Komm endlich her und kuess mich!
Geben Sie mir zwei Minuten!“ Immerhin schaffte sie es auch, innerhalb von neunzig Sekunden einen Rennanzug an- und auszuziehen.
„Sie haben fünf Sekunden. Sonst entscheide ich mich für jemand anderen.“
„Nein. Warten Sie!“ Das Telefon noch am Ohr, eilte sie zur Tür. Sie öffnete, steckte den Kopf hinaus und versuchte, so gut es ging, den Rest ihres Körpers zu verbergen.
Und da stand er. Kampfbereit. Anders als gestern war er nicht leger gekleidet, sondern trug einen maßgeschneiderten Anzug, die breiten Schultern unter dem schiefergrauen Jackett, dem blauen Hemd und der Nadelstreifen-Krawatte noch imposanter. Sein Haar war zu ihrem Bedauern nicht sexy verstrubbelt wie tags zuvor, sondern ordentlich gekämmt.
Ihre Blicke trafen sich, und er ließ das Telefon sinken. „Wollen Sie mich nicht hereinbitten?“
Sasha fluchte still. „Ich … ich bin noch nicht angezogen.“
Die Stirnfalten vertieften sich. „Gehen Sie immer nackt an die Tür?“
Hitze kroch ihren Nacken hinauf und brannte auf ihrem Gesicht. „Natürlich nicht. Ich bin nicht nackt.“
„Beweisen Sie’s“, befahl er leise.
„Na gut.“
Nachdem er sie mit seinem dunklen, intensiven Blick eingehend gemustert hatte, sah Marco ihr so tief in die Augen, dass es ihr den Atem verschlug. Seine haselnussbraunen Augen changierten plötzlich goldgrün, sein Kiefer arbeitete, als kämpfte er gegen ein starkes Gefühl an.
Instinktiv trat sie zurück. Er folgte ihr und schloss die Tür. Die Luxussuite, die ihr vorher so weitläufig vorgekommen war, schien plötzlich eng.
Das Telefon fiel ihr aus der Hand und landete weich auf dem flauschigen Teppich. Mit trockenem Mund wich sie weiter zurück. Er folgte ihr, ohne sie aus den Augen zu lassen.
„Normalerweise gebe ich nichts auf Gerüchte, doch in Ihrem Fall scheinen sie zu stimmen, Sasha Fleming.“
Wie er ihren Namen aussprach – gedehnt, mit dem Hauch eines spanischen Akzents –, verursachte ihr eine Gänsehaut. Ihre Brustspitzen richteten sich auf, und ein Gefühl, dass sie zu ihrem Entsetzen als Verlangen identifizierte, kitzelte ihren Unterleib – köstliche Flammen, die bis in ihre Schenkel züngelten.
„Was denn für Gerüchte?“
„Dass Sie Sex als Waffe benutzen“, hauchte er, während sein Blick auf den verräterischen Spitzen-BH unter ihrem T-Shirt ruhte. „Leider sind Sie dabei ziemlich plump.“
„Wie bitte?“, brachte sie mit piepsiger Stimme hervor, als die Rückseite ihrer Beine ans Bett stieß. „Haben Sie gerade gesagt, dass …“
„Dass Sie Ihre Kunst verfeinern sollten.“ Er kam weiter auf sie zu.
„Was, um Himmels willen, reden Sie denn da?“ Sie spürte, wie ihr das T-Shirt über die Schenkel rutschte, als sie sich über das Bett zurückneigte. „Lassen Sie das!“
Er blieb stehen, zog jedoch mit seinen glühenden Blicken eine Spur der Verwüstung über ihren Körper, ließ nichts aus, bis Sasha das Gefühl hatte, in Flammen aufzugehen.
Verzweifelt fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. „Hören Sie … ich bin nicht die, für die Sie mich halten.“
„Obwohl ich den Beweis mit eigenen Augen sehe?“, flüsterte er heiser.
Sie bückte sich nach ihrem Bademantel, wie vor den Kopf geschlagen von der seltsamen Wendung, die das Gespräch genommen hatte.
„Nun, was auch immer Sie zu sehen glauben, an dem Gerücht ist nichts dran. Können wir nun bitte zu dem eigentlichen Grund Ihres Besuchs zurückkommen?“
Ihre Worte schienen ihn aus seiner finsteren, gereizten Stimmung zu reißen. Er löste den Blick von ihren Schenkeln, atmete langsam aus und blickte sich im Zimmer um. Dann ging er zum Fenster und zog den Vorhang zurück, während sie in ihren Bademantel schlüpfte.
Nach einer Minute drehte er sich um, sein Gesicht vollkommen ausdruckslos. „Ich habe beschlossen, keinen neuen Fahrer anzuheuern. Mitten in der Saison wäre das nicht rentabel. Außerdem haben alle Verträge und Verpflichtungen ihren Sponsoren gegenüber.“
Erneut keimte Hoffnung in ihr auf. Mit weichen Knien ließ sie sich auf die Bettkante sinken und schluckte. „Heißt das, ich vertrete Rafael bis zum Ende der Saison?“
Er schob die Hände in die Taschen und schaute ihr direkt in die Augen. „Sie werden eine Vereinbarung unterzeichnen, in der Sie sich bereit erklären, Rafaels sämtliche Verpflichtungen zu übernehmen. Die Hälfte der Sponsoren hat schon zugestimmt.“
Sashas Herz pochte. „Und die andere Hälfte?“
„Denen wird nichts anderes übrig
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