Komm, dunkle Nacht
Geruchskegel.
Wenn Monty ihn findet, wird er dem Geruch bis zu seiner Quelle folgen. Sind Sie übrigens sicher, dass die Leute, die wir suchen, wirklich irgendwo lagern, oder könnten sie unterwegs sein?«
»Meine Quelle hat Galen mitgeteilt, dass sie lagern. Aber weshalb ist das wichtig?«
»Deshalb«, sagte sie bissig. »Selbst wenn Monty den Geruch findet, könnte er ihn wieder verlieren, und man müsste von neuem anfangen zu suchen.«
»Entschuldigung. War ja nur ’ne Frage. Mir ist all das ja neu.«
Es war den meisten Leuten neu und sie hätte nicht so bissig geantwortet, wenn sie nicht so gereizt gewesen wäre. Dass eine Suche so lange dauerte, war nicht ungewöhnlich, aber diesmal hatte sie ängstlich hinter jeden Baum gespäht, immer besorgt, Monty aus den Augen zu verlieren. Himmel, wie sehr sie das Ende dieser Sucherei herbeisehnte.
»Werden Sie mir wieder ins Gesicht springen, wenn ich frage, wie lange diese Suche noch dauern könnte?«
»Monty kann sich nicht nach Ihrem Terminplan richten. Es wird so lange dauern, wie es dauert. Er tut sein Bestes, verflucht noch mal.«
»Ich weiß«, sagte er leise. »Gibt es irgendetwas, das ich tun könnte?«
Sie holte tief Atem. »Nein. Keiner von uns beiden kann irgendwas tun. Es kommt ganz auf Monty an, ob wir Erfolg haben oder nicht. Wir können noch von Glück sagen, dass es so heiß ist. Bassett wird einen stärkeren Körpergeruch ausscheiden.«
Er zog eine Grimasse. »An sich beglückt mich diese verdammte Hitze nicht gerade.«
Sie beglückte auch Sarah nicht. Sie konnte kaum atmen und war wahnsinnig gereizt.
Finde ihn, Monty, und dann lass uns nach Hause gehen.
Eine Stunde später hörte sie Monty bellen.
Erleichterung durchflutete sie. »Gott sei Dank.«
»Hat er was gefunden?«, fragte Logan.
»Ich glaube, ja. Ich habe ihn gelehrt, nicht zu bellen, ehe er den Geruch aufgenommen hat. Wenn er jetzt zurückkommt, um mich zu holen, wissen wir, dass er …«
Monty sprang ihr entgegen, bellend und schwanzwedelnd.
»Er hat ihn.« Sie nahm die Leine aus ihrem Rucksack und befestigte sie am Halsband des Hundes. »Komm mit.«
»Können Sie dafür sorgen, dass er nicht bellt? Ich will nach Möglichkeit vermeiden …«
»Er bellt nur, um mir zu signalisieren, dass er eine Spur gefunden hat. Wenn ich bei ihm bin, hat er keinen Grund zu bellen.« Sie lief neben Monty her. »Halten Sie sich ran, Logan«, rief sie ihm zu. »Wir können nicht auf Sie warten.«
›Mein Gott, die Frau ist zäh‹, dachte Logan.
Sarah rannte vor ihm her und kämpfte sich durch das Dickicht.
Sie hielt nur gelegentlich inne, wenn Monty in die Luft schnupperte. Sie musste genauso erschöpft sein wie er, doch sie hielt nun schon seit einer Stunde das Tempo. In den letzten zehn Minuten war sie noch schneller geworden, Montys Eifer hatte zugenommen.
Logan atmete keuchend und er sah, wie sich Sarahs Schultern hoben und senkten, während sie sich mühte, die heiße, feuchte Luft in die Lungen zu saugen. Sie musterte den Boden mit der gleichen Geschwindigkeit und Konzentration wie der Hund.
Plötzlich blieb sie stehen.
Auch Logan hielt auf ein Zeichen von ihr in der Bewegung inne. Monty gab keinen Laut von sich, zog aber rasend vor Aufregung an der Leine. Sarah legte ihm die Hand auf den Kopf und er beruhigte sich sofort. Sarah wandte sich um und ging zu Logan zurück. »Da vorn ist irgendwas. Ich glaube, er hat die Geruchsquelle gefunden.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich weiß es einfach.« Sie funkelte ihn an. »Und ich werde nicht mit Monty weiter gehen und riskieren, dass ein Wachposten ihn umlegt.«
»Das verlangt auch niemand.« Er nahm seinen Rucksack ab und setzte ihn auf den Boden. »Ich werde vorgehen und mich vergewissern, ehe ich Galen über Funk verständige.«
»Wenn Sie sich umlegen lassen wollen«, sagte sie sarkastisch.
»Sie brauchen sich nicht weiter zu vergewissern, dass das Lager da vorn liegt. Sie können sich darauf verlassen, Monty weiß es.«
»Und Sie wissen, dass Monty es weiß.« Er öffnete seinen Rucksack. »Ich glaube Ihnen. Ich habe den größten Respekt vor Instinkten. Warten Sie hier auf mich.«
»Natürlich. Warum sollte ich …« Sie hielt inne, als er das Sturmgewehr aus seinem Rucksack zog. »Scheiße. Kein Wunder, dass Sie nicht mehr Wasser für Monty tragen konnten.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Können Sie damit umgehen?«
Er lächelte. »O ja, das kann ich. Ich hab’s im Country Club gelernt.«
Dreißig Minuten
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