Komm für mich: Erotischer Roman (German Edition)
dieselbe Person sind, geht es mir doch zu weit, mit seiner »dunklen« Seite in Kontakt zu treten. Und zwar viel zu weit.
Da ich aber in gewisser Weise unzurechnungsfähig und auch viel zu neugierig bin, öffne ich die E-Mail und klicke auf den darin enthaltenen Link. Es dauert nur einen Moment, und ich finde mich im Message-Center der Web-Community wieder und starre auf einen weiteren Link mit dem Namen »Hallo Gwendolynne«, der mit einem Avatar versehen ist, der einen Federkiel zeigt. Ein historisches Schreibinstrument für einen Historiker, der geheime Briefe schreibt?
Die Seite zeigt mir, dass der Verfasser der Mail online ist. Noch besteht die Chance, mich auszuloggen. Schließlich muss ich nicht auf den Link klicken. Ich kann jederzeit ein Kreuz in dem Kästchen mit »löschen« machen. Oder nicht?
Obwohl ein »Nein! Nein! Nein!« durch meinen Kopf hallt, öffne ich die Nachricht. Um mich auf einen weiteren erotischen Brief vorzubereiten, wende ich meinen Blick zunächst einmal vom Bildschirm ab. Doch als ich erneut auf den Monitor schaue, sehe ich einfach nur ein Feld, mit dem ich ein Instant-Messaging-System öffnen kann und die »N3me3sis«-Mail-Adresse, die ich bereits kenne.
Ich habe das Gefühl, als würde ein Wirbelsturm in meiner Brust wüten. Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht in Echtzeit mit ihm »reden«. Das führt nun wirklich zu weit. Na ja, zumindest für mich … Er ist wahrscheinlich total scharf drauf!
Ich klicke den Link an, und das Mail-Programm öffnet sich erneut. Sein Name steht bereits im Empfänger-Feld.
Hallo? , tippe ich ein, greife dann nach meinem Weinglas und starre auf die weiße Fläche des geöffneten Message-Fensters. Ich nehme ein paar Schlucke, um meine Hände absichtlich vom Touchpad und der Tastatur entfernt zu halten. Noch kann ich zurück. Aber mein Glas ist leer, und so atme ich tief ein und klicke auf »senden«. Zu spät wird mir klar, dass ich die Nachricht von meiner privaten E-Mail-Adresse aus geschickt habe, sodass er weiß, dass sie von mir stammt. Wenn auch nur ein paar meiner Gehirnzellen funktionieren würden, hätte ich mir eine anonymere Hotmail- oder Google-Identität gegeben. Idiotin! Idiotin! Idiotin! Mir ist ganz danach, meinen Laptop zuzuklappen und das verdammte Ding nie wieder zu öffnen. Jetzt ist es passiert.
Mit klopfendem Herzen schiebe ich das Gerät ans Ende des Bettes, stehe auf und renne ins Badezimmer. Was bin ich doch für ein Feigling! Ich hocke mich aufs Klo, pinkle, tupfe mich ab – und spüre sofort einen heftigen Luststich. Meine Erregung ist so groß, dass ich förmlich zerfließe. Wie zum Teufel ist das denn jetzt passiert? Ich war mir meiner Geilheit nicht mal bewusst. Noch während ich darüber nachdenke, etwas dagegen zu unternehmen, spüre ich, dass der Computer auf mich wartet. Er wartet, als wäre Nemesis im Zimmer nebenan und würde voller Ungeduld wegen meiner unglaublichen Feigheit mit den Fingern trommeln.
Als ich ins Schlafzimmer zurückkehre, hat das Mail-Programm bereits automatisch die neuen Nachrichten aufgerufen. Er hat geantwortet. Ich wage kaum, seine Entgegnung zu öffnen. Als ich mich aber doch traue, sehe ich erneut einen Link für den Instant Messenger und die Worte Angst zu reden?
Ohne zu zögern, schicke ich ein Nein als Antwort und öffne das Mail-Programm mit Vollbildansicht in einem neuen Fenster.
Dort taucht neben dem Federkiel-Icon auch mein Avatar auf, der aus dem sehr fantasielosen Bild eines Buches besteht. Daneben steht mein Name – Librarygirl.
Der Cursor blinkt und blinkt. Hat er kalte Füße bekommen? Ich fange an zu schreiben.
LIBRARYGIRL: Ist da jemand?
Nichts. Also gieße ich mir noch ein Glas Wein ein. Ganz offensichtlich kann er nur große Töne spucken, aber wenn’s zur Sache geht, zieht er den Schwanz ein. Jetzt glaube ich doch nicht mehr, dass Nemesis und Daniel ein und dieselbe Person sein könnten. Professor Adonis mag vieles sein, aber ein Feigling ist er meiner Ansicht nach ganz sicher nicht.
Dann beginnt das Icon für den Verbindungsstatus zu flackern … und da ist die Antwort.
NEMESIS: Hallo, Gwendolynne. Wie schön, endlich mit Dir zu sprechen. Ich habe so lange auf diesen Moment gewartet.
Ist das ein Hinweis? Ist er doch ein Stammkunde der Bibliothek, der seit Monaten Fantasien über mich hat und jetzt nur dazu übergeht, Füller und Papier oder Finger und Tastatur einzusetzen. Also das wäre nun wirklich beängstigend. Hinzu kommt, dass er mich in dieser
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