Komm, dunkle Nacht
der Empfänger der Hundekuchen in meinem Rucksack. Ich gebe zu, ich bin enttäuscht. Ich dachte, die wären für dich, Logan. Ich hatte gehofft, du hättest einen etwas kühneren Geschmack entwickelt. Weißt du noch, wie du dich geweigert hast, die delikaten Maden zu essen, die uns damals von den Maori …«
»Das ist Sean Galen«, unterbrach ihn Logan. »Sarah Patrick und ihr Hund, Monty.«
»Angenehm.« Galen half ihr lächelnd aus dem Wagen. Er war Ende Dreißig, etwas über mittelgroß und hatte einen schlanken, athletischen Körper. Das dunkle Haar war kurz geschnitten, lockte sich aber nichtsdestoweniger, und die Augen wirkten so dunkel und eigensinnig wie das Haar. Er sprühte vor Energie.
»Mögen Sie einen Schinken-Makkaroni-Topf?«
Ein Brite? Er hatte einen leichten Cockney-Akzent.
»Gern.«
»Na prima. Das gibt es nämlich zum Abendessen.« Er sah auf Monty hinab. »Du kriegst auch was ab. Dieses Hundefutter und die Vitamintabletten, die ich mitbringen sollte, kommen mir nicht sehr berauschend vor.«
»Na, wenn deine Abenteuerlust am Esstisch nicht weiter geht als Makkaroni mit Schinken«, murmelte Logan.
»Ich wusste ja nicht, dass wir eine Dame zu Gast haben würden, und Castleton sieht mir doch sehr nach Fleisch und Kartoffeln aus.« Er trat an den Straßenrand. »Hier lang. Ich habe das Lager ein Stück weit von den Ruinen aufgeschlagen. Die deprimieren mich.«
Zum ersten Mal blickte Sarah zu der ausgebrannten Forschungseinrichtung hinüber, die nur wenige hundert Meter entfernt lag. Sie war so mit ihrem Zorn, ihrem Groll und ihren Sorgen beschäftigt gewesen, dass sie sich über die Menschen, die hier gelebt und gearbeitet hatten, keine Gedanken gemacht hatte. Viel versprechende Lebenswege, denen die Kugeln der Mörder ein Ende gesetzt hatten …
»Seht ihr? Die Dame ist auch deprimiert«, sagte Galen.
»Kommen Sie, Castleton. Sie können mir beim Servieren helfen.«
»Ich muss in die Stadt zurück.«
»Nach dem Essen. Sie wollen mich doch nicht beleidigen?«
»Ich muss …« Castleton zuckte die Achseln und folgte Galen in den Busch.
Sarah blickte ihnen nach. Sie hatte das Gefühl, überrollt zu werden, und war sich keineswegs sicher, dass sie dieses Gefühl mochte.
»Keine Angst«, sagte Logan neben ihr. »Er wird Sie nicht vergiften. Galen ist ein Gourmet-Koch.«
»Mitten im Dschungel?«
»Mitten in einem Wirbelsturm, wenn nötig. Er ist sehr anpassungsfähig.«
»Ich hatte keine Angst, vergiftet zu werden. Er hat mich nur überrascht.«
»Kann ich verstehen.« Er drängte sie sanft vorwärts.
»Mich hat er auch schon des Öfteren überrascht.«
Offensichtlich waren die beiden gute Freunde. »Was war mit den Maden?«
»Er hat Ihnen verschwiegen, dass ich die verfluchten Dinger letztendlich doch gegessen habe. Er hat mich so in die Enge getrieben, dass ich keine andere Wahl hatte, als das Zeug runterzuschlingen oder unsere Gastgeber zu beleidigen.«
Sie lächelte. »Ich glaube, ich fange an, Ihren Mr. Galen zu mögen.«
»Das überrascht mich nicht. Irgendwie habe ich geahnt, dass er mit dieser Geschichte Ihr Herz gewinnen würde.« Er schwieg einen Augenblick. »Sie können ihm vertrauen, Sarah. Wenn mir irgendetwas zustößt, tun Sie, was er sagt, und er wird Sie raushauen.«
Sie spürte, wie es ihr kalt den Rücken herunterlief, und beschloss, das Gefühl zu ignorieren. »Ich bin es nicht gewöhnt, meine Sicherheit jemand anderem anzuvertrauen. Was macht Galen eigentlich für Sie?«
»Man könnte ihn als professionellen Problemlöser bezeichnen.«
»Probleme wie das, was uns gegenwärtig beschäftigt?«
»So was ist seine Spezialität. Lassen Sie ihn also gewähren, wenn er die Führung übernimmt, sollte irgendetwas schief gehen.«
»Würden auch Sie sich ihm unterordnen?«
»Auf jeden Fall.«
Sie sah ihn skeptisch an. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich auf andere verlassen statt auf sich selbst.«
»Ich habe schon vor langer Zeit gelernt zu delegieren.«
Er lächelte. »Wie sonst wäre ich dazu gekommen, Sie anzuheuern?«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie beiseite treten und mich meine Arbeit machen lassen.«
»Trotz Ihrer schlechten Meinung von mir gelingt es mir nicht, mich meiner Verantwortung zu entziehen.«
»Seit wann kennen Sie Galen?«
»Seit etwa fünfzehn Jahren. Ich habe ihn in Japan kennen gelernt. Er war damals gerade aus dem Militär entlassen worden und arbeitete für einen Geschäftsmann dort.«
»Und Sie haben ihn
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