Komm fass mich an - Erotischer Roman
hatte, zog sie sich im Bad an. Sie hatte keine Lust, über eine Verlobung zu diskutieren. Nicht mit Liam. Irgendetwas suggerierte ihr, dass er es nicht positiv aufnehmen würde, wenn er davon erfuhr, dass sie mit anderen Männern geschlafen hatte, obwohl sie verlobt gewesen war.
Dass ihr Verlobter sie dauernd heruntergeputzt und sexuell frustriert hatte, konnte er schließlich nicht ahnen. Sie erinnerte sich ja selbst kaum an die frühere Faye. Sie schämte sich kein bisschen, dass sie irgendwann den Entschluss gefasst hatte, ihre Sexualität grenzenlos auszuleben. Punkt. Liam würde das jedoch nicht verstehen. Er war nicht so locker drauf wie Mark, was Beziehungen anging.
Sie trippelte auf Zehenspitzen aus dem Schlafzimmer. Ging in seine blitzsaubere, topaufgeräumte Küche. Es sah nicht so aus, als ob dort schon jemals richtig gekocht worden wäre. Sie schrieb ihm einen Zettel: Ich denk an dich. Sie hatte ihn nicht auf seinem zweiten Albtraum begleitet, der ziemlich horrormäßig gewesen sein musste. Er hatte über eine halbe Stunde lang wie ein Irrer um sich geschlagen, bevor er sich endlich beruhigte.
Unmittelbar danach hatten sie ihren bislang schärfsten und geilsten Sex gehabt. Wild und hemmungslos hatte Liam sie flachgelegt.
Noch immer ein wenig wacklig auf den Beinen, ging sie zu dem Spiegel in seiner Flurgarderobe. Und entdeckte Knutschflecke an ihrem Hals, dort, wo er sich festgesaugt hatte. »Wahrscheinlich erinnert er sich an nichts mehr«,
muffelte sie. Sie schnappte sich ihre Handtasche und glitt in ihre Pumps. Düste nach Hause, ihr Verstand raste. Wer war die Frau, die da geschrien hatte?
Als sie das schmiedeeiserne Tor aufschob, hatte sie plötzlich einen Geistesblitz. Keine Ahnung, ob es an Belles Einfluss lag, es kümmerte Faye auch nicht weiter. »Die Tapete! Verdammt, das hätte mir doch gleich auffallen müssen!«, sagte sie laut, eine Angewohnheit, die sie sich dringend würde abgewöhnen müssen.
Sie stemmte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen das sperrige Tor. Bei ihrem ersten Besuch war der Schließmechanismus frisch geölt und das Tor leichtgängig gewesen. Hatte sie zumindest gedacht. Inzwischen wusste sie, dass Belle ihre Finger im Spiel hatte. Sie hatte ihr vorgegaukelt, das Anwesen wäre noch gut in Schuss, obwohl sich jahrzehntelang niemand um den alten, baufälligen Kasten gekümmert hatte.
Sie lief ins Haus und weiter in die erste Etage. An der Tür zu dem betreffenden Schlafzimmer blieb sie stehen und betrachtete die Wände.
Pinkfarbige Rosen rankten auf der Tapete. Blühende Teerosen. Sie schlenderte zu dem Bett und inspizierte den schweren Holzrahmen, der das Guckloch verdeckte. Kniff die Augen zusammen und schätzte mit leicht geneigtem Kopf die Entfernung von dem Loch zu dem Bett ab und von dort zu der gegenüberliegenden Wand.
In ihren Träumen waren es gelbe Rosenknospen gewesen.
Sie lief zu der Wand, entdeckte eine winzige Ritze zwischen den Tapetenbahnen und knispelte mit dem Nagel ihres Zeigefingers daran herum. Die alte Tapete klebte bombenfest und widersetzte sich zunächst hartnäckig Fayes
Forscherdrang. Sie gab jedoch nicht auf und popelte beharrlich weiter.
Nach einer Weile ließ sich ein schmaler Streifen Papier abziehen. Die Tapete, die darunter klebte, war zwar vergilbt, aber das Blumendekor war unschwer zu erkennen: gelbe Rosenknospen. Nicht rosa und auch nicht aufgeblüht.
»Es ist Tantchen Mae, nicht wahr?«, rief sie mit Nachdruck in den Raum. Zum Kuckuck mit Belle.
Faye verschränkte die Arme vor der Brust, lehnte sich an die Wand und wartete. »Tante Mae ist die blonde Frau in meinen Guckloch-Träumen.«
Belle materialisierte sich wie aus dem Nichts. Sie trug einen violettsamtenen Reisemantel und einen breitrandigen Hut. Es sah ganz danach aus, als wollte sie eine kleine Spritztour mit dem Automobil unternehmen. Pech für sie, dass sie das Grundstück nicht verlassen konnte.
Faye spitzte die Lippen. »Weswegen hat Tante Mae geschrien?« Und wieso quält sie Liam mit Träumen von unglücklicher Liebe und so?
»Du bist ein kluges Mädchen«, gab Belle zurück. »Aber ich muss sagen, du hast länger gebraucht, um zu diesem Schluss zu kommen, als ich dachte.«
Das war alles. Belle gab sich mal wieder geheimnisvoll und zugeknöpft. Faye hätte schreien mögen vor Frust.
Stattdessen sammelte sie ihre Gedanken. »Wenn ich von ihr träume, dann muss sie in diesem Haus sein. Wieso hat sie sich noch nie gezeigt?« Sie probierte es mit einer neuen
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