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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Alphamännchen mit den Frauen zu seinen Füßen. Die eine in seinen Armen, die andere neutralisiert und unschädlich gemacht. Desgleichen die Männer, Asajev war tot, Truls wieder sein Handlanger, der frühere Polizeipräsident eine Figur in ihrem Spiel, die spuren würde, sollte Mikael ihn noch einmal brauchen. Und Mikael wusste, dass er jetzt das Vertrauen des Senats hatte, selbst wenn sie Zeit bräuchten, den Polizeischlächter zu stellen.
    Es war lange her, dass er sich so gut gefühlt hatte, so entspannt. Er spürte ihre Hände. Wusste, was sie tun würden, bevor sie es selbst wusste. Sie konnte ihn entfachen, wenn auch nicht so lichterloh wie andere. Zum Beispiel die, die er gefällt hatte, oder der, der in der Hausmanns gate gestorben war. Aber sie geilte ihn genug auf, damit er es ihr gleich besorgen konnte. Das war Ehe. Und das war gut so. Mehr als genug, außerdem gab es im Leben wichtigere Dinge.
    Er zog sie an sich und schob seine Hand unter ihren grünen Pullover. Nackte Haut, warm wie eine Kochplatte. Sie seufzte leise und beugte sich zu ihm vor. Er mochte eigentlich keine Zungenküsse von ihr. Das war früher vielleicht einmal anders gewesen, aber diese Zeiten waren vorbei. Er hatte ihr das nie gesagt, warum sollte er, solange sie sich das wünschte und er es irgendwie ertrug? Ehe. Trotzdem empfand er es als Erleichterung, als das schnurlose Festnetztelefon, das auf dem Tisch am Ende des Sofas lag, zu zwitschern begann.
    Er nahm es. »Ja?«
    »Hallo, Mikael.«
    Die Stimme nannte seinen Vornamen auf eine so selbstverständliche Weise, dass er davon überzeugt war, den Anrufer zu kennen.
    »Hallo«, antwortete er deshalb und stand vom Sofa auf und ging zur Terrasse. Weg vom Fernseher. Weg von Ulla. Diesen Automatismus hatte er sich im Laufe der Jahre angewöhnt. Halb aus Rücksicht auf sie, halb aus Rücksicht auf seine eigenen Geheimnisse.
    Die Stimme am anderen Ende lachte leise. »Du kennst mich nicht, Mikael, entspann dich.«
    »Danke, ich bin entspannt«, sagte Mikael. »Zu Hause, deshalb wäre es nett, wenn Sie zur Sache kommen könnten.«
    »Ich bin Krankenpfleger im Reichshospital.«
    Mikael Bellman zog die Terrassentür auf und trat nach draußen auf die kalten Steinfliesen, ohne das Telefon vom Ohr zu nehmen.
    »Ich war der Pfleger von Rudolf Asajev. Du erinnerst dich doch an ihn, Mikael? Klar, natürlich tust du das. Ihr beiden habt ja Geschäfte miteinander gemacht. Er hat sich mir anvertraut, in den Stunden nachdem er aus dem Koma aufgewacht war. Er hat mir gesagt, was du gemacht hast.«
    Wolken waren aufgezogen, die Temperatur war gefallen, und die Steinfliesen brannten kalt unter seinen Socken. Trotzdem spürte Mikael Bellman, wie seine Schweißdrüsen arbeiteten.
    »Apropos Geschäfte«, sagte die Stimme. »Vielleicht sollten du und ich auch mal darüber reden?«
    »Was wollen Sie?«
    »Nun, du scheinst keine Umschreibungen zu mögen. Sagen wir also, dass ich Geld möchte, um dichtzuhalten.«
    Das musste der Pfleger aus Enebakk sein, den Isabelle angeheuert hatte, um Asajev aus dem Weg zu räumen. Sie hatte behauptet, dass er sein Honorar liebend gern in Form von Sex angenommen hätte, aber allem Anschein nach hatte das nicht gereicht.
    »Wie viel?«, fragte Bellman versuchsweise direkt, aber längst nicht so cool, wie er wollte.
    »Nicht viel. Ich bin ein Mann mit einfachen Gewohnheiten. Zehntausend.«
    »Zu wenig.«
    »Zu wenig?«
    »Das hört sich nach einer ersten Rate an.«
    »Wir können auch gerne hunderttausend sagen.«
    »Warum sagen Sie das dann nicht?«
    »Weil ich das Geld heute Abend brauche, die Banken sind schon zu und mehr als zehntausend kriegst du an einem Bankautomaten nicht.«
    Verzweifelt. Das waren gute Neuigkeiten. Oder? Mikael Bellman trat an den Rand der Terrasse, sah auf seine Stadt hinunter und versuchte, sich zu konzentrieren. Eigentlich war er in Situationen, in denen alles im Pott lag und ein einziger Fehltritt fatale Konsequenzen haben konnte, am besten.
    »Wie heißen Sie?«
    »Tja. Nenn mich Dan. Wie in Danuvius.«
    »Okay, Dan, damit das klar ist. Die Tatsache, dass ich jetzt mit Ihnen verhandele, bedeutet in keinster Weise, dass ich irgendetwas eingestehe. Es kann durchaus sein, dass ich Sie in eine Falle locke und wegen Erpressung verhafte.«
    »Das sagst du jetzt doch nur, weil du Schiss hast, ich könnte ein Journalist sein, der ein Gerücht gehört hat und dich nun dazu bringen will, irgendetwas preiszugeben.«
    Verdammt.
    »Wo?«
    »Ich habe Dienst,

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