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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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wahr?«
    Die Hand vor seinem Mund lockerte sich etwas, so dass Rico atmen konnte. Es schmeckte nach Kalkstaub und Skiwachs.
    »Es gibt Gerüchte, du hättest in Ila mit einer Polizistin gesprochen, Rico. Hattet ihr was miteinander?«
    Die Wollhand verschwand von seinem Mund. Rico atmete schwer, während seine Zunge nach Speichel suchte.
    »Ich habe nichts gesagt«, keuchte er. »Ich schwöre es. Warum hätte ich das tun sollen? Ich hatte ja nur noch wenige Tage.«
    »Wegen Geld.«
    »Ich habe Geld!«
    »Du hast doch deine ganze Kohle für Drogen ausgegeben. Ich könnte wetten, dass du auch jetzt Pillen in deiner Tasche hast.«
    »Ich erzähl keinen Scheiß! Ich fahre übermorgen nach Thailand. Du kriegst keinen Ärger durch mich, versprochen.«
    Rico hörte, dass sich das Letzte wie das Flehen eines zu Tode verängstigten Mannes anhörte, aber das war ihm egal. Er war zu Tode verängstigt.
    »Entspann dich, Rico. Ich habe gar nicht vor, meinem Tätowierer etwas anzutun, man vertraut doch einem Mann, von dem man sich hat stechen lassen, nicht wahr?«
    »Du … du kannst mir auch vertrauen.«
    »Gut. Pattaya hört sich gut an.«
    Rico antwortete nicht. Er hatte nichts davon gesagt, dass er nach Pattaya wollte … Rico wurde ein Stück nach hinten gekippt, als der andere sich auf seine Lehne stützte und aufstand. »Ich muss los, ich hab noch einen Job zu erledigen. Genieß die Sonne, Rico. Die ist sicher gut für dein Ekzem.«
    Rico drehte sich um. Der andere hatte sich mit einem bis zur Nase hochgezogenen Halstuch maskiert, und es war zu dunkel, um die Augen zu sehen. Dann beugte der Mann sich noch einmal rasch zu Rico herunter: »Wusstest du, dass sie bei Vanessas Obduktion Hinweise auf Geschlechtskrankheiten gefunden haben, von deren Existenz die Medizin noch gar nichts wusste? Halt dich an deine Art, das ist mein Rat.«
    Rico blickte dem Mann nach, der sich schnell in Richtung Ausgang bewegte. Ein Stück entfernt nahm er das Halstuch ab, so dass Rico das grüne Licht des Exit-Schilds auf sein Gesicht fallen sah, bevor er durch den schwarzen Filzvorhang verschwand. Plötzlich schien wieder Sauerstoff in den Raum zu strömen, und Rico saugte ihn in sich auf, ohne die Figur auf dem Exit-Schild aus den Augen zu lassen. Sie schien zu rennen.
    Er war verwirrt.
    Nicht weil die Perversen daran dachten, die Fluchtwege zu kennzeichnen, das hatten sie schon immer getan, sondern weil er noch am Leben war und vor allem wegen dem, was er gerade gesehen hatte. Er war es nicht gewesen. Die Stimme war die gleiche gewesen, das Lachen auch, aber der Mann, den er für den Bruchteil einer Sekunde im Licht des Schildes gesehen hatte, war nicht er. Das war nicht Valentin gewesen.

Kapitel 17
    » H ier bist du jetzt also eingezogen?«, fragte Beate und sah sich in der großen Küche um. Draußen hatte sich die Dunkelheit über den Holmenkollåsen und die Nachbarvillen gelegt. Keines der Häuser hier oben glich dem anderen, allen war aber gemein, dass sie mindestens doppelt so groß waren wie das Haus im Osten der Stadt, das Beate von ihrer Mutter geerbt hatte, und dass die Hecken doppelt so hoch waren, sie Doppelgaragen hatten und an den Briefkästen Doppelnamen standen. Beate wusste, dass sie Vorurteile gegen den noblen Westen der Stadt hatte, aber trotzdem war es seltsam, sich Harry Hole in dieser Umgebung vorzustellen.
    »Ja«, sagte Harry und goss ihnen beiden Kaffee ein.
    »Ist das nicht … einsam?«
    »Hm. Wohnst du mit deiner Kleinen nicht auch allein?«
    »Ja, aber …«
    Sie redete nicht weiter. Was sie meinte, war, dass sie selbst in einem kleinen, gemütlichen gelben Haus wohnte, das nach dem Krieg ganz nach Gerhardsens Geschmack gebaut worden war. Nüchtern und praktisch und ohne die nationalistische Sentimentalität, die Menschen mit Geld dazu veranlasste, sich blockhausartige Festungen wie diese hier zu bauen. Die schwarz gebeizten Rundhölzer, aus denen das Haus, das Rakel von ihrem Vater geerbt hatte, gebaut worden war, verliehen ihm selbst an sonnigen Tagen eine Aura aus Dunkelheit und Schwermut.
    »Rakel kommt an den Wochenenden nach Hause«, sagte er und führte die Tasse an die Lippen.
    »Dann läuft alles gut?«
    »Sehr gut, ja.«
    Beate nickte und sah ihn an. Studierte die Veränderungen. Er hatte Lachfalten um die Augen, sah aber trotzdem jünger aus. Die Titanprothese, die seinen rechten Mittelfinger ersetzte, schlug gegen die Tasse und erzeugte ein leises Klirren.
    »Und was ist mit dir?«, fragte

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