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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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diente. Sie mußte die Operationskleidung deshalb in der Schwesternkabine anlegen, die generell auch die Damenkabine war. Fortschritt der Gesellschaft! dachte Susan sauer. Hier zeigte sich in ihren Augen der männliche Chauvinismus in reinster Blüte. Die Damenkabine war verwaist, und Susan fand gleich einen leeren Spind. Sie hängte ihren weißen Kittel hinein. Neben der Tür zur Dusche hingen die Operationsgarnituren. Es waren einteilige sackartige Kleider aus grober blauer Baumwolle, die Montur für Operationsschwestern. Susan hielt sich ein Kleid vor, besah sich im Spiegel und wurde trotz der einschüchternden fremden Umgebung wütend.
    »Scheißkleid«, sagte sie zum Spiegel, und das Corpus delicti flog im hohen Bogen in den Wäschebehälter, während Susan ihre Schritte resolut zurück in die Halle lenkte. Vor dem Ärzteraum blieb sie einen Moment stehen, wollte fast schon umkehren. Aber dann gab sie sich einen Ruck und stieß die Tür auf.
    Gleich hinter der Tür stand Bellows, der sich gerade aus einem der Schränke einen OP-Anzug holte. Er trug einen seiner James-Bond-Slips (wie er selbst sie zu nennen pflegte) und schwarze Socken und sah aus wie der Hauptdarsteller im Vorspann eines Pornofilms. Beim Anblick von Susan breitete sich Entsetzen über sein Gesicht, und wie der Blitz floh er in das Innere des Raumes, zwischen die sicheren Spinde. Susan, immer noch auf den Flügeln ihrer Rebellion und ungeachtet des überraschenden Anblicks, schritt tapfer zum Schrank und suchte sich Hosen und Oberteil in etwa passender Größe heraus. Dann verließ sie rasch den Ärzteraum. Aus dem Inneren drangen ihr aufgeregte Stimmen nach.
    Zurück im Schwesterngehege, zog sie sich schnell um. Das blaßgrüne Hemd war doch zu groß, ebenso die Hose, die noch dazu für eine doppelt so breite Taille gemacht schien. Während sie den Stoffgürtel so eng wie möglich band, malte sie sich die Standpauke aus, mit der Bellows, der großmächtige Chirurgen-Frischling, sie gleich empfangen würde. Während der kurzen Vorstellungsrunde in der Station war Susan die herablassende Art aufgefallen, mit der er die Schwestern behandelte. Angesichts der Tatsache, daß er kurz vorher deren Diensteinsatz noch in den höchsten Tönen gelobt hatte, erschien Susan dies durchaus paradox. Für sie stand fest: Bellows war, abgesehen von anderen negativen Eigenschaften, ein typischer Vertreter des Machismo. Sie beschloß, ihm auf diesem Gebiet Widerstand zu leisten. Vielleicht machte das die drohende Tretmühle in Beard 5 etwas erträglicher.
    Natürlich war es purer Zufall gewesen, daß sie Bellows in Socken und Unterhose überrascht hatte, doch die symbolischen Aspekte dieser Begegnung gefielen ihr. Susan mußte lachen, bevor sie die Tür zum Operationstrakt öffnete.
    »Miss Wheeler, wie ich annehme«, empfing sie Bellows’ Stimme. Er lehnte lässig an der Wand links von der Tür und hatte offensichtlich auf sie gewartet. Susan fuhr zusammen.
    »Ich muß zugeben, daß Sie mich im wahrsten Sinn des Wortes ohne Hosen erwischt haben.« Auf Bellows’ Gesicht lag ein breites Grinsen, das ihn in Susans Augen fast menschlich machte. »Das war eine der komischsten Situationen, die ich hier seit langem erlebt habe.«
    Susan lächelte ebenfalls, aber es gelang ihr nicht so recht. Gleich würde die Standpauke kommen.
    »Als ich mich von meinem Schreck erholt hatte und mir klar wurde, was Sie dort wollten, fand ich mein Verhalten ziemlich lächerlich«, sagte Bellows. »Einfach zu türmen, meine ich. Ich hätte klaren Kopf behalten und Ihnen gegenübertreten sollen, trotz meines Aufzugs. Jedenfalls ging mir auf, daß ich heute morgen möglicherweise etwas zuviel Betonung auf Äußerlichkeiten gelegt habe, ich meine überhaupt, mein ganzes Auftreten. Ich bin Assistenzarzt mit zweijähriger Berufserfahrung, und damit hat sich’s auch schon. Sie und Ihre Freunde sind meine erste Studentengruppe. In Wirklichkeit will ich nur, daß Ihre Zeit hier so nutzbringend wie möglich wird, für Sie und natürlich im Endeffekt auch für mich.«
    Mit einem erneuten Lächeln und leichtem Kopfnicken ließ er die verdutzte Susan stehen. Jetzt war Susan verunsichert. Bellows’ plötzliche Selbsterkenntnis hatte ihr ihren Rebellionswillen genommen, und sie kam sich jetzt fast lächerlich vor. Der Umstand, daß Susans unerwartetes Auftauchen im Ärzteraum diese Selbsterkenntnis erst zustande gebracht hatte, sprach auch nicht zu ihren Gunsten, denn es war nichts als Zufall

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