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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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lächelten sie von Ohr zu Ohr und verbeugten sich mit zusammengelegten Händen, als wäre er der große weiße Gott, der ihnen zuliebe vom Himmel herabgestiegen war. Er hatte schon öfter überlegt, mal nach Thailand zu fahren. Aber daraus würde wohl nichts werden, jetzt, wo er wieder arbeiten sollte.
    Mikael hatte gerade angerufen und ihm erzählt, dass ihr Plan funktioniert hatte. Die Suspendierung würde bald aufgehoben werden. Er hatte nicht spezifiziert, was unter bald zu verstehen war, sondern vage gesagt, dass es nun nicht mehr lange dauern würde.
    Der Kaffee kam und Truls nippte an der Tasse. Er war nicht sonderlich gut, aber er hatte sich längst damit abgefunden, dass das, was andere Leute als guten Kaffee bezeichneten, nicht seinem Geschmack entsprach. Kaffee musste nach Kaffeemaschine schmecken, nach einer guten alten Kaffeemaschine, gerne mit dem leichten Beigeschmack von Papierfilter, Plastik und altem, angebranntem Kaffeebohnenfett.
    Die Thaifrau ging und setzte sich an den Ecktisch, an dem der Rest der Familie saß. Wie es aussah, waren sie mit der Buchhaltung beschäftigt. Er hörte dem merkwürdigen Singsang zu, ohne ein Wort zu verstehen. Es gefiel ihm, in ihrer Nähe zu sitzen und ihnen gnädig zuzunicken, wenn sie ihm ein Lächeln zuwarfen. Das Gefühl, fast ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Kam er deshalb immer hierher?
    Truls schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf das Problem.
    Das andere, das Mikael erwähnt hatte.
    Sie wollten alle Dienstwaffen einziehen.
    Mikael hatte gesagt, in Verbindung mit den Polizistenmorden müssten alle Waffen überprüft werden und dass er – um zu zeigen, dass diese Aufforderung wirklich für alle galt – seine Waffe bereits am Morgen zur ballistischen Untersuchung abgeliefert hatte. Und er hatte Truls aufgefordert, so schnell wie möglich dasselbe zu tun, Suspendierung hin oder her.
    Der Grund musste die Kugel in René Kalsnes’ Kopf sein. Sie hatten rausgekriegt, dass die aus einer Dienstwaffe stammte.
    Er hatte nichts zu befürchten. Er hatte nicht nur die Kugel ausgetauscht, sondern die Waffe, die er benutzt hatte, schon vor langer Zeit als gestohlen gemeldet. Natürlich hatte er mit dieser Meldung gewartet – fast ein ganzes Jahr –, damit niemand die Waffe mit dem Kalsnes-Mord in Verbindung bringen konnte. Dazu hatte er die Tür seiner Wohnung mit einem Brecheisen aufgebrochen, damit es auch glaubhaft wirkte, und den Einbruch gemeldet. Er hatte eine Unmenge an Sachen aufgelistet, die verschwunden waren, und von der Versicherung 40 000 Kronen als Erstattung bekommen. Und eine neue Dienstwaffe.
    Das war also nicht das Problem.
    Das Problem war die Kugel, die jetzt in der Beweisbox lag. Es war ihm – wie man so schön sagte – noch vor kurzem als eine geniale Idee erschienen. Doch jetzt brauchte er Mikael Bellman plötzlich wieder. Wenn er als Polizeipräsident suspendiert wurde, konnte er Truls’ Suspendierung nicht mehr aufheben. Egal, es war zu spät, um jetzt noch etwas daran zu ändern.
    Suspendiert.
    Truls musste bei dem Gedanken grinsen und prostete seinen Spiegelbildern in den Gläsern der Sonnenbrille zu, die er vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Dann realisierte er, dass er laut gelacht haben musste, weil die Thai ihn so merkwürdig ansahen.
    »Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, dich vom Flughafen abzuholen«, sagte Harry, während er an dem Ort vorbeiging, an dem der Senat anstelle eines Parkes in kollektiver Umnachtung ein Leichtathletikstadion hatte bauen lassen, das wie ein Gefängnis aussah und nur einmal im Jahr für ein internationales Sportfest genutzt wurde. Er musste sich das Handy fest ans Ohr drücken, um durch das Rauschen des nachmittäglichen Verkehrs zu hören, was sie sagte.
    »Ich verbiete dir, mich abzuholen«, sagte Rakel. »Du hast jetzt wichtigere Dinge zu tun. Ich habe mich ohnehin gefragt, ob ich dieses Wochenende nicht mal hierbleibe, um dir ein bisschen Raum zu geben.«
    »Raum wofür?«
    »Um wieder Hauptkommissar Harry Hole zu sein. Es ist lieb von dir, so zu tun, als wäre ich nicht im Weg, aber wir wissen beide, in welchem Zustand du bei diesen Ermittlungen bist.«
    »Ich will, dass du hier bist. Aber wenn du nicht willst …«
    »Ich will die ganze Zeit mit dir zusammen sein, Harry. Ich will auf dir sitzen, so dass du nirgendwohin gehen kannst. Ist das klar? Aber ich glaube, der Harry, mit dem ich zusammen sein will, ist im Moment nicht zu Hause.«
    »Ich mag es, wenn du

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