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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Das mag Ihnen selbstverständlich erscheinen, da niemand von uns verlangt, Patienten aus New York oder Chicago zu pflegen. Aber trotzdem ist es ein sehr wesentliches Merkmal, da es unsere besondere Verantwortung gegenüber der Bevölkerung von Boston unterstreicht. Und daraus folgt: Alles, was diese besondere Beziehung zu unserer Stadt beeinträchtigt, behindert uns gleichzeitig in unserer Hauptaufgabe. Vielleicht kommt Ihnen das unbedeutend vor. Aber das ist es nicht, im Gegenteil. Während der letzten paar Tage sind Beschwerden über Sie zu mir gedrungen, die vom bloßen Ärgernis bis zur Unerträglichkeit reichen. Offensichtlich sind Sie gezielt darauf aus, unsere sorgsam gepflegte Verbindung zu dieser Stadt und ihrer Bevölkerung in Frage zu stellen oder zu zerstören.«
    Susan fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Orens herablassende Art ging ihr immer mehr auf die Nerven. »Mit anderen Worten, wenn man darauf aufmerksam macht, daß die Chance, als Patient in diesem Krankenhaus sein Gehirn einzubüßen, sehr hoch, ja unzumutbar hoch ist, ruiniert man den Ruf der Institution?«
    »Genau.«
    »In diesem Fall scheint mir, daß der Ruf des Krankenhauses nichts ist im Vergleich zu dem irreparablen Schaden, der den Patienten zugefügt wird. Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, daß der Ruf des Krankenhauses ruiniert werden muß, wenn damit das Problem gelöst werden kann.«
    »Aber, Miss Wheeler, das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Wohin sollten sich alle diese Menschen wenden … alle, die täglich auf die Möglichkeiten hier angewiesen sind? Na, hören Sie mal. Und wenn Sie geschickt die Aufmerksamkeit auf unglückliche, aber unvermeidliche Umstände …«
    »Woher wissen Sie, daß sie unvermeidlich sind?« unterbrach ihn Susan.
    »Ich kann nur glauben, was mir die Chefs der betreffenden Abteilungen versichern. Ich bin weder Arzt noch Wissenschaftler, Miss Wheeler, und ich gebe auch nicht vor, eines von beidem zu sein. Ich bin Verwaltungsfachmann. Und wenn man mich mit einer Studentin konfrontiert, die hier Chirurgie lernen soll, aber statt dessen ihre Zeit damit vertut, die allgemeine Aufmerksamkeit auf ein Problem zu lenken, das von qualifizierten Leuten wie Dr. McLeary bereits genauestens untersucht wird, ein Problem, dessen Offenlegung durch Indiskretion ganz Boston unermeßlichen Schaden zufügen würde, ja, dann bin ich gezwungen, schnell und entschieden zu handeln. Offensichtlich haben die Warnungen nichts genützt, ebensowenig die ständige Ermahnung, sich Ihren normalen Pflichten zu widmen. Aber dies soll keine Debatte sein, und ich bin nicht hier, um mit Ihnen zu rechten. Ich hielt es nur für angebracht, Ihnen meine Entscheidung, Ihre Hospitantenstelle betreffend, zu erläutern. Und jetzt werde ich, sofern Sie mich entschuldigen, Ihren Dekan anrufen.«
    Oren ergriff McLearys Telefon und wählte. »Dr. Chapmans Büro, bitte … Bitte Dr. Chapman, hier spricht Phil Oren … Jim? Phil Oren hier, wie geht’s der Familie? Bei uns alles bestens … Ich hab’ Ihnen doch erzählt, daß Ted an der Uni von Pennsylvania angenommen wurde? … Na ja, hoffentlich … Ja, der Grund für meinen Anruf ist eine Ihrer Studentinnen, die hier in der Chirurgie hospitiert … eine Susan Wheeler, Medizinstudentin im dritten Jahr … genau … Ja, ich bleib’ dran.«
    Oren sah Susan an. »Sie sind doch im dritten Jahr?«
    Susan nickte. Ihr Widerstandsgeist war gebrochen und hatte tiefer Niedergeschlagenheit Platz gemacht.
    Orens Blick fiel auf McLeary, der aufgestanden war und sich anscheinend langweilte. »Don, entschuldige«, sagte der Direktor. »Wir hätten in mein Büro gehen sollen. Aber ich bin gleich …« Dann wieder ins Telefon: »Ja, Jim, ich bin noch da … So, sie war eine gute Studentin? Nett zu hören. Aber hier im Memorial kann sie trotzdem nichts mehr werden. Ja, sie sollte in der Chirurgie hospitieren, aber sie hat es sich zur Regel gemacht, weder zur Visite zu erscheinen, noch an Vorlesungen oder Operationen teilzunehmen. Statt dessen bringt sie die halbe Ärzteschaft auf die Palme, allen voran unseren Chef-Anästhesisten. Und außerdem hat sie sich auf unerlaubtem Weg vertrauliche Informationen aus unserer Datenbank erschlichen. Wir haben hier auch ohne ihre freundliche Hilfe Ärger genug … Gut, ich sag’ ihr, Sie wollen sie sprechen … Heute nachmittag, halb fünf. Sehr gut. Ich bin sicher, die werden sie gerne nehmen … genau. (Kichern.) Vielen Dank, Jim. Wir müssen uns bald mal

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