Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Ich versuchte es ihr auszureden. Ein Kind mit HIV anzunehmen muss einem doch früher oder später das Herz brechen.«
    »Trotzdem haben Sie eingewilligt, ihr zu helfen?«
    »Jeder muss seine eigenen Entscheidungen treffen. Wir  können die anderen beeinflussen, aber die Entscheidung können wir ihnen nicht abnehmen. Ich habe ihr versprochen, wenn sie dieses Kind Ende des Jahres noch immer adoptieren wollte, würde ich ihr helfen.«
    »Warum hat sie sich nicht an mich gewandt? Es gehörte zu meinen Aufgaben, mich um die persönlichen Probleme der Mitarbeiter zu kümmern.«
    »Haben Sie geglaubt, ich hätte Sie eingestellt, um die Verantwortung für die Leute, die ich hierher geschickt habe, an Sie abgeben zu können?«
    »Sie haben viel zu tun.«
    »Nicht so viel. Dieses Projekt lag mir sehr am Herzen. Ich kenne die Akten jedes Mitarbeiters, den Sie eingestellt haben, und kann Stellen aus Ihren monatlichen Berichten zitieren. Ich bin diesen Leuten zwar nie begegnet, aber ich hatte das Gefühl, sie zu kennen.«
    »Sie waren gute Menschen. Das weiß niemand besser als ich.«
    Castleton hielt inne. »Halten Sie mich nicht für gefühllos, aber ich muss gehen. Für die Leute, die getötet wurden, kann ich nichts mehr tun. Aber ich kann dafür sorgen, dass die Verwundeten in ein Krankenhaus in den Staaten geschafft werden.«
    »Ja, ich weiß. Sie haben es eilig.« Er stand auf. »Und es ist Ihnen unangenehm, hier zu sein.«
    »Warum sind wir hier?«, wiederholte Castleton.
    »Ich fand es passend. Galen sagt, ich hätte keinen Sinn für Form und Zeremoniell, doch das stimmt nicht. Jedenfalls nicht in diesem Fall.«
    »Wovon reden Sie? Was erwarten Sie von mir, Logan?«
    »Nur sterben sollen Sie.« Er drehte sich um und schlug Castleton mit dem Handballen unter die Nase, der Knochen zerbarst und bohrte sich ihm ins Gehirn.

4
    »Erledigt?« Galen stand mitten auf dem Weg, als Logan zum Lagerplatz zurückkehrte.
    Logan nickte.
    »Und die Beseitigung?«
    »Niemand wird ihn finden.«
    Galen sah Logan prüfend an. »Ist schon lange her, dass du eine solche Aufgabe persönlich erledigt hast. War es schwer?«
    »Nein.«
    »Nicht mal ein wenig? Du bist nun schon lange ein achtbarer Geschäftsmann, da könnte es dir schwer fallen, zu den alten Methoden zurückzukehren.«
    Logan zog eine Grimasse. »Ich hab’s genossen.«
    »Ich mag Verräter auch nicht. Ich hätte dir die Arbeit gern abgenommen.«
    »Ich weiß. Aber das war meine Sache. Ich hatte ihn ausgewählt. Wenn ich ihn sorgfältiger beobachtet hätte, hätte ich vielleicht gemerkt, dass er zum Verräter geworden ist.« Seine Miene verdunkelte sich, als er über die Schulter in Richtung der Ruinen blickte. »All diese Leben …«
    »Vermutlich war es ein Gelegenheitsverbrechen. Castleton wäre wahrscheinlich ein unbescholtener Bürger geblieben, hätte Rudzak ihn nicht in Versuchung geführt.«
    »Was wissen wir darüber?«
    »Sanchez sagt, er hat eine Million für die Unterstützung beim Angriff auf die Einrichtung gekriegt und zwei Millionen, wenn er dich in die Falle gelockt hätte. Wie bist du darauf gekommen, dass Castleton von Rudzak bestochen wurde?«
    »Ich wusste es nicht, ich habe nur jede Möglichkeit in Betracht  gezogen. Zur Zeit des Angriffs war Castleton bequemerweise gerade in der Stadt. Das hat mich stutzig gemacht. Vielleicht war es Zufall, aber darauf wollte ich mich in dieser Situation nicht verlassen. Ich musste sichergehen. Wenn er schuldig war, musste ich damit rechnen, dass sein Tipp mit Sanchez falsch war. Sanchez hätte mir falsche Informationen über Rudzaks Aufenthaltsort gegeben und ich wäre geradewegs in die Falle marschiert. Deshalb habe ich dich zu Sanchez geschickt.«
    »Weil du wusstest, dass du dich auf mich verlassen kannst.«
    »Weil ich nicht noch mehr Tote zu verantworten haben wollte.
    Ich dachte, hier wäre das Forschungszentrum sicher. Ein Irrtum.
    Rudzak hat Wind davon gekriegt.«
    »Hör auf, dich deswegen zu quälen. Du konntest nicht ahnen, dass Rudzak wieder auftauchen würde. Du wusstest nicht, dass er nicht mehr in Bangkok im Gefängnis saß.«
    »Das stimmt nicht. Ich habe immer gewusst, dass er eines Tages wieder auftauchen würde.«
    »Dann hättest du ihn im Gefängnis umbringen lassen sollen.
    Ich habe dir angeboten, das für dich zu organisieren.« Galen sah Logan von der Seite an. »Warum hast du mein Angebot nicht angenommen?«
    Logan antwortete nicht.
    »Ich habe nie verstanden, was zwischen Rudzak und dir

Weitere Kostenlose Bücher