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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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handelt es sich hier aber auch um den schwierigsten Teil der Patientenversorgung. Alle Anweisungen, die Sie bezüglich irgendeines Patienten geben, müssen von mir selbst oder von den beiden Praktikanten, die ich Ihnen nachher vorstellen werde, gegengezeichnet sein. Wenn es sich um Patienten der Intensivstation handelt, bedürfen Ihre Anweisungen in jedem Einzelfall gleich an Ort und Stelle der Gegenzeichnung. Alle übrigen von Ihnen in der Allgemeinstation angeordneten Maßnahmen können pauschal zu verschiedenen Tageszeiten genehmigt werden. Ist das klar?«
    Bellows sah jeden einzelnen seiner Studenten an, diesmal auch Susan, die seinen Blick ungerührt erwiderte. Susans erster Eindruck von Bellows war nicht ausgesprochen günstig. Seine Art kam ihr gekünstelt vor und die Begrüßungsstandpauke ganz und gar überflüssig. Bellows’ Gehabe bestätigte Susans vorgefaßte Meinung über die chirurgische Persönlichkeit: innerlich unstabil, egoistisch, gegen Kritik empfindlich und vor allem träge. Daß Bellows ein Mann war, spielte in Susans Resümee keine Rolle. Sie registrierte es nicht einmal.
    »Und jetzt«, fuhr Bellows fort, »habe ich fotokopierte Lehr- und Arbeitspläne für Sie, die Ihnen einen Überblick über Ihre zukünftigen Aufgaben vermitteln sollen. Die Patienten im allgemeinen Pflegetrakt und in der Intensivstation werden unter Sie aufgeteilt, und Sie arbeiten jeweils direkt mit dem für die Betreuung zuständigen Praktikanten zusammen. Neuzugänge teilen Sie bitte selbst unter sich auf. Bei jedem Neuzugang übernimmt einer von Ihnen die Anamnese. Dann der nächtliche Bereitschaftsdienst: Ich möchte, daß mindestens einer von Ihnen hier bleibt. Das bedeutet für jeden von Ihnen alle fünf Nächte einmal Dienst, was wohl kaum zuviel verlangt ist. Nachtdienste sind sonst häufiger. Wenn noch andere von Ihnen abends länger bleiben wollen, meinetwegen, aber mindestens einer bleibt die ganze Nacht. Setzen Sie sich heute irgendwann zusammen, und machen Sie mir einen Plan.
    Die Visiten beginnen morgens um halb sieben in der Intensivstation. Vorher müssen Sie Ihre Patienten besucht und alle notwendigen Informationen für die Visite beisammen haben. Soweit klar?«
    Fairweather warf Carpin einen verzweifelten Blick zu, lehnte sich hinüber und flüsterte: »Mann, da muß ich ja früher aufstehen, als ich ins Bett komme.«
    »Haben Sie eine Frage, Mr. Fairweather?« erkundigte sich Bellows.
    »Nein«, antwortete Fairweather prompt, eingeschüchtert durch den Umstand, daß der Arzt seinen Namen kannte.
    Bellows sah auf die Uhr. »Für den Rest des Vormittags werde ich Sie in die Station führen und Sie mit dem Personal bekannt machen, das Sie zweifellos mit großer Freude erwartet.« Bellows erlaubte sich ein leicht ironisches Lächeln.
    »Deren freudige Erwartung haben wir schon zu spüren bekommen«, machte sich Susan zum erstenmal bemerkbar. Bellows sah zu ihr hinüber, und wider Willen blieb sein Blick an ihr hängen. »Wir haben ja keine Blaskapelle erwartet, aber so was von kalter Schulter …«
    Susans Erscheinung hatte Bellows bereits nervös gemacht, und jetzt noch ihre Stimme! Bellows’ Puls ging schneller.
    »Miss Wheeler, Sie werden noch lernen müssen, daß die Schwestern hier vorrangig an einer Sache interessiert sind.«
    Niles zwinkerte Goldberg zu, der die Anspielung nicht verstand.
    »Und das ist die Sorge für die Patienten. Hier steht einzig die Pflege im Vordergrund, und zwar eine verdammt gute Pflege. Das Personal hat an schmerzlichen Beispielen erfahren müssen, daß Anfänger gefährlicher sein können als die tückischste Infektion. Bilden Sie sich also nicht ein, daß Sie hier als große Leuchten gelten werden, am allerwenigsten bei den Schwestern.«
    Bellows schwieg herausfordernd, aber Susan antwortete nicht. Sie vervollständigte innerlich ihr Bild von Bellows. Wenigstens schien er ein Realist zu sein, wenn auch kaum jemand, den man sich merken mußte.
    »Also gut. Nach dem Besuch der Station gehen wir in den Operationstrakt. Um halb elf ist eine Gallenblase fällig. Da können Sie wenigstens mal einen Operationskittel anziehen und einen OP von innen sehen.«
    »Und eine Bauchzange anfassen«, entfuhr es Fairweather. Alle lachten, und die Atmosphäre entspannte sich.
    Unten im Reich der Skalpelle führte Dr. David Cowley einen Heidentanz auf. Niemand blieb verschont. Die OP-Schwester war in Tränen ausgebrochen, bevor die Operation halb vorbei war, und hatte ersetzt werden

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