnern Sie sich?«
    Ståle schloss für ein paar Sekunden die Augen. Sperrte alles andere aus. Redete sich selber ein, dass Harry bald hier sein müsste, so weit konnte er doch noch nicht weg gewesen sein.
    »Übrigens nehme ich deshalb jetzt das Fahrrad«, sagte Valentin Gjertsen. »Ich gehe davon aus, dass die Straßenbahn überwacht wird.«
    »Aber Sie sind weiterhin zu mir gekommen.«
    Valentin zuckte mit den Schultern und schob seine Hand in den Rucksack. »Wenn man mit Helm und Sonnenbrille Fahrrad fährt, ist man kaum zu erkennen, nicht wahr? Und Sie haben ja auch nichts gemerkt. Sie waren vollkommen davon überzeugt, dass ich Paul Stavnes bin, basta. Und ich brauchte diese Stunden, Aune. Es tut mir wirklich aufrichtig leid, dass das jetzt ein Ende haben muss …«
    Aune unterdrückte einen Hickser, als Valentin Gjertsens Hand aus der Tasche auftauchte. Das Licht reflektierte auf dem Stahl.
    »Wussten Sie, dass man so etwas ein survival knife nennt?«, fragte Valentin. »In diesem Fall etwas irreführend. Aber man kann es wirklich für ganz verschiedene Dinge nutzen. Mit dem hier …«, er führte eine Fingerkuppe über die gezackte Oberseite des Messers, »… können die meisten Leute gar nichts anfangen, sie finden diese Zacken nur lästig und beängstigend. Und wissen Sie was?« Er lächelte wieder sein dünnes, hässliches Lächeln. »Sie haben recht. Führt man das Messer so über eine Kehle …«, er machte eine illustrierende Bewegung, »haken sich die ersten Zacken in die Haut und reißen sie auf. Die nächsten Zacken reißen dann auf, was darunter liegt. Die dünnen Häutchen einer Ader, zum Beispiel. Und sollte es eine Pulsader sein, die unter Druck steht … Ich sage Ihnen, das ist wirklich ein beeindruckender Anblick. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Sie kriegen das gar nicht mit, das verspreche ich Ihnen.«
    Ståle spürte, dass ihm schwindelig wurde. Er hoffte jetzt wirklich auf einen Herzinfarkt.
    »Dann steht eigentlich nur noch eine Sache aus, Ståle. Es ist doch in Ordnung, wenn ich Sie jetzt, kurz vor dem Höhepunkt, Ståle nenne, nicht wahr? Also, wie lautet Ihre Diagnose?«
    »Dia… Dia…«
    »Diagnose. Griechisch für Erkenntnis, nicht wahr? Also, was fehlt mir, Ståle?«
    »Ich … ich weiß es nicht, ich …«
    Die Bewegung, die folgte, war so rasch, dass Ståle Aune nicht einmal einen Finger hätte heben können. Valentin war nicht mehr zu sehen, und als er seine Stimme hörte, kam sie von hinten, war direkt an seinem Ohr.
    »Natürlich wissen Sie das, Ståle. Sie hatten Ihr ganzes professionelles Leben mit Leuten wie mir zu tun. Vielleicht nicht genau wie mir, aber mit ähnlichen Existenzen. Fehlerhaftem Ausschuss.«
    Ståle sah das Messer nicht, doch er spürte es. Die Klinge lag an seinem zitternden Doppelkinn, während er keuchend durch die Nase atmete. Es kam ihm widernatürlich vor, dass jemand sich so schnell bewegen konnte. Er wollte nicht sterben. Er wollte leben. Und für andere Gedanken war kein Platz.
    »Sie … Sie sind kein Ausschuss, Paul.«
    »Valentin. Ein bisschen Respekt können Sie mir schon erweisen. Ich stehe hinter Ihnen und werde Ihnen gleich das Blut ablassen, während mein Schwanz sich prall und praller mit Blut füllt. Und Sie sagen, dass mit mir alles in Ordnung ist und ich kein Ausschuss bin?« Er lachte Aune ins Ohr. »Kommen Sie schon. Die Diagnose?«
    »Vollkommen verrückt.«
    Sie hoben beide die Köpfe. Sahen zur Tür, von wo der Kommentar gekommen war.
    »Die Zeit ist um, Sie können auf dem Weg nach draußen an der Kasse zahlen, Valentin.«
    Die hohe, breitschultrige Gestalt, die die Türöffnung fast ausfüllte, trat in den Raum. Sie schleppte etwas hinter sich her, und Ståle brauchte eine Sekunde, bis er die Hantelstange erkannte, die normalerweise im Gemeinschaftsraum auf der Halterung lag.
    »Bleib weg, Bulle!«, fauchte Valentin, und Ståle spürte das Messer auf seiner Haut.
    »Die Streifenwagen sind unterwegs, Valentin. Das Rennen ist gelaufen. Lassen Sie den Doktor gehen.«
    Valentin nickte in Richtung des geöffneten Fensters. »Ich höre keine Sirenen. Hau ab, sonst bringe ich Aune sofort um.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Harry Hole und hob die Stange an. »Ohne ihn haben Sie keinen Schild.«
    »Wenn das so ist«, sagte Valentin, und Ståle spürte, wie sein Arm auf den Rücken gedreht wurde, so dass er aufstehen musste, »lasse ich den Doktor

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