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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hundertprozentig weg.
    Über mögliche Komplikationen machte er sich keine Gedanken, und Grübeln über die menschliche Sterblichkeit war ihm fremd. Dafür fühlte er sich zu jung und gesund. Andernfalls hätte er nicht so leicht in die Operation eingewilligt. Zu Bermans Kardinalfehlern gehörte die Neigung, den Wald vor Bäumen nicht zu sehen. Einmal hatte er für seinen Entwurf eines öffentlichen Gebäudes einen Architekturpreis gewonnen, doch der betreffende Stadtrat lehnte das Projekt prompt ab, weil es nicht in die Gegend paßte. Glücklicherweise wußte Berman nichts von Nancy Greenly in der Intensivstation.
    Susan Wheeler war ihm wie ein Stern in finsterer Nacht erschienen. Für sein aufgewühltes Gemüt war sie wie ein Beruhigungsmittel, außerdem ein Zeitvertreib. Ein guter Geist aus der Retorte. Zum erstenmal an diesem Morgen hatte Berman ein paar Minuten lang etwas anderes im Sinn gehabt als das Knie und das Skalpell. Er konzentrierte sich ganz auf Susans Kommentare und ihre viel zu flüchtige Selbstenthüllung. Ob es Susans Attraktivität war, ihre Intelligenz oder seine eigene Seelenlage, wußte er nicht. Jedenfalls war er völlig umgekrempelt und fühlte sich fast wie ein neuer Mensch, als er auf dem Transportwagen lag und im Fahrstuhl zum OP gebracht wurde. Die Spritze, die Miss Sterns ihm verpaßt hatte, mochte ein übriges getan haben. Es war ihm seltsam leicht zumute, und die Bilder vor seinen Augen verschwammen bereits.
    »Schätze, Sie erleben ’ne Menge Leute auf dem Weg zum Blutbad«, redete er den Pfleger an, der uninteressiert seine Nägel säuberte.
    »Ja«, war die erhellende Antwort.
    »Sind Sie schon mal selbst hier operiert worden?« Berman lag auf dem Rücken, die Hände unter dem Kopf verschränkt. Er fühlte erfreut, wie sich in ihm eine himmlische Ruhe ausbreitete. Jetzt stand er über den Dingen.
    »Nee. Noch nie.« Der Pfleger sah auf die Anzeigetafel, als der Lift im zweiten Stock hielt.
    »Warum nicht?« erkundigte sich Berman.
    »Hab’ zuviel gesehen, das wird’s wohl sein.« Der Pfleger schob Berman in die Halle.
    Als er auf seinem Wagen im Warteraum lag, ging ihn die Welt so gut wie nichts mehr an. Er meinte, von einem fröhlichen Schwips befallen zu sein. Auf Anordnung von Dr. Norman Goodman, dem Anästhesisten, war ihm ein Kubikzentimeter Innovar gespritzt worden, eine relativ neue, äußerst wirksame Kombination. Berman versuchte, mit der Frau neben ihm ins Gespräch zu kommen, aber seine Zunge machte nicht mit. Er mußte über sein Ungeschick lachen. Als eine Schwester vorbeiging, wollte er nach ihr greifen. Er griff daneben und lachte. Das Warten störte ihn nicht mehr, nichts störte ihn mehr. Sein Hirn hörte auf, die Ereignisse zu registrieren.
    Im Operationssaal lief alles routinemäßig ab. Schwester Penny O’Rilley war fertig umgezogen und hatte das Tablett mit den dampfenden Instrumenten hereingebracht. Die Assistenzschwester, Mary Abruzzi, war mit einer der pneumatischen Aderpressen aufgetaucht.
    »Noch ein Fall, Dr. Goodman, dann hat sich’s«, sagte Mary. Mit dem Fußpedal hebelte sie den Operationstisch auf die Höhe des Transportwagens.
    »Ausgezeichnet.« Dr. Goodman war bester Laune. Durch den Schlauch ließ er etwas Infusionsflüssigkeit auf den Boden laufen, um die Luftblasen zu entfernen. »Das wird ein Schnellschuß. Dr. Spallek ist einer der Fixesten, und der Patient scheint ein junger, gesunder Kerl zu sein.«
    Dr. Norman Goodman gehörte seit acht Jahren zur Ärzteschaft des Memorial und hatte gleichzeitig einen Lehr- und Forschungsauftrag an der Fakultät. Im vierten Stock des Hilman-Gebäudes unterhielt er ein Labor mit einer ansehnlichen Affenkolonie. Zu seinen Spezialinteressen gehörte die Entwicklung neuer Anästhesiemethoden mittels selektiver Beeinflussung verschiedener Hirnregionen. Erst wenige Wochen zuvor waren er und sein Assistent, Dr. Clark Nelson, auf das Derivat einer Droge gestoßen, das beim Versuch an einem Affen die gewünschte Wirkung erzielt hatte. Mit großer Selbstdisziplin hatte er in diesem Frühstadium sich jeglichen Jubel versagt. Aber die Ergebnisse wiederholten sich bei anderen Tieren. Bis zu diesem Tag hatte er sein Mittel an acht Affen ausprobiert, und alle hatten in gleicher Weise reagiert.
    Goodman hätte gern alles andere an den Nagel gehängt und sich täglich vierundzwanzig Stunden seiner Entdeckung gewidmet. Er war versessen darauf, seine Droge in entscheidenderen Versuchen zu testen, schließlich auch am

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